Vermüllung der Welt: Information

 

INFORMATION

 

Allgemein

 

Die Vermüllung der Erde ist ein ebenso dramatisches Signal wie die Klimaveränderung. Plastik macht „nur“ zwölf Prozent des gesamten Abfalls aus. Der Rest ist anderer Müll verschiedenster Art – vom Zigarettenstummel in der Straßenrinne über Metalle und Rohstoffe bis zu gefährlichem Gift- und Atommüll.

Die Weltbank warnt in ihrem am 20. September 2018 in Washington vorgestellten Report „What a Waste 2.0“ davor, dass die GLOBALE Müllmenge bis 2050 um rund 70 Prozent anwachsen wird, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Sie hat hochgerechnet, dass dann pro Jahr 3,4 Milliarden Tonnen Abfall anfallen werden. Im Jahr 2016 seien es „erst“ 2,1 Milliarden Tonnen gewesen – rund 280 Kilogramm pro Kopf.

Dem am 28. Februar 2024 vom UN-Umweltprogramm veröffentlichten „Global Waste Management Outlook 2024“ zufolge droht die weltweite Abfallmenge ohne einen grundlegenden Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft und Null-Abfall-Konzepten bis 2050 um zwei Drittel anzusteigen. Die dadurch ausgelösten Folgekosten könnten sich gegenüber 2020 verdoppeln.

Die wohl weltgrößte Mülldeponie „Jardim Gramacho“ befindet sich bei Rio de Janeiro (Brasilien). In Bantar Gebang in Indonesien leben 6000 Familien auf der größten Müllhalde Südostasiens.

Wie der am 4. März 2021 vorgestellte Bericht „Dirty Profits“ der Nichtregierungsorganisation Facing Finance belegt, tragen europäische Top-Banken, darunter auch die Deutsche Bank und die Commerzbank, durch ihre Milliarden-Investments und Finanzierungen massiv zur globalen Verschmutzung durch Plastik bei. Keine der untersuchten Banken verfüge bislang über eine umfassende Plastikrichtlinie, weder in Bezug auf die Produktionskette noch auf die Konsumgüterbranche. Laut Facing Finance verursachten die seit fast 70 Jahren produzierten ca. 8,3 Milliarden Tonnen Plastik gut 6,3 Milliarden Tonnen Müll, der lediglich zu neun Prozent recycelt und zu zwölf Prozent verbrannt wurde. Fast 80 Prozent des Abfalls landen auf Müllhalden in freier Natur.

Die Organisation Circle Economy veröffentlicht seit 2018 regelmäßig den Circularity Gap Report. Er bietet einen umfassenden Einblick in die weltweiten Materialströme und die wichtigsten Hebel für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft. Die Berichte zeigen, dass die Kreislaufwirtschaft weltweit tendenziell rückläufig ist. Im Jahr 2019 war die globale Wirtschaft noch zu 9,1 Prozent zirkulär, in den Jahren 2021 und 2020 wurden nur noch 8,6 Prozent aller verbrauchten Materialen recycelt, und im Jahr 2022 ist die globale Kreislaufwirtschaft auf nur noch 7,2 Prozent geschrumpft. Dem Circularity Gap Report 2021 zufolge stieg der jährliche Ressourcenverbrauch von 89,8 Milliarden Tonnen im Jahr 2016 auf mehr als 100 Milliarden Tonnen im Jahr 2019. Für 2021 wird mit einem Materialverbrauch von 101,4 Milliarden Tonnen gerechnet. Kleine Effiziensgewinne können mit der steigenden Gesamtnachfrage nicht mithalten.
Zusammen mit dem Öko-Institut, dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung und der FU Berlin erarbeitet der WWF Deutschland das „Modell Deutschland Circular Economy“, das umfassende Informationen zu einer deutschen Kreislaufwirtschaft bereitstellen soll.

 

Heute produziert jeder EU-Bürger und jede EU-Bürgerin im Schnitt jährlich fast eine halbe Tonne Abfall. Zusammen mit dem Industriemüll kommen so im Jahr etwa 2,5 Milliarden Tonnen allein in der  EUROPÄISCHEN UNION zusammen.

Laut einer Mitteilung der EU-Kommission vom 30. November 2022 verursacht jeder EU-Bürger pro Jahr 177 Kilo Verpackungsabfall (in Deutschland mehr als 225 Kilogramm). Zwischen 2009 und 2020 sei die Gesamtmenge an Verpackungsmaterial in der EU um 21 Prozent auf mehr als 13 Millionen Tonnen angestiegen.

