Schädigung der Erdatmosphäre, Klimaveränderung: Information: Folgen der Klimaveränderung: Folgen für die Weltmeere

 

Folgen für die Weltmeere

 

Für den fünften 2014/2015 veröffentlichten Weltklimabericht hat ein internationales Team die gesamte Forschungsliteratur zu den bereits beobachteten und künftigen Folgen der Klimaveränderung für das Leben in den Weltmeeren durchgearbeitet. Das Resümee: Infolge der Klimaveränderung wirken drei Faktoren, welche die Lebensbedingungen für Fische, Säugetiere, Algen und andere Meeresbewohner negativ beeinflussen: Der stärkste Treiber ist die Meereserwärmung. Sie führt schon jetzt zu deutlichen Veränderungen. Zweiter Faktor ist die Versauerung der Ozeane. Diese wird in den kommenden Jahrzehnten an Bedeutung gewinnen und deutliche Auswirkungen auf globaler Ebene und in einzelnen Ökosystemen haben. Dritter Faktor ist die zunehmende Sauerstoffarmut, die vor allem in den Küstenregionen deutlich zugenommen hat.

 

Meereserwärmung

Von der Wärme, die wir in den vergangenen 150 Jahren durch die Verbrennung von fossilen Rohstoffen erzeugt haben, haben die Weltmeere über 90 Prozent geschluckt. Würde die gesamte gespeicherte Wärme aus dem Meer auf einmal in die Atmosphäre frei werden, hätten wir von heute auf morgen einen Temperaturanstieg von 36 zusätzlichen Grad! Ein annähernd global flächendeckendes System mit schwimmenden Messgeräten gibt es erst seit 2006. Forschungsgruppen sind sich aber einig, dass der Wärmeinhalt bis in 2000 Meter Tiefe seit Jahrzehnten steigt.

Dem am 24. September 2019 veröffentlichen „IPCC Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate“ zufolge hat die Erwärmung der Ozeane in den letzten Jahrzehnten „dramatisch zugenommen“. Das Tempo habe sich seit Mitte der 1990er Jahre mehr als verdoppelt.

Laut dem am 19. März 2025 veröffentlichten Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zum Stand des Weltklimas erreichte die Menge der in den Weltmeeren gespeicherten Wärme im Jahr 2024 den höchsten Stand in der 65-jährigen Beobachtungsgeschichte.

Laut einer Studie, über die BBC News am 25. April 2023 berichtete, hat sich die Erde in den letzten 15 Jahren fast so stark erwärmt wie in den 45 Jahren zuvor, wobei ca. 93 Prozent der zusätzlichen Energie von den Ozeanen absorbiert wird, die sich deshalb immer schneller erwärmen. Schon eine Veränderung um ein Zehntel Grad bedeutet die Erwärmung unglaublich großer Wassermassen.

Eine im Fachmagazin Science (1/2019) veröffentlichte Studie kommt zum Ergebnis, dass die Erwärmung der Weltmeere bislang unterschätzt wurde. Laut den Wissenschaftlern aus den USA und China heizen sich die Ozeane im Durchschnitt um 40 Prozent schneller auf, als es noch im jüngsten Weltklimabericht aus dem Jahr 2014 angenommen wurde. Die Folgen einer schnelleren Ozeanerwärmung sind gravierend. Laut der Studie ist mit einem zusätzlichen Meeresspiegelanstieg um weitere 30 Zentimeter bis zum Ende des Jahrhunderts zu rechnen, da das Meerwasser sich durch die Erwärmung ausdehnt („thermische Expansion“).

 

Die Ozeane waren 2019 so warm wie nie zuvor seit Beginn der Messungen in den 50er-Jahren. Die Temperatur habe in den Ozeanen stetig zugenommen und auch das Tempo, mit dem sie sich aufheizen, nehme zu, warnt ein Team internationaler Wissenschaftler im Fachmagazin Advances in Atmospheric Sciences. Ozeane speichern laut Weltklimabericht 93 Prozent der Wärme, während sich auf Luft, Land und Eis gerade einmal sieben Prozent verteilen. Der eigentliche Gradmesser für die Erderwärmung sind also die Meere. Die Erwärmung der Ozeane sorgt dafür, dass sich das Wasser ausdehnt und der Meeresspiegel steigt. Weitere Folgen sind, dass die Ozeane weniger Sauerstoff aufnehmen, die Korallenbleiche zunimmt und die Eisschelfe schmelzen.

Wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am 19. März 2024 bei der Vorstellung ihres Jahresberichts in Genf mitteilte, war an jedem Tag des Jahres 2023 fast ein Drittel der Ozeane überdurchschnittlich warm. In 90 Prozent der Weltmeere wurden eine oder mehrere Hitzewellen verzeichnet. Häufigere und intensivere Erwärmungsphasen der Meere hätten „tiefgreifende negative Folgen“ für Meeres-Ökosysteme und Korallenriffe.

Wie aus Daten der Plattform „Climate Reanalyzer“ der University of Maine hervorgeht, die sich unter anderem auf Satellitenmessungen stützt, verzeichnen die Weltmeere außergewöhnliche Wärmerekorde. Die mittlere Oberflächentemperatur des Nordatlantiks liegt bereits rund ein Jahr lang (seit dem 7. März 2023) an jedem einzelnen Tag auf dem höchsten Tagesstand seit Messbeginn vor rund 40 Jahren – meistens sogar mit einem großen Abstand zum bisherigen Tagesrekord. Bei den Weltmeeren insgesamt seit dem 14. März 2023. Als Hauptgrund für den Anstieg gelten die menschengemachten Treibhausgase. Erst im Juli 2024 lag die Temperatur nicht mehr über den täglichen Vorjahreswerten, allerdings immer noch deutlich über dem Durchschnitt der Jahre 1982 bis 2011.

Rund um das Great Barrier Reef in Australien haben die Wassertemperaturen einen neuen Höchstwert erreicht. Nie war es in den vergangenen 400 Jahren dort so warm wie im Jahr 2024. Die Erwärmung könne auf menschliche Einflüsse zurückgeführt werden, heißt es in dem Bericht eines australischen Forschungsteams im Fachblatt „Nature“ vom 7. August 2024.

 

Einem am 22. Juni 2021 veröffentlichten Bericht der Umweltschutzorganisation WWF zufolge steigen die Temperaturen im Mittelmeer um 20 Prozent schneller als die Meere im globalen Durchschnitt. Am 29. Juni 2025 meldeten Forschende des staatlichen französischen Wetterdienstes Météo-France die höchste je im Juni gemessene durchschnittliche Oberflächentemperatur im Mittelmeer: 26,01 Grad. Die Wassertemperaturen im Mittelmeer liegen derzeit etwa drei Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1991–2020. Laut dem Copernicus Marine Service der EU war der Juli 2025 für das Mittelmeer der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Wassertemperaturen betrugen im Schnitt 26,9 Grad, gebietsweise wurden 28 Grad und mehr gemessen.

 

Die Nordsee hat sich in den vergangenen 45 Jahren doppelt so schnell erwärmt wie die Ozeane. Die Durchschnittstemperatur der deutschen Nordsee stieg um 1,67 Grad, während es bei den Ozeanen 0,74 Grad waren. Das geht aus der Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor, wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ am 9. September 2017 berichtete. Die Regierung beruft sich auf Zahlen des Weltklimarates IPCC und des Alfred-Wegener-Instituts bis zum Jahr 2010. Demnach dürfte sich der Anstieg der Temperatur auch in Zukunft fortsetzen: Bis 2100 könnte sich die Nordsee um weitere 1,7 bis 3,2 Grad erwärmen.
Laut einer Pressemitteilung des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) vom 2. September 2025 folgte im Jahr 2025 auf das wärmste Frühjahr für die Nordsee auch der wärmste Sommer seit Beginn der BSH-Messungen im Jahr 1969. Große Bereiche verzeichneten Oberflächentemperaturen, die 2 Grad und mehr über dem langjährigen Mittel lagen.

Laut einer am 17. Oktober 2024 vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg veröffentlichten Langzeituntersuchung sind Hitzewellen in der Ostsee in den vergangenen rund 30 Jahren immer häufiger geworden. Dafür wurden seit 1993 Daten erfasst. Im Jahr 2022 verzeichnete die Ostsee regional die drittwärmsten bis wärmsten Sommer- und Herbsttemperaturen an der Oberfläche seit 1997.

 

Laut einer am 20. Januar 2021 veröffentlichten Studie in der Zeitschrift „Nature“ fördert die Klimaveränderung das Aufheizen von Seen. Perioden mit außergewöhnlich warmem Oberflächenwasser in stehenden Gewässern, sogenannte „Seen-Hitzewellen“, würden bis zum Ende des 21. Jahrhunderts an Intensität und Dauer zunehmen. Dies bedrohe die Artenvielfalt und bringe die Ökosysteme dieser Gewässer an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
Inwiefern sich die Klimaveränderung auch auf große Seen im Binnenland auswirkt, wird in einem Artikel in der Zeitschrift Communications Earth & Environment am Beispiel des Kaspischen Meeres erläutert.

 

Anstieg des Meeresspiegels

Laut dem Jahresbericht der Wissenschaftsinitiative Indicators of Global Climate Change (IGCC), der bei der UN-Klimakonferenz vom 16. bis 26. Juni 2025 in Bonn vorgestellt worden ist, ist der Meeresspiegel zwischen 2019 und 2024 im Schnitt rund 26 Millimeter pro Jahr angestiegen. Damit habe sich der langfristige Meeresspiegelanstieg seit Beginn des 20. Jahrhunderts mehr als verdoppelt. Seit 1900 sei der durchschnittliche Meeresspiegel weltweit um etwa 22,8 Zentimeter gestiegen.

Laut dem am 30. Januar 2025 veröffentlichten Jahresbericht des Königlich Niederländischen Meteorologischen Instituts KNMI „De staat van ons klimaat 2024“ – Der Zustand unseres Klimas hat sich der Anstieg des Meeresspiegels weltweit seit 1993 mit 2,1 Millimetern pro Jahr auf 4,5 Millimeter pro Jahr 2023 mehr als verdoppelt.

Seit 1900 ist der Meeresspiegel weltweit bis zum Jahr 2022 um rund 20 Zentimeter angestiegen und er steigt immer schneller. Ein Viertel davon ist seit 2006 passiert. Laut einer Mitteilung der Weltwetterorganisation (WMO) vom 29. März 2022 steigt der Meeresspiegel von Jahr zu Jahr auf neue Rekordhöhen: Für den Zeitraum 2013 bis 2021 betrug der Anstieg 4,5 Millimeter pro Jahr. Im Zeitraum 1993 bis 2002, in dem erstmals Satellitenmessungen des Meeresspiegels zur Verfügung standen, waren es noch 2,1 Millimeter pro Jahr.

Ein internationales Team von Wissenschaftlern um Sönke Dangendorf vom Forschungsinstitut „Wasser und Umwelt“ der Universität Siegen haben anhand von Satellitenmessungen errechnet, dass der Meeresspiegel schneller steigt als gedacht. Der Zuwachs könnte bis zum Jahr 2100 mehr als das Doppelte bisheriger Prognosen erreichen, berichtete die Forschergruppe um Steve Nerem von der University of Colorado in Boulder im Jahr 2018 im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences.

Der Meeresspiegel des Mittelmeers ist in den vergangenen Jahrzehnten pro Jahr um 2,8 Millimeter gestiegen.

Schon fünf Inseln der Salomonen im Südpazifik sind Forschern zufolge wegen des steigenden Meeresspiegels und zunehmender Küstenerosion im Meer versunken. Einer am 7. Mai 2016 im Fachmagazin „Environmental Research Letters“ veröffentlichten australischen Studie zufolge sind sechs weitere Inseln des weit verstreuten Archipels akut von Erosion bedroht. Auf einer dieser Inseln seien zwischen 2011 und 2014 schon zehn Häuser im Meer versunken.
Auf einigen Inseln der Republik Fidschi, einem Inselstaat im Südpazifik, müssen Siedlungsgebiete geräumt werden, weil sie wegen steigender Meeresspiegel künftig überflutet sind.

Literatur:

  • Andrea Angeli, Kiribati. Eine Inselwelt versinkt im Meer, Sieveking Verlag, München 2017

Laut Weltklimarat IPCC ist der mittlere Meeresspiegel von Nord- und Ostsee im zurückliegenden Jahrhundert bereits um 15 bis 20 Zentimeter angestiegen. Bis 2100 rechnet die Klimaforschung je nach menschlichem Handeln mit einem Anstieg von bis zu einem Meter.

Sollte der gesamte grönländische Eisschild schmelzen, könnte der Meeresspiegel um sieben Meter ansteigen.

Seit 1875 ist der Meeresspiegel global bereits um 25 Zentimeter angestiegen.

 

Versauerung der Weltmeere

Ozeane nehmen laut der Weltwetterorganisation (WMO) etwa 23 Prozent des von Menschen verursachten Kohlenstoffdioxids aus der Atmosphäre auf. Das allerdings führt dazu, dass der pH-Wert des Meerwassers sinkt und entsprechend versauert. Und das wiederum hat Auswirkungen auf kalkbildende Organismen wie Korallen und Muscheln. Die Versauerung der Ozeane, die bislang rund ein Drittel des menschengemachten Kohlendioxids aus der Luft aufgenommen haben, hat seit Beginn der Industrialisierung nach Angaben des Weltklimarates IPCC um 26 Prozent zugenommen, bis zum Jahr 2100 könnten bis zu 105 Prozent hinzukommen. Dem am 21. April 2023 veröffentlichten Bericht der World Meteorological Organization (WMO) zufolge ist der Abfall des pH-Wertes an der Oberfläche der offenen Ozeane stärker als jemals in mindestens 26.000 Jahren.Die Schäden etwa an den Korallenriffen sind auch bei einer Reduzierung des Kohlendioxids in der Luft nicht zu beheben. Laut aktuellen Prognosen können 2050 praktisch alle tropischen Korallenriffe zerstört sein. „Das Great Barrier Reef ist jetzt das Gesicht des Klimawandels“, meinte Darren Grover vom WWF im Juni 2016 im Blick auf die verheerenden Folgen der Korallenbleiche, die das Great Barrier Reef schwer geschädigt hat.

 

Sauerstoffarmut

Weil sich die Meere erwärmen, sinkt ihr Sauerstoffgehalt kontinuierlich. Computermodelle sagen vorher, dass sich wegen der Klimaveränderung Zonen mit wenig oder keinem Sauerstoff immer weiter ausbreiten. Darunter leiden vor allem die Fische, die dort nicht leben können. Noch empfindlicher sind Muscheln. Eine Studie des Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel hat das nun bestätigt. Die Forscher konnten nachweisen, dass der Sauerstoffgehalt in den Weltmeeren seit dem Jahr 1960 um zwei Prozent abgenommen hat. Für ihre Studie, die in der Fachzeitschrift Nature erschienen ist, nutzten sie alle weltweit vorhandenen Sauerstoffdaten. Bis zum Jahr 2100 sagen Computermodelle eine Abnahme der Sauerstoff-Konzentration in den Ozeanen um sieben Prozent vorher. Sauerstoff löst sich im Wasser nicht besonders gut. Bei 20 Grad lösen sich 9,1 Milligramm Sauerstoff in einem Liter Wasser. Je kälter das Wasser, desto mehr löst sich. Sauerstoff gelangt an der Meeresoberfläche ins Meer, wird aber auch von Wasserpflanzen freigesetzt, die Photosynthese betreiben.

Wie aus einem neuen Bericht hervorgeht, den die Weltnaturschutzunion (IUCN) am 7. Dezember 2019 bei der Weltklimakonferenz in Madrid vorstellte, führt die Klimaveränderung laut Forschern zu einem dramatischen Verlust von Sauerstoff in den Meeren – und bedroht die Fischbestände weltweit. Betroffen seien etwa 700 Meeresregionen in aller Welt. Im Jahr 1960 wiesen nur 45 Gebiete ein zu niedriges Sauerstoffniveau auf.

 

Informationen zu der durch die Klimaveränderung hervorgerufenen Gefährdung des Golfstroms finden Sie hier.

 

Inwiefern sich die Klimaveränderung auch auf große Seen im Binnenland auswirkt, wird in einem Artikel in der Zeitschrift Communications Earth & Environment am Beispiel des Kaspischen Meeres erläutert.


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