Unzureichende bzw. überdimensionierte Wohnverhältnisse: Inspiration

 

INSPIRATION

 

Wehe dem, der sich sein Haus mit Ungerechtigkeit erbaut,
seine Obergemächer mit Unrecht;
der seinen Nächsten umsonst arbeiten lässt,
ihm seinen Lohn nicht gibt;
der denkt: „Ich baue mir ein ausgedehntes Haus
und weite Obergemächer!“;
der Fenster daran ausbricht
und es mit roter Farbe streicht.

Jeremia, Prophet, 7. Jahrhundert v. Chr. / Jeremia 22,13-14; Übersetzung: Georg Fohrer

 

Friede den Hütten! Krieg den Palästen!

Parole des von Georg Büchner verfassten, im Juli 1834 gedruckten Hessischen Landboten, einer Flugschrift,
die die hessische Landbevölkerung zur Revolution
gegen die Unterdrückung aufrief.
(Die Parole «Guerre aux palais! Paix aux chaumières!» war ein Kampfruf der französischen Revolutionsarmee,
der auf den jakobinischen Schriftsteller Nicolas de Chamfort zurückgeht.)

 

In Marinaleda (ein Dorf mit 2800 Einwohnern im Süden Andalusiens, das dem Neoliberalismus keinen Zutritt gewährt; C.P.) verliert kein einziger Mensch seine Wohnung, da das Dorf und die Genossenschaft Wohnraum für alle bezahlbar machen. […] Die Häuser erwecken Neid in ganz Spanien, denn sie sind das beste Gegenbeispiel für all jene, die behaupten, dass der Antikapitalismus Utopie ist. Marinaleda stellt jedem Dorfbewohner ein Grundstück zur Verfügung, gratis. Über ein Programm der andalusischen Regierung wird das Baumaterial bezuschusst, Architekt und Maurer bezahlt die Dorfgemeinschaft. Die restlichen Kosten betragen ca 