Reichtum, Armut, Ungleichheit: Information: Reichtum

 

Reichtum

 

Definition

Laut relativer Reichtumsdefinition gilt als Einkommensreicher, dessen Äquivalenzeinkommen (= das Einkommen eines Haushalts bezogen auf die zu ihm gehörenden Personen) mindestens 200 Prozent des mittleren Einkommens beträgt. Im Jahr 2022 lag die Grenze bei einem Ein-Personen-Haushalt bei 4264 Euro Nettoeinkommen (Einkommen nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben) im Monat. Eine Familie mit zwei Kindern gilt demnach als reich, wenn ihr monatliches Haushaltseinkommen mehr als rund 8950 Euro beträgt. Laut der OECD-Skala wären für alle weiteren zum Haushalt gehörenden Personen, die 15 Jahre oder älter sind, der Faktor 0,5 und für Kinder unter 15 Jahren der Faktor 0,3 des Nettoeinkommens in Anschlag zu bringen, das heißt die Einkommensgrenze zum Reichtum würde sich entsprechend nach oben verschieben. Zur Gruppe der „sehr Wohlhabenden“ gehören diejenigen, die mindestens das Dreifache des mittleren Einkommens verdienen (im Jahr 2022: ab 153.600 Euro im Jahr oder 12.800 Euro im Monat).

Vermögensreichtum beginnt nach der Definition der Banken bei den „High Net Worth Individuals“ (HNWI), die über ein investierbares Vermögen von mehr als einer Million US-Dollar verfügen, ohne selbst genutzte Immobilien oder wertvolle Gebrauchsgegenstände. Es folgen die „Ultra High Net Worth Individuals“ (Ultra-HNWI) mit mehr als 30, dann die „Superreichen“ mit mehr als 300 Millionen und schließlich die Milliardäre. – Als reich gilt, wer ein frei verfügbares Vermögen von einer Million Euro hat.

 

Millionär:innen, Multimillionär:innen, Milliardär:innen, Multimilliardär:innen

Laut einer am 4. März 2024 veröffentlichten Aktualisierung des Bloomberg-Milliardärs-Rankings ist der Amazon-Gründer Jeff Bezos mit rund 200 Milliarden Dollar (184 Milliarden Euro) der reichste Mensch der Welt. Mit 198 Milliarden Dollar liegt Elon Musk, der Chef des Autoherstellers Tesla und weiterer Unternehmen, auf Platz zwei. Drittreichster Mensch der Welt ist der Chef des französischen Luxusgüterkonzern LVMH, Bernard Arnault, mit einem Vermögen von 197 Milliarden Dollar.

Laut dem Bericht über globale Ungleichheit, den die Entwicklungsorganisation Oxfam am 14. Januar 2024 anlässlich des Weltwirtschaftsforums von Davos veröffentlichte, haben die fünf reichsten Männer der Welt ihr Vermögen seit 2020 verdoppelt, während 60 Prozent der Weltbevölkerung ärmer geworden sind. Nach den Berechnungen von Oxfam „haben die fünf reichsten Männer der Welt ihr Vermögen seit 2020 von 405 Milliarden Dollar“ (etwa 360 Milliarden Euro) „auf 869 Milliarden Dollar“ (etwa 800 Milliarden Euro) „mehr als verdoppelt“. Das betrifft Elon Musk (Tesla), Bernard Arnault (LVMH), Jeff Bezos (Amazon), Larry Ellison (Oracle) und Warren Buffet (Berkshire Hathaway). Das Gesamtvermögen der fünf reichsten Deutschen ist seit 2020 inflationsbereinigt um rund drei Viertel (73,85 Prozent) gewachsen, von etwa 89 auf etwa 155 Milliarden US-Dollar. „Alle Milliardäre zusammen sind heute um 3,3 Billionen Dollar (34 Prozent) reicher als 2020“, das entspricht etwa 3000 Milliarden Euro.