In der EU fallen Jahr für Jahr 35 Millionen Tonnen Müll nur deshalb an, weil Produkte nicht repariert und durch Neuware ersetzt werden.

Aktuelle Informationen über die Recyclingquoten und die Verwendung von Recycling-Material in den EU-Mitgliedsstaaten finden Sie hier.

 

Wie aus den Daten der Statistikbehörde Eurostat zu kommunalen Abfällen hervorgeht, entsorgte jede Person in DEUTSCHLAND im Jahr 2020 im Durchschnitt 632 Kilogramm. Das waren 67 Kilogramm mehr als 2005.

Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 2. Juni 2023 betrug das Abfallaufkommen in Deutschland im Jahr 2021 nach vorläufigen Ergebnissen 411,5 Millionen Tonnen. Mehr als die Hälfte, 222 Millionen Tonnen, gingen auf die Baubranche zurück. Knapp 82 Prozent der Abfälle, 336,9 Millionen Tonnen, wurden stofflich oder energetisch verwertet.

Wie das Statistische Bundesamt am 18. Dezember 2023 nach vorläufigen Angaben mitteilte, wurden im Jahr 2022 bei den privaten Haushalten insgesamt 37,0  Millionen Tonnen Abfälle eingesammelt, 3,3 Millionen Tonnen beziehungsweise 8,2 Prozent weniger als im Jahr 2021. Das Pro-Kopf-Aufkommen an Haushaltsabfällen sank um 46 Kilogramm auf 438 Kilogramm. Das Aufkommen an Haushaltsabfällen sank damit auf den tiefsten Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2004. Zu Haushaltsabfällen zählen Hausmüll (Restmüll), Bioabfälle, Wertstoffe, Sperrmüll und sonstige Abfälle wie beispielsweise Batterien und Farben.

Wie das Statistische Bundesamt am am 12. September 2023 nach Angaben der EU-Statistikbehörde Eurostat mitteilte, fielen im Jahr 2022 rund 237 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf hierzulande an. Seit 2005, dem Jahr, in dem für die Europäische Union erstmals Zahlen vorliegen, ist die Pro-Kopf-Menge an Verpackungsmüll in Deutschland um 26 Prozent gestiegen. Erfasst werden dabei nicht nur die Verpackungsabfälle privater Haushalte, sondern der insgesamt in einem Staat anfallende Verpackungsmüll.

Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 5. September 2022 haben die privaten Haushalte in Deutschland im Jahr 2020 etwa 2,6 Millionen Tonnen Bioabfälle kompostiert – durchschnittlich rund 31 Kilogramm pro Kopf.

 

 

Beispiele

 

  • Plastik

Seit der Entwicklung von Plastik in den frühen 1950er Jahren hat die Menschheit nach einer Hochrechnung weltweit etwa 8,3 Milliarden Tonnen des Materials produziert (eine abstrakte Zahl, die Forscher um Roland Geyer von der University of California umgerechnet haben: Demnach entspricht der Plastikberg einer Milliarde Elefanten, 80 Millionen Blauwalen, 822.000 Eiffeltürmen oder 25.000 Gebäuden von der Masse des Empire State Buildings). Das allermeiste davon befinde sich heute als Müll in der Umwelt, bestenfalls noch auf Deponien, berichten US-Forscher im Juli 2017 im Fachblatt Science Advances. Bis zum Jahr 2050 werde sich die Menge an Plastikmüll vermutlich auf etwa zwölf Milliarden Tonnen vergrößern. Laut Schätzungen der UN werden mittlerweile jährlich etwa 400 Millionen Tonnen Plastikmüll weltweit produziert. Nur neun Prozent des Mülls werden laut UN wiederverwertet. Der Rest landet in Deponien, wird verbrannt, ins Ausland exportiert oder treibt über Flüsse in die Meere. Rund elf Millionen Tonnen landen jedes Jahr in den Ozeanen.

Wasser in Plastikflaschen verursacht weltweit ein gigantisches Müllproblem. Wie aus der anlässlich des Weltwassertages am 22. März 2023 veröffentlichten Studie „Global Bottled Water Industry: A Review of Impacts and Trends“ des UN-Instituts für Wasser, Umwelt und Gesundheit hervorgeht, werden weltweit pro Minute mehr als eine Million mit Wasser gefüllte Plastikflaschen verkauft, von denen lediglich 14 Prozent recycelt werden.
Laut Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) werden in Deutschland pro Jahr 16,4 Milliarden Plastikflaschen weggeworfen. „Das sind 470.000 Tonnen Müll. Stellt man all die Flaschen übereinander, reicht das 14 Mal von der Erde bis zum Mond.“ (Quelle: Frankfurter Rundschau vom 27. August 2020)

Laut einer am 7. Februar 2023 veröffentlichten Untersuchung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) stammt ein Drittel des an den Stränden Spitzbergens angeschwemmten eindeutig identifizierbaren Plastikabfalls aus Europa, ein großer Teil davon aus Deutschland.

