Tiger – König des Dschungels

„Der Tiger ist das Gesicht der Biodiversität und das Wahrzeichen für das Naturerbe der Welt“, sagte Julia Marton-Lefèvre, Generaldirektorin der Internationalen Naturschutzunion (IUCN), nach der Unterzeichnung einer Vereinbarung zum Schutz der TIGER im Januar 2014. Teil des Schutzprogramms ist die Wiederaufforstung von Wäldern zur Erhaltung der Lebensräume von Tigern. Beteiligt sind unter anderem Bangladesch, Kambodscha, Indien, Nepal, Indonesien, Laos und Vietnam. Tiger, die größte Wildkatzenart der Erde, besiedeln die tropischen Wälder Südostasiens, die Laubwälder und Mangrovenwälder Südasiens, dichtes und hohes Gras am Fuße des Himalajas sowie die Nadel- und Birkenwälder des russischen fernen Ostens. Ähnlich wie der Löwe im europäischen oder afrikanischen Kulturraum als „König der Tiere“ bezeichnet wird, kommt dem Tiger in asiatischen Kulturen eine ähnliche Bedeutung zu. Attribute wie „König des Dschungels“, „Zar der Taiga“ oder „Herrscher über alle Tiere“ heben die Stellung heraus, die diese Katze im Empfinden menschlicher Gesellschaften besitzt. Bei einzelnen Volksstämmen hatte der Tiger bis in die jüngere Vergangenheit den Status einer Gottheit. Im westlichen Kulturkreis wurde der Tiger dagegen lange eher als blutrünstig und gefährlich dargestellt. Heute ist der Tiger dank seiner Schönheit und seiner sinnbildlichen Stärke eines der weltweit beliebtesten Wildtiere und trägt als Symbol der Wildnis sehr hohe Sympathiewerte, was dem Schutz der Art zugutekommen könnte.

Weltweit ist die Zahl der Tiger seit 1900 um 93 Prozent zurückgegangen. In nur 20 Jahren könnten sie für immer von unserem Planeten verschwunden sein. Sie leben heute nur noch auf einer Fläche, die etwa sieben Prozent ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets umfasst.
Erstmals seit 100 Jahren, als es weltweit noch 100.000 freilebende Tiger gab, stieg die Zahl der Raubkatzen. Zwischen 2010 und 2015 kletterte sie vor allem in Russland, Nepal, Bhutan und Indien von weltweit 3200 auf 3900.

Der WWF legte im August 2022 eine aktuelle Analyse zu potenziellen Lebensräumen des Tigers vor. Demnach kommen 1, 7 Millionen Quadratkilometer, verteilt auf 15 Staaten, in Frage. Eine solche Fläche wäre etwa halb so groß wie Indien und käme etwa einer Verdoppelung der aktuellen Tigergebiete gleich. „Das Verbreitungsgebiet des Tigers ist in den vergangenen 100 Jahren um 95 Prozent geschrumpft. Aber dieser Trend lässt sich umkehren“, so Markus Radday. Der WWF-Bericht „Restoring Asia’s Roar: Opportunities for tiger recovery across their historic range“ zeigt, dass das Potenzial geeigneter Lebensräume durchaus vorhanden ist.

2009 konnten nur noch 3200 Tiger weltweit gezählt werden. Bei der Tiger-Konferenz im Jahr 2010 in St. Petersburg hatten sich die Tiger-Staaten in Südasien, Südostasien, Russland und China auf das Ziel geeinigt, diese Zahl bis 2022 zu verdoppeln. Seitdem ist die Zahl der wild lebenden Tiger zum ersten Mal seit Jahrzehnten zumindest in einigen Ländern wieder angestiegen. Heute (Stand 2022) leben der Umweltstiftung WWF zufolge etwa 4500 dieser majestätischen Großkatzen in freier Wildbahn.