Wie die französische Beratungsfirma Capgemini in einer am 1. Juni 2023 veröffentlichten Untersuchung mitteilte, besaßen rund 21,7 Millionen Menschen im Jahr 2022 über eine Million Dollar anlegbaren Vermögens. Insgesamt belief sich ihr Vermögen auf 83 Billionen Dollar. Die meisten Dollar-Millionär:innen, gut 6,9 Millionen Menschen, leben in den USA, an zweiter Stelle steht Japan mit 3,55 Millionen, an dritter Stelle Deutschland mit 1,612 (Gesamtvermögen: gut 6,1 Billionen Dollar). China kommt als Viertplatzierter auf knapp 1,5 Millionen „High Net Worth Individuals“ (HNWI). Capgemini berücksichtigt in dem seit 1997 jährlich erstellten „World Wealth Report“ Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, alternative Investments wie privates Beteiligungskapital, Bargeld sowie Immobilien, sofern diese nicht selbst genutzt werden.

Wie aus der am 27. Juni 2023 veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) hervorgeht, verfügten im Jahr 2022 weltweit knapp 62.000 Personen über ein Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen Dollar. In Deutschland gehörten 2900 Menschen zu diesen Superreichen; sie besaßen 21 Prozent des gesamten Finanzvermögens im Land. Mehr als 500.000 Menschen verfügten hierzulande über mindestens eine Million Dollar Finanzvermögen.

Das Vermögen der US-Investors Warren Buffet ist laut dem US-Magazin „Forbes“ am 10. März 2021 auf 100,3 Milliarden US-Dollar (84 Milliarden Euro) gestiegen und liegt damit erstmals über der 100-Milliarden-Dollar-Marke. Damit ist Buffet jetzt der fünftreichste Mensch der Welt. An erster Stelle steht Amazon-Chef Jeff Bezos (derzeit rund 180 Milliarden Dollar), es folgen Tesla-Chef Elon Musk (rund 165 Milliarden), Bernard Arnault und seine Familie vom Luxusgüterkonzern LVMH (159 Milliarden) sowie Microsoft-Gründer Bill Gates (125 Milliarden).
Seit dem 14. Dezember 2022 gilt der französische Unternehmer Bernard Arnault, Chef und Miteigentümer des Luxusgüterkonzerns LVMH, laut der Ranglisten der Superreichen von „Bloomberg Billionaires“ und des US-Magazins „Forbes“ als reichster Mensch der Welt. Bloomberg beziffert sein Vermögen auf 170,8 Milliarden Dollar (etwa 160,6 Milliarden Euro). Er löst damit Twitter-Chef Elon Musk ab, dessen Privatvermögen laut Bloomberg auf 163,6 Milliarden Dollar (etwa 153,9 Milliarden Euro) gesunken ist.

Dem Bericht „Profiting from Pain“ zufolge, den die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam am 23. Mai 2022 anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlichte, gab es zum Stichtag 11. März 2022 weltweit 2.668 Milliardäre und Milliardärinnen, die zusammen über ein Vermögen von 12,7 Billionen Dollar verfügten.

Die BMW-Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt sind laut der im Oktober 2023 vom „Manager Magazin“ veröffentlichten aktuellen Liste die reichsten Deutschen. Das Magazin schätzt das Vermögen der Großaktionärin und des Großaktionärs auf 40,5 Milliarden Euro. Allein in den vergangenen zwölf Monaten konnten sie einen Vermögenszuwachs von 7,2 Milliarden Euro verzeichnen. Das Gesamtvermögen der 500 reichsten Deutschen ist in diesem Zeitraum um 82 Milliarden Euro auf den Rekordwert von knapp 1,1 Billionen Euro gestiegen. In Deutschland leben demnach 226 Milliardär:innen und Multimilliardär:innen, 14 mehr als vor einem Jahr.

Laut einer am 14. Juli 2020 veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) besitzt etwa 1,5 Prozent der Erwachsenen in Deutschland, also etwa jeder 70. Erwachsene, ein individuelles Nettovermögen, also das Bruttovermögen abzüglich der Schulden, von mindestens einer Million Euro. Die Studie erfasst das Vermögen von Personen ab 17 Jahren in Deutschland. Dazu zählen unter anderem Immobilienbesitz, Betriebsvermögen, Sparguthaben, Aktien, Ansprüche aus Lebens- und privaten Rentenversicherungen, wertvolle Sammlungen.

