Zum 26. September 2016

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hat unmittelbar nach Beginn seiner Amtszeit im August 2010 den Kontakt zu der größten und ältesten Linksguerilla Lateinamerikas gesucht und mit der Unterstützung des damaligen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez Geheimverhandlungen mit der Guerilla begonnen, die am 18. Oktober 2012 in die Aufnahme formeller Friedensgespräche in Havanna mündeten. Am 24. August 2016 einigten sich die beiden Konfliktparteien auf das Abkommen, das nun unterzeichnet wurde. Mit ihm endet nach 52 Jahren der zäheste und blutigste Bürgerkrieg Lateinamerikas. In dem Konflikt wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst. *

In einer Volksabstimmung am 2. Oktober 2016 wurde das Abkommen mit einer hauchdünnen Mehrheit von knapp 60.000 Stimmen (50,2 Prozent gegen 49,8 Prozent) abgelehnt. Am 12. November 2016 haben die Konfliktparteien einen neuen Vertrag unterzeichnet, der nach Angaben beider Seiten einen Großteil der rund 500 Änderungsvorschläge, die aus der Gesellschaft, von Opferverbänden und der rechten Opposition um Expräsident Álvaro Uribe kamen, berücksichtigt. Der Senat stimmte dem Friedensvertrag am 29., das Parlament am 30. November 2016 zu. Damit ist der Friedensvertrag endgültig beschlossen. Ein zweites Referendum ist nicht geplant.

Nach einem Anschlag in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá am 17. Januar 2019 hat Präsident Iván Duque die Friedensgespräche mit der linksgerichteten Guerilla ELN offiziell für beendet erklärt.

* Dem am 28. Juni 2022 vorgelegten Abschlussbericht der kolumbianischen Wahrheitskommission zufolge wurden zwischen 1985 und 2018 in Kolumbien mehr als 450.000 Menschen ermordet – fast doppelt so viele, wie bisher gedacht, die meisten von paramilitärischen Gruppen. Weil viele Opfer nirgendwo registriert sind, könnte die Zahl noch viel höher sein. Etwa in der gleichen Zeitspanne verschwanden mehr als 120.000 Menschen. Mehr als 70.000 wurden entführt, die meisten von der Farc-Guerilla. Mehr als 7,7 Millionen Menschen wurden innerhalb Kolumbiens gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben. Mehr als eine Million ging ins Exil.


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