Laut der am 21. Juli 2022 von der Weltnaturschutzunion IUCN vorgestellten Aktualisierung der Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten gilt der Tiger trotz intensiver Schutzmaßnahmen Tiger als stark gefährdet. Besiedelte die größte Raubkatze der Welt einst fast ganz Asien, ist ihr Verbreitungsgebiet seit 1994 noch einmal um mehr als die Hälfte gesunken. Die großen Raubkatzen sind vor allem durch Wilderei, Lebensraumverlust und schrumpfende Bestände ihrer Beutetiere wie Wildschweine und Wildrinder bedroht. Diese konkurrieren mit den Nutztieren der Menschen um wertvolle Ressourcen und werden gejagt. Vor allem wegen der massiven Schlingfallenwilderei, die sowohl Beutetiere als auch Tiger trifft, gibt es in Vietnam, Laos und Kambodscha sogar gar keine Tiger mehr. Zwischen 3.726 und 5.578 Tiger sollen laut IUCN noch in freier Wildbahn leben.

In Asien umfasst der Lebensraum der Tiger nur noch rund fünf Prozent ihres einst riesigen Verbreitungsgebietes. Zu den 13 Tiger-Staaten gehören Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Indonesien, Malaysia, Myanmar, Nepal, Russland und Thailand, außerdem, obwohl dort seit mehr als zehn Jahren keine wildlebenden Tiger nachgewiesen wurden, Kambodscha, Laos und Vietnam. In der Region Südost-Asien ist vor allem die massive Schlingfallenwilderei auf den Tiger und seine Beutetiere das größte Problem.

Laut einer Pressemitteilung des WWF hat Bhutan am 29. Juli 2023 neue Tiger-Bestandszahlen veröffentlicht. Demnach beherbergt der Himalaya-Staat derzeit 131 Tiger – das sind 27 Prozent mehr als bei der Zählung 2015 mit 103 Tigern.

In Indien hat die Tigerpopulation durch den Schutz der indischen Regierung von 1411 Exemplare im Jahr 2006 auf 2967 im Jahr 2018 zugenommen. Dieses Ergebnis der alle vier Jahre stattfindenden Zählung teilte die indische Regierung zum Internationalen Tag des Tigers am 29. Juli mit. Damit beheimate Indien nun drei Viertel der weltweiten Tigerpopulation.
Wie der WWF Deutschland mitteilte, gab die indische Regierung am 9. April 2023 bekannt, dass aktuellen Zählungen zufolge nunmehr 3167 Tiger in Indien leben. Der WWF wertet den Zuwachs als Lichtblick im Kampf für das langfristige Überleben der Tiere. Indien sei ein Schlüsselland für den Tiger. Hier leben mehr als die Hälfte der majestätischen Großkatzen. Offiziell gibt es zwar 13 „Tigerstaaten“, allerdings wurden die Tiere in den vergangenen 25 Jahren in Kambodscha, Vietnam und Laos faktisch ausgerottet.
Eine Unterart des Tigers ist der Königstiger. Er stellt, sowohl heute als auch historisch, die zahlenmäßig am weitesten verbreitete wild lebende Subspezies dar. Königstiger sind auf dem indischen Subkontinent zu Hause und gehören zu den gefährdeten Tierarten. Von dem Nationaltier Indiens und Bangladeschs leben nach Angaben der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) nur noch 2500 Exemplare.

Während ihre Verwandten auf Java und Bali im 20. Jahrhundert ausgestorben sind, steht das Überleben der Sumatra-Tiger auf der Kippe. Es handelt sich um die kleinste noch lebende Unterart des Tigers (die größte ist der Sibirische Tiger). Sie kommt ausschließlich auf der indonesischen Insel Sumatra vor. In einigen Waldgebieten ihrer Heimat hat die Zahl der Tiere pro Fläche zwar zugenommen, inselweit aber stellten Wissenschaftler jüngst einen Rückgang fest. Es gebe nur noch zwei robuste Populationen mit mehr als 30 fortpflanzungsfähigen Weibchen, berichten die Forscher am 5. Dezember 2017 im Fachblatt Nature Communications. Anstelle von Bejagung bedroht heute der Verlust des natürlichen Lebensraums durch Palmölplantagen die letzte noch verbleibende Insel-Unterart des Tigers. Schätzungen zufolge gibt es höchstens noch 400 Exemplare in freier Wildbahn.