Im Jahr 2019 hat die EU nach Angaben der Kommission 1,5 Millionen Tonnen Plastikabfälle exportiert, zumeist in die Türkei und asiatische Länder wie Malaysia, Indonesien, Vietnam, Indien und China. Der Anteil, der nach China ging, fiel jedoch nach Angaben der EU-Kommission drastisch, seit das Land 2018 selbst Beschränkungen beschlossen hatte.

Die Plastikmüll-Exporte aus Deutschland in andere Staaten gehen zurück. Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 6. Juni 2023 wurden im Jahr 2022 gut 745.100 Tonnen Kunststoffabfälle ausgeführt, die meisten davon, 153.300 Tonnen (= 21 Prozent) in die Niederlande; es folgen die Türkei (knapp 92.400 Tonnen) und Polen (gut 81.800 Tonnen). Im Vertrag der Ampel-Koalition ist vorgesehen, dass der Export von Abfällen europarechtlich nur noch in „zertifizierten Recyclinganlagen“ möglich sein soll.

Die Antwort im Namen der Bundesregierung vom 19. Oktober 2020 auf eine kleine Anfrage der Partei Bündnis 90/Die Grünen hat zutage gebracht, dass die Exportmenge an Kunststoff-Verpackungsmüll drastisch angestiegen ist: Jährlich exportiert Deutschland rund eine Million Tonnen Kunststoffabfälle (Verpackungsabfälle aus dem gelben Sack plus andere Abfälle, zum Großteil aus Gewerbe und Industrie). Diese gehen vor allem nach Malaysia und in die Türkei und damit in Länder mit einem deutlich schlechteren Abfallmanagementsystem. Für rund 90 Prozent des Abfalls gibt es keine klare Nachweispflicht, ob der Plastikmüll recycelt oder überhaupt legal verwertet wird. Was also in den betroffenen Ländern geschieht, wie und ob der Plastikmüll weiterverarbeitet wird, kontrolliert keine der deutschen Behörden. Nur für exportierten Verpackungsmüll aus dem Gelben Sack gibt es klare Vorschriften, dass dieser recycelt werden muss.  Jedoch macht er nur 12,5 Prozent am Kunststoffabfall-Export aus.

Wie der Entsorgungsverband BDE mitteilte, sind im Jahr 2023 rund 158.000 Tonnen Kunststoff-Abfälle aus der Bundesrepublik nach Asien transportiert worden und damit circa 51.000 Tonnen mehr als ein Jahr zuvor. Der BDE-Statistik zufolge machen die Asien-Exporte ein Viertel aller Plastikabfall-Ausfuhren aus Deutschland aus. Alles in allem betrug das Ausfuhrgewicht im vergangenen Jahr rund 685.000 Tonnen und damit nur etwa halb so viel wie 2013 (1.325.000 Tonnen). In der BDE-Statistik, die bis zum Jahr 2008 zurückgeht, ist es der mit Abstand niedrigste Wert – seit 2016 sinken die Plastikabfall-Mengen kontinuierlich. 2022 waren es noch rund 757.000 gewesen. Hauptabnehmer waren 2023 die Niederlande (rund 126.000 Tonnen), gefolgt von Malaysia (90.000), der Türkei (86.000), Polen (65.000), Indonesien (40.000), der Schweiz (39.000), Österreich (38.000) und Belgien (30.000). Auch Vietnam (25.000) und Tschechien (16.000) waren unter den zehn wichtigsten Abnehmer-Staaten.

Das am 6. Januar 2021 veröffentlichte WWF Hintergrundpapier „Mikroplastik in der Umwelt“ enthält neuste wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Mikroplastik. Ihm zufolge verspeist jeder Mensch pro Woche in etwa das Äquivalent einer Kreditkarte, vor allem über mit Mikroplastik durchsetztes Trinkwasser, aber auch über Lebensmittel wie Honig, Muscheln oder Fisch. Weitere Quellen sind der Abrieb von Mikroplastik in Plastikflaschen und Synthetikfasern in der Atemluft. Laut WWF wurde in den vergangenen zwanzig Jahren so viel Plastik produziert wie in allen Jahren zuvor zusammen.