Wie das Statistische Bundesamt am 8. Mai 2023 mitteilte, hatten gut 27.400 aller in Deutschland erfassten lohn- und einkommensteuerpflichtigen Personen im Jahr 2019 Einkünfte von mindestens einer Million Euro. Das waren 4,6 Prozent beziehungsweise knapp 1.200 Einkommensmillionär:innen mehr als im Jahr 2018. Im Bundesdurchschnitt verdienten sie 2,7 Millionen Euro (2018: 2,6 Millionen Euro).

Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 2. April 2024 finanzierte im Jahr 2023 jede hundertste Person von 25 bis 64 Jahren ihren Lebensunterhalt überwiegend nicht durch eigene Erwerbstätigkeit, sondern aus dem eigenen Vermögen, Kapitalerträgen oder Einkünften aus Vermietung und Verpachtung.

0,1 bis 0,5 Prozent der Deutschen haben sehr hohe Einkommen, die sich vor allem aus Kapitalanlagen speisen, sich also quasi anstrengungslos vermehren. Unter http://www.vermoegensteuerjetzt.de/topic/17.reichtumsuhr.html kann die aktuelle Höhe des privaten Geldvermögens in Deutschland abgefragt werden.

 

REICH – OHNE ARBEIT

Der vom Institut for Strategic Finance (isf) der FOM Hochschule in Kooperation mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erstellten Dividendenstudie 2022 zufolge erhalten die Anteilseigner der in Deutschland börsennotierten Aktiengesellschaften im Jahr 2022 insgesamt rund 70 Milliarden Euro an Dividenden. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Rekordzuwachs von fast 50 Prozent.

Allein in Deutschland werden nach Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) jährlich zwischen 250 und 400 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt. Wegen exorbitant hoher Freibeträge – Ehepartner können bis zu 500.000 Euro, die eigenen Kinder bis zu 400.000 Euro erben, ohne dafür Steuern zu zahlen – wurden laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 18. Juli 2023 im Jahr 2022 lediglich auf Erbschaften und Schenkungen in Höhe von 101,4 Milliarden Euro Steuern in Höhe von 11,4 Milliarden Euro gezahlt. Die meisten Erbschaften und Schenkungen liegen unterhalb der Freibeträge und tauchen in den Zahlen der Finanzverwaltungen nicht auf.

Laut einer Studie, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gemeinsam mit der Universität Vechta und dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) erstellt und im Jahr 2021 veröffentlicht hat, haben lediglich zehn Prozent aller Erwachsenen in Deutschland in den vergangenen 15 Jahren geerbt oder eine größere Schenkung erhalten. Dabei entfiel wiederum fast die Hälfte dieser Transfers auf nur zehn Prozent derer, die überhaupt geerbt oder eine größere Schenkung erhalten haben.

„In Deutschland hat man es nicht einmal geschafft, durch eine vernünftige Erbschaftsteuer zumindest für die nächste Generation einen Ausgleich zu schaffen. Bis heute werden die größten Erbschaften häufig niedriger besteuert als die kleinen. Im Jahr 2020 zahlten 40 Prozent der ohnehin Reichen, die in den Genuss einer Erbschaft oder Schenkung von mehr als 10 Millionen Euro kamen, auf ihre leistungslosen Zugewinne überhaupt keine Steuern. 2019 wurden die 127 größten Schenkungen in Höhe von insgesamt 12 Milliarden Euro mit weniger als 1 Prozent besteuert. Währenddessen war bei vielen kleineren Erbschaften ein Satz von 30 Prozent fällig.“ (Aus: Gerhard Schick, Wenn Leistung sich nicht mehr lohnt. Warum wir dringend gerechtere Steuern brauchen, in: Le Monde diplomatique Oktober 2022)

 

In der Regel wöchentlich aktualisierte Informationen zur Thematik finden Sie unter der Überschrift „Der Skandal des Reichtums“ auf dieser Website.


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