Während vor 70 Jahren noch 3000 Malaysia-Tiger (Panthera tigris jacksoni) in den Wäldern Malaysias lebten, sind es derzeit (2023) noch etwa 150. Die Tiere leiden vor allem unter dem Verlust ihres natürlichen Lebensraums. Die Regenwälder werden abgeholzt, um Platz für Palmölplantagen zu schaffen. Zusammen mit Indonesien ist Malaysia einer der Hauptproduzenten von Palmöl. Weitere Gründe für den Rückgang der Population sind die abnehmende Zahl der Beutetiere sowie Wilderei und der illegale Handel mit Tigerteilen. Um ihr Aussterben zu verhindern, wurden im Jahr 2021 Schutzprojekte für die Tiere deutlich ausgebaut.

Wie Nepal zum Internationalen Tag des Tigers am 29. Juli 2022 mitteilte, ist die Anzahl der dortigen Raubkatzen ist auf 355 gestiegen; im Jahr 2009 waren es 121 Tiere.

Mit einem Körpergewicht von bis zu 300 Kilogramm und einer Länge von rund drei Metern ist der Amur-Tiger die größte Raubkatze der Erde. Ursprünglich besiedelte der Amur-Tiger, auch als Sibirischer Tiger bekannt, ein riesiges Gebiet, das sich vom Zusammenfluss der Flüsse Argun und Shilka (ab da heißt der entstehende Fluss Amur) im Westen bis zum Japanischen Meer im Osten erstreckte. Durch den Einfluss des Menschen hat sich sein Verbreitungsgebiet aber auf eine Fläche von etwa der halben Größe Deutschlands im russischen fernen Osten und im angrenzenden Gebiet in Nordost-China reduziert. Die Population war auf rund 450 Tiere geschrumpft. Durch entschiedenes Vorgehen gegen die Wilderei streifen heute wieder rund 600 Amur-Tiger durch die Wälder Sibiriens.

Nachdem vor fast zehn Jahren letztmalig ein Tiger in Kambodscha gesichtet wurde, ist die Raubkatze nun erstmals auch von Naturschützern in dem Land für ausgestorben erklärt worden. „Es gibt heute keine Tiger-Population mehr in Kambodscha, sie sind ausgestorben“, erklärte der WWF am 6. April 2016. Hauptgrund dafür sei die Wilderei – also die illegale Jagd sowohl von Tigern als auch ihrer potenziellen Beute. Kambodschas Wälder waren lange die Heimat von zahllosen Indochinesischen Tigern. Letztmalig gesichtet worden war ein Tier in dem südostasiatischen Land im Jahr 2007.

Mittlerweile rund 7000 Tiger werden auf sogenannten Tigerfarmen gehalten. Die meisten befinden sich in China. Thailand liegt mit 950 an zweiter Stelle. In Südafrika leben nach Berichten von Fachleuten mindestens 500 Tiger in Privathaushalten, werden später auf Jagdfarmen verlegt, wo sie von reichen Jäger*innen aus Übersee erschossen werden. In einer gemeinsamen Resolution verlangen 20 Tigerschutzorganisationen von den 13 Tiger Range Countries (TRC) – den Ländern mit Tigerbestand (Bangladesch, Bhutan, Kambodscha, China, Indien, Indonesien, Laos, Malaysia, Nepal, Russland, Myanmar, Thailand und Vietnam) – ein Verbot aller Tigerfarmen. Der WWF Deutschland fordert vor dem Hintergrund der im November 2022 veröffentlichten Studie der Wildlife Justice Commission „To skin a cat: How organised crime capitalises and exploits captive tiger facilities”, der die Rolle sogenannter “Tigerfarmen” beleuchtet, eine stärkere Strafverfolgung von Tiger-Wilderei und -Schmuggel, die Schließung illegaler Wildtier-Märkte und ein schärferes Vorgehen gegen Tigerfarmen.

Im Jahr 1936 ist das letzte Exemplar des Tasmanischen Tigers gestorben.

29. Juli: Internationaler Tag des Tigers


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