Dass Kunststoffe auch an die entlegensten Orte der Erde gelangen können, haben bereits zahlreiche Studien gezeigt. Plastikpartikel wurden zudem in Meerestieren und Vögeln gefunden, die sich ihre Nahrung in den Ozeanen suchen. Und sogar in Menschen hat man die Kunststoffteilchen schon nachgewiesen: in der Milz, den Nieren und in der Leber. Erst Ende März 2022 berichteten Forschende aus den Niederlanden zudem, Mikroplastik im menschlichen Blutkreislauf gefunden zu haben. Sie stellten die Frage, ob die Partikel von dort aus in die Organe gelangen und möglicherweise sogar die Blut-Hirn-Schranke überwinden können. Wenig später wurden diese winzigen Teilchen nun auch in der Lunge entdeckt.

Das Umweltbundesamt beziffert die Zahl der Einwegbecher für Kaffee mittlerweile auf sagenhafte 2,8 Milliarden Stück pro Jahr, das sind 320.000 in jeder einzelnen Stunde. Stellt man diese mit dem dazugehörigen Plastikdeckel aufeinander, entsteht ein 300.000 Kilometer hoher Turm. In Form einer Kette ließe sich die Erde damit mehr als siebenmal umrunden. Für diese 2,8 Milliarden Becher müssen 43.000 Bäume gefällt werden, werden 1,6 Milliarden Liter Wasser verbraucht, 320 Millionen Kilowatt Strom benötigt, 3000 Tonnen Rohöl verarbeitet und am Ende 40.000 Tonnen Abfall produziert. Wegen ihrer Kunststoffbeschichtung lassen sie die Becher praktisch nicht recyceln.
Im Jahr 2008 wurden in Deutschland etwa 800 Tonnen Kaffeekapseln verkauft, 2014 waren es nach Angaben des Kaffeeverbandes dann schon 17.750 Tonnen (drei Milliarden Stück, ein Müllberg von 5000 Tonnen Aluminium und Plastik) und 2015 bereits 20.600 Tonnen.

Weitere Informationen zum Thema Plastikmüll finden Sie hier.

 

  • Kleidung

Pro Jahr bleibt ein 92 Millionen Tonnen schwerer Müllberg an Kleidung auf der Erde liegen. Während zur Jahrtausendwende noch 50 Milliarden Kleidungsstücke pro Jahr verkauft wurden, waren es 2015 schon doppelt so viele. Und bis 2030 soll sich dieser Wert mehr als verdreifachen. Gleichzeitig tragen wir die Kleidung immer seltener, jedes fünfte Stück wandert ungetragen in den Müll- oder Altkleidersack. Sie wird mehr und mehr zur Wegwerf-Ware (vgl. die am 20. November 2015 unter dem Titel Wegwerfware Kleidung veröffentliche Zusammenfassung der Ergebnisse einer repräsentativen Greenpeace-Umfrage zu Kaufverhalten, Tragedauer und der Entsorgung von Mode). Weniger als ein Prozent der entsorgten Altkleider werden laut einem Greenpeace-Bericht zu neuen Kleidungsstücken recyclet. Zwei Drittel der heutzutage hergestellten Kleidung werden aus synthetischen Plastikfasern produziert und sind nicht recyclebar. Etwa 45 bis 60 Prozent der weltweit gespendeten Kleidung wird exportiert, vor allem nach Afrika. Ghana, Nigeria, Kenia und Tansania gehören zu den größten Importeuren. Das Problem ist nicht nur die Menge der Altkleider, sondern auch das enorme Ausmaß der Überproduktion. In der Modeindustrie wird 40 Prozent zu viel produziert. Das sind vier von zehn Shirts, die direkt in die Mülltonne geworfen werden, da diese Kleidung nicht verkauft oder getragen wird.

Nach Angaben des Europäischen Parlaments werden durch synthetische Textilien weltweit jährlich eine halbe Million Tonnen Mikroplastikfasern in die Ozeane freigesetzt – das macht 35 Prozent des weltweiten Eintrags von Mikroplastik in die Meere aus. (Frankfurter Rundschau vom 6. Februar 2024)

Laut der EU-Kommission werden in Europa jährlich elf Kilogramm Textilien pro Person weggeworfen, weltweit wird jede Sekunde eine LKW-Ladung Textilien auf Deponien abgelagert oder verbrannt.
Laut einem Beschluss vom 5. Dezember 2023 dürfen größere Händler unverkaufte Kleidung in der EU künftig nicht mehr vernichten. Für kleine Unternehmen gibt es den Angaben zufolge Ausnahmen, für mittlere Unternehmen eine Übergangsfrist von sechs Jahren. Grundsätzlich soll das Verbot zwei Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung angewendet werden.
Wie viele Tonnen unverkaufte Kleidung pro Jahr in der EU genau vernichtet werden, ist unklar. Einer Mitteilung des Bundesumweltministerium zufolge habe eine Untersuchung der Uni Bamberg von 2019 ergeben, dass knapp vier Prozent der Retouren vernichtet würden. Das seien in Deutschland etwa 20 Millionen Produkte pro Jahr.

Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundeamtes vom 22. März 2023 hat Deutschland im Jahr 2022 rund 462.500 Tonnen Altkleider und andere gebrauchte Textilwaren exportiert. Umgerechnet auf die Zahl der Bevölkerung hierzulande entspräche das einer exportierten Menge gebrauchter Textilien von 5,5 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2022. Der Exportweg ins Ausland ist nur einer von vielen für aussortierte Altkleider und gebrauchte Textilwaren. Was nicht direkt auf dem Second-Hand-Markt oder über private Altkleidersammlungen bei Gewerbebetrieben oder karitativen Einrichtungen landet, wird von den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern eingesammelt – zum Beispiel über Altkleidercontainer oder Recyclinghöfe. Nach vorläufigen Ergebnissen wurden 2021 rund 176.200 Tonnen solcher Textil- und Bekleidungsabfälle bei den privaten Haushalten in Deutschland eingesammelt. Binnen zehn Jahren haben diese Textil- und Bekleidungsabfälle um 70,4 Prozent zugenommen: Im Jahr 2011 waren noch 103.400 Tonnen eingesammelt worden.

Laut der am 25. Juni 2020 veröffentlichten Neuauflage der Alttextilstudie „Bedarf, Konsum und Wiederverwendung von Bekleidung und Textilien“ des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (BVSE) hat die Sammelmenge von Alttextilien in Deutschland von rund einer Million Tonnen im Jahr 2013 um 300.000 Tonnen auf rund 1,3 Millionen Tonnen im Jahr 2018 zugenommen. Das sind pro Einwohner gut 15 Kilogramm.

Greenpeace-Recherchen zufolge verursacht der Handel mit gebrauchter Kleidung immer höhere Müllberge in Ostafrika. Allein in Deutschland werden jährlich mehr als eine Million Tonnen Altkleider gesammelt, wie die Umweltorganisation am 22. April 2022 mitteilte. Knapp ein Drittel wird in Deutschland als Secondhand-Ware weiterverkauft und der Großteil nach Osteuropa und Afrika exportiert. Den Recherchen zufolge haben 30 bis 40 Prozent der Ware keinen Marktwert mehr, weil sie defekt, verschmutzt oder für das örtliche Klima ungeeignet sind. Die Kleidung lande auf Mülldeponien, in Flüssen oder werde unter freiem Himmel verbrannt, hieß es.

Auf der Documenta 15 in Kassel (2022) hatten die Künstler des „Nest“-Kollektivs aus Kenia einen Pavillon aus tonnenschweren Quadern mit gepressten Altkleidern gebaut, wie sie nach Afrika geliefert werden. Im Innern des Pavillons informierten sie durch eine Begleitfilm darüber, wie der Handel funktioniert. Die Importeure können nur ganze Quader mit Tausenden von gepressten Textilien kaufen, ohne Einfluss auf den Inhalt. Die Exporteure nutzen das skrupellos aus: Die wertigen Stücke werden an den Außenseiten aufgeschichtet, das Innere des Quaders wird mit Minderwertigem ausgefüllt. Der textile Schrott landet in der Umwelt, denn Müllverbrennungsanlagen gibt es nicht.

 

  • Elektroschrott

Laut dem am 20. März 2024 veröffentlichten Global E-Waste Monitor 2024 der Vereinten Nationen fällt weltweit immer mehr  Elektroschrott an, allein im Jahr 2022 waren es 62 Millionen Tonnen. Allein damit könne man 1,55 Millionen 40-Tonnen-Lastwagen füllen, die Stoßstange an Stoßstange ungefähr rund um den Äquator reichen würde. Das ist ein Rekord – und ein Anstieg um 82 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010. Lediglich 22,3 Prozent des Elektroschrotts sei nachweislich ordnungsgemäß gesammelt und aufgearbeitet worden.

Die internationale Initiative „Das E-Schrott-Problem lösen“ („solving the e-waste-problem“, kurz: step) hat auf ihrer englischsprachigen Internetseite viele Informationen zum Thema aufbereitet. Weitere Hinweise finden Sie hier.

Dem am 15. Juni 2021 veröffentlichten Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge wird Elektroschrott zunehmend zu einer Gesundheitsgefahr, vor allem für Kinder. Die Giftstoffe, die in den alten Geräten stecken, gefährdeten besonders die Gesundheit von Frauen und Kindern, die auf Mülldeponien in Asien und Afrika arbeiten. Dies betrifft allein 18 Millionen Kinder weltweit, manche von ihnen nicht älter als fünf Jahre, die beim Auseinanderbauen der Geräte helfen und neben den Deponien leben oder spielen, sodass sie den Schadstoffen unmittelbar ausgesetzt sind. Nahezu 13 Millionen Frauen weltweit verdienen sich mit der Suche nach Wiederverwertbarem auf Mülldeponien ihren Lebensunterhalt und sind dabei häufig giftigem Elektronik-Müll ausgesetzt.

Der illegale Export von Elektroschrott ist ein Millionengeschäft, das die Umwelt sowie das Leben und die Gesundheit vieler Menschen zerstört. In China ertrinken ganze Städte regelrecht in unseren alten Geräten. In Schwellen- und Entwicklungsländer werden dem Elektroschrott mit einfachsten Mitteln (Feuer, Hammer und Zange, Säurebad etc.) und großer Belastung von Mensch und Umwelt Stoffe entnommen. Neben Erwachsenen betreiben oft auch Kinder dieses Recycling; vgl. das im Jahr 2011 von Unicef als Foto des Jahres ausgezeichnete Bild von der Giftmüllhalde Agbogbloshie in der Nähe von Ghanas Hauptstadt Accra. Die Deponie gilt als größte Elektromüll-Halde der Welt. „Sodom und Gomorrha“ nennen sie die Bewohner. Der Dokumentarfilm „Welcome to Sodom – Dein Smartphone ist schon hier“ von Florian Weigensamer und Christian Krönes (2018) zeigt das Leben auf dieser größten Müllhalde Europas mitten in Afrika.

Statistiken zu Elektro- und Elektronikaltgeräten finden sich hier.

Laut einer am 30. August 2015 veröffentlichten Studie der Organisation CWIT (Countering WEEE Illegal Trade) zum Kampf gegen die Verschwendung von und den illegalen Handel mit Elektronik-Schrott wird in den 28 Ländern der Europäischen Union demnach derzeit nur etwa ein Drittel der ausgemusterten Computer sowie von anderem Elektroschrott ordnungsgemäß und gemäß der Elektro- und Elektronik-Altgeräte-Richtlinie der EU entsorgt. Der Rest – immerhin 6,2 Millionen Tonnen im Jahr 2012 – werde falsch recycelt, ins Ausland gebracht oder einfach weggeworfen. Die Folgen seien nicht nur Umweltprobleme durch austretende Gifte wie Quecksilber oder Blei, sondern auch wirtschaftliche Schäden, weil hochwertige Wertstoffe vergeudet würden. 1,3 Millionen Tonnen Elektroschrott und großteils noch funktionsfähige Computer haben 2012 die EU-Staaten in nicht angemeldeten Exporten verlassen. Innerhalb Europas sieht die Situation noch düsterer aus: 4,7 Millionen Tonnen Elektroschrott werden zwischen den EU-Ländern illegal hin- und hergeschoben. Das ist mehr als zehnmal so viel wie offiziell deklariert. Das Gewicht des illegal verschobenen Schrotts entspreche dem einer Backsteinmauer von Oslo bis Süditalien. In der Europäischen Union ist der Export von Elektroschrott zwar verboten, Schätzungen zufolge werden aber bis zu 20 Prozent illegal exportiert.

Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 17. März 2020 wurden in den 28 Staaten der Europäischen Union im Jahr 2017 rund 4,6 Millionen Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte in Abfallsammelstellen entsorgt. Im Schnitt waren das rund 8,9 Kilogramm pro Person.

Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland hat am 17. Mai 2022 mitgeteilt, wie Europa mit defekten Elektrogeräten umgeht.

In Deutschland wanderten im Jahr 2017 in Deutschland 837.000 Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte in den Müll. Das entsprach rund zehn Kilogramm pro Person. Damit stieg der durchschnittliche Elektroabfall pro Kopf im Vergleich zum Vorjahr um ein halbes Kilogramm (2016: 9,5 Kilogramm). – Allein in Deutschland werden jedes Jahr mehr als 35 Millionen neue Handys gekauft. Jedes Gerät wird nur etwa 18 Monate genutzt und dann durch ein neues ersetzt. Allein Handys verursachen so jährlich mindestens 5000 Tonnen Elektronikschrott.
75 Prozent des entsorgten Elektroschrotts kommen nie in den offiziellen Recycling-Anlagen an, oft werden sie illegal nach Indien, China oder Afrika verschifft.
Schätzungen zufolge verlassen jährlich mehr als 100.000 Tonnen illegaler Elektronikschrott Deutschland, weil das seit 2005 gültige Entsorgungsgesetz es ermöglicht, den als „alte Gebrauchsgeräte“ deklarierten Müll hiesigen Recyclingprozessen zu entziehen. Laut Umweltministerium kommen in Deutschland jährlich 1,7 Millionen Tonnen neue Elektroprodukte in Umlauf, an Schrott falle 690.000 Tonnen an (Stand 2012). Zuletzt fielen in Deutschland laut Schätzungen pro Jahr und Kopf etwa 23 Kilogramm Elektroschrott an.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 11. Februar 2022 mitteilte, wurden im Jahr 2020 in Deutschland insgesamt 899.300 Tonnen Elektro- und Elektronikaltgeräte recycelt, 90.800 Tonnen oder 11,2 Prozent mehr als 2019.

In Bangladesch arbeiten Zehntausende Menschen unter unzureichenden Sicherheitsbedingungen auf den zahllosen Schiffsfriedhöfen. Immer wieder sterben Menschen beim Auseinandernehmen der Ozeanriesen aus aller Herren Länder, auch aus Deutschland. Die Schiffsleichen reihen sich kilometerlang an Asiens Stränden. Neben Bangladesch spielt die Abwrack-Branche auch in Indien und Pakistan eine zentrale Rolle.
An den Stränden von Bangladesch, Pakistan und Indien sind in den ersten drei Monaten des Jahre 2018 drei Viertel aller verschrotteten Schiffe weltweit zerlegt worden. Auf den Schiffsfriedhöfen wird oft ohne jegliche Schutzkleidung und andere Sicherheitsvorkehrungen gearbeitet. Regelmäßig gibt es dabei Tote, mindestens ein Dutzend alleine zum Jahresanfang 2018, wie die Organisation Shipbreaking Platform gezählt hat. Während sich die Arbeiter zu Hungerlöhnen abrackern, verdienen die Schrottbarone gut an dem Geschäft. Sie bezahlen den Reedereien zweistellige Millionenbeträge für jedes Schiff, das sie abwracken dürfen. Denn das Metall ist wertvoll. Es wir mit hohen Profiten weiterverkauft an Fabriken, die daraus neue Produkte machen.

Raumfahrt und Militär hinterlassen große Mengen Weltraumschrott. Insgesamt tummeln sich allein im erdnahen Orbit (er reicht bis zu einer Distanz von 2000 Kilometern) knapp 3000 inaktive Satelliten und rund 20.000 Objekte, die eine Größe von mindestens zehn Zentimetern haben und damit noch vom Boden aus erfasst und verfolgt werden können. Die Zahl der kleineren Teile ist weitaus größer. So schätzt man die Summe der bis zu einem Zentimeter großen Objekte auf eine Million, die der bis zu einem Millimeter großen Körnchen gar auf 150 Millionen. Die USA überwachen rund 21.000 Fragmente mit einem Durchmesser von mindestens zehn Zentimetern.
Mit einem am 20. Juli 2022 eingeweihten großen Teleskop und modernster Lasertechnologie will das Johannes Kepler Observatorium in Empfingen in Baden-Württemberg künftig Weltraumschrott im All möglichst genau lokalisieren und bestimmen. Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist es das größte seiner Art in Europa.

Die am 14. April 2023 in den Weltraum geschossene mehrere Tonnen schwere Jupitersonde „Juice“ der europäischen Weltraumorganisation Esa soll im Jahr 2035 über dem Jupitermond Ganymed zum Absturz gebracht werden.

Laut der US-Raumfahrtbehörde Nasa ist in den vergangenen 50 Jahren durchschnittlich ein bekanntes Weltraumobjekt pro Tag auf die Erde beziehungsweise ins Meer gefallen – eine Mitteilung im Zusammenhang mit der Information, dass ein ausrangiertes Batteriepaket der Internationalen Raumstation ISS am 8. März 2024 beim Eintritt in die Erdatmosphäre über Mittelamerika weitgehend verglüht ist und kleine Trümmerteile zwischen Guatemala und Florida ins Meer gestürzt sind.

Laut Weltgesundheitsorganisation werden von den rund 5,6 Billionen pro Jahr weltweit gerauchten Zigaretten etwa 4,5 Billionen einfach weggeworfen, das sind zwölf Milliarden pro Tag. Zigarettenkippen sind damit das häufigste Abfallprodukt überhaupt. Sie belasten mit rund 7000 giftigen Substanzen die Umwelt. Detaillierte Informationen finden Sie hier.

Laut einer Mitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom 5. Juni 2020 ist der Verkauf der besonders umwelt- und klimaschädlichen Getränkedosen im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent auf 3,9 Milliarden Stück gestiegen – dem höchsten Wert seit 17 Jahren.

 

Weitere Themen

 

Littering („Vermüllung“) bezeichnet die zunehmende Unsitte, Abfälle im öffentlichen Raum achtlos wegzuwerfen oder liegenzulassen, ohne die dafür vorgesehenen Abfalleimer oder Papierkörbe zu benutzen (der Begriff kommt aus dem Englischen; to litter bedeutet: wegwerfen, dorthin, wo der Müll nicht hingehört). Eine europaweite Studie aus dem Jahr 2003 kam zum Ergebnis, dass in den Städten Zigarettenstummel mit 58,3 Prozent die am meisten weggeworfenen Gegenstände sind (die meisten Zigarettenkippen, weltweit schätzungsweise drei Viertel, werden achtlos weggeworfen; ein Filter für sich wiegt fast nichts, alle Filter zusammen aber ergeben einen mehr als 750.000 Tonnen schweren Plastikberg, denn Zigarettenfilter bestehen zum größten Teil aus Celluloseacetat-Fasern, die sich durch foto- und biochemische Prozesse in der Natur nur sehr langsam abbauen; darüber hinaus sammeln sich in ihnen beim Rauchen sehr viele Schadstoffe an). An zweiter Stelle folgen Kunststoffe (11,6 Prozent), danach organische Abfälle (9,8), Papier und Karton (8,8), Glas (7,3), Verpackungen (5,8) und schließlich Metall (3,9). Diese Studie maß das Ausmaß anhand der Anzahl der weggeworfenen Objekte. Eine Basler Studie aus dem Jahr 2004, die den Müll nach mehreren Parametern (Anzahl, Volumen, Gewicht, Material) erfasste, sieht Einwegverpackungen (Getränkegebinde und Fast-Food-Verpackungen) mit einem Anteil von rund 52 Prozent am Abfallberg als Hauptproblem.

Bei der geplanten Obsoleszenz (oder künstliche Obsoleszenz; abgeleitet vom lateinischen obsolescere, das so viel bedeutet wie „sich abnutzen“, „alt werden“, aber auch „Geltung und Ansehen verlieren“) wird die Lebensdauer eines Produkts künstlich reduziert. Produkte, wie beispielsweise Elektrogeräte, verfallen also schneller, als technisch nötig wäre. Das so genannte Phoebus-Glühbirnen-Kartell, ein Zusammenschluss international führender Glühbirnenhersteller, beschloss bereits 1924 die gezielte Verringerung der Lebensdauer von Glühbirnen von 2.500 Stunden Brenndauer auf 1.000 Stunden. Das sollte die Verkaufszahlen ankurbeln. Die geplante Obsoleszenz umfasst unterschiedliche Arten des geplanten Verschleißes: die absichtlich geringere Leistungsfähigkeit von Produkten und die Irreparabilität – wie gelötete oder verklebte Akkus in Elektrogeräten – bezeichnen die werkstoffliche Obsoleszenz. Die Veralterung von Geräten aufgrund von fehlenden Softwareupdates und/oder Ersatzteilen fällt hingegen unter die Begrifflichkeit der funktionalen Obsoleszenz. Noch viel schwieriger ist es mit dem subjektiven Produktverschleiß, den perfide Marketingstrategien verursachen. Mit dem Slogan „Jedes Jahr ein neues Handy“ suggeriert die neue Vodafone-Werbung den Kunden, dass ein Smartphone bereits nach einem Jahr veraltet ist und ersetzt werden sollte. Diese Form der Werbestrategie spiegelt das Wesen der psychischen Obsoleszenz wider. Sie greift im Vergleich zu den anderen Obsoleszenzen gezielt in die Verbraucherwahrnehmung ein. Die Hersteller nutzen dabei bewusst den Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit und Status in der Gesellschaft aus und verbinden den Kauf eines neuen Smartphones mit der individuellen Identitätsfindung: Ich kaufe, also bin ich. (Zum Teil zitiert aus https://germanwatch.org/de/download/9756.pdf). „Fragen und Antworten zu Obsoleszenz“ (Stand: Februar 2016) finden Sie hier.

 

Informationen zur Abfall- und Schadstoffbelastung der Weltmeere und Lebenmittelverschwendung finden Sie hier bzw. hier.

 

 

Literatur:

 

 

Film:

 

Plakatausstellung:


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