Golfstrom – Der große Fluss im Meer

Der GOLFSTROM – sein Name wurde von Benjamin Franklin geprägt und bezieht sich auf den Golf von Mexiko – ist die mächtigste Strömung der Welt. Als Teil eines globalen Kreislaufs von Meeresströmungen transportiert er enorme Mengen warmen Wassers aus den Tropen nach Europa – rund 20 Millionen Kubikmeter pro Sekunde und damit mehr als einhundertmal so viel Wasser, wie über alle Flüsse der Welt zusammen ins Meer fließt. Er transportiert etwa eine Leistung von 1,5 Petawatt, was der elektrischen Leistung von ungefähr einer Million der größten Kernkraftwerksblöcke entspricht. Seine Verlängerung, der Nordatlantikstrom, führt noch so viel Wärme mit sich, dass es in Europa im Schnitt rund fünf Grad wärmer ist, als es nach der geografischen Breite zu erwarten wäre. In Kanada und den nördlichen USA, die ähnlich weit vom Nordpol entfernt liegen, ist es deutlich kälter.

Kleinste Störungen allerdings könnten die Strömung aus dem Nordatlantik bereits aus dem Fluss bringen. Für Aufsehen sorgte eine im Januar 2017 publizierte Studie des US-amerikanischen Wissenschaftlers Wei Liu von der Yale-Universität. Demnach könnte die Umwälzströmung infolge der Erderwärmung deutlich instabiler werden als bislang angenommen. Die Strömung ist heute schwächer als je zuvor in den vergangenen 1000 Jahren. Wissenschaftler um Levke Caesar vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) konnten in einer am 11. April 2018 in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlichten Studie anhand von Temperaturdaten zeigen, dass sich die Umwälzströmung im Atlantik seit 1950 um 15 Prozent verlangsamt hat. Gegenwärtig befindet sie sich in dem schwächsten Zustand seit mindestens einem Jahrtausend.

Noch nie in über 1000 Jahren war die Atlantische Meridionale Umwälzströmung (Atlantic Meridional Overturning Circulation, AMOC), auch als Golfstrom-System bekannt, so schwach wie in den letzten Jahrzehnten. Dies ist das Ergebnis einer am 25. Februar 2021 veröffentlichten Studie von Wissenschaftlern aus Irland, Großbritannien und Deutschland. Laut einer am 25. Juli 2023 im Fachmagazin „Nature Communications“ erschienenen Studie wird die Umwälzzirkulation auf Grund der Klimaveränderung höchstwahrscheinlich noch in diesem Jahrhundert kollabieren – mit unabsehbaren, weltweit spürbaren katastrophalen Folgen.


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