Zum 17. Januar 1961

Patrice Lumumba, kongolesischer Politiker und von Juni bis September 1960 erster Premierminister des unabhängigen Kongo, und zwei politische Weggefährten werden von katangischen Soldaten unter belgischem Kommando erschossen.

Die Misshandlung der Bewohner des Kongo begann im Jahr 1885 mit der belgischen Kolonialherrschaft. Der belgische König Leopold II. betrachtete das Land als seinen Privatbesitz. Jene Kongolesen, die nicht genügend Kautschuk liefern konnten, ließ er töten oder ihnen die Hände abschlagen. 1908 ging der Kongo – ein Land von der Größe Westeuropas – in den Besitz Belgiens über und wurde im Juni 1960 Hals über Kopf in die Unabhängigkeit entlassen. Kurz zuvor war Patrice Lumumba, der charismatische Führer der Befreiungsbewegung „Movement National Congolais“, aus dem Gefängnis entlassen und zum Regierungschef gewählt worden. Während des Festaktes zur Unabhängigkeitsfeier am 30. Juni 1960 trat Lumumba als entschiedener Verfechter von Freiheit und Würde hervor.

Eine am 23. März 2000 eingerichtete Untersuchungskommission des belgischen Parlaments rekonstruierte die Ereignisse um Lumumbas Tod und legte am 16. November 2001 ihren Abschlussbericht vor – 40 Jahre nach der Tat. In ihrem Schlussbericht kam die Kommission zu dem Ergebnis, dass der belgische König Baudouin von den Plänen zur Tötung Lumumbas wusste und dieses Wissen nicht an die Regierung weitergab. Fest steht, dass die belgische Regierung Lumumbas Gegner im Kongo logistisch, finanziell und militärisch unterstützte. Ein Teil der Schuld wird König Baudouin zugeschrieben, der unter Umgehung der politischen Instanzen seine eigene postkoloniale Politik betrieben haben soll. Ältere Untersuchungen waren zu dem Ergebnis gekommen, dass die Tötung Lumumbas direkt von den Regierungen Belgiens und den USA angeordnet und vom amerikanischen Geheimdienst CIA und örtlichen, von Brüssel finanzierten Helfern ausgeführt wurde.

Die WDR-Dokumentation „Patrice Lumumba – Mord im Kolonialstil“ von Thomas Giefer aus dem Jahr 2000 enthüllt die Hintergründe des Mordes an Patrice Lumumba und fasst die damaligen Ereignisse anhand der Interviews mit mehreren ehemaligen Mitarbeitern und Offizieren der CIA und des belgischen Geheimdienstes zusammen. Diese gaben darin erstmals vor laufender Kamera zu, persönlich an der Tötung Lumumbas und seiner Begleiter sowie der Beseitigung der sterblichen Überreste beteiligt gewesen zu sein. Der inzwischen pensionierte belgische Polizeikommissar Gérard Soete bestätigte, dass hinter der Ermordung Lumumbas neben den belgischen Sicherheitskräften auch die CIA und der britische Auslandsgeheimdienst MI6 standen. Der Westen wollte offenbar verhindern, dass die kongolesischen Uran-Vorkommen den Sowjets in die Hände fielen.

Nach seinem Tod wurde Patrice Lumumba zu einem politischen Mythos und zum Vorkämpfer der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Als charismatischer Anführer und Opfer im Kampf um die Freiheit des Kongo von der kolonialen Herrschaft wurde er zu einer Symbolfigur des antiimperialistischen Kampfes in Afrika.

Quelle: u.a. Wikipedia

 

  • Gerd Schumann, Patice Lumumba, PapyRossa Verlag, Köln 2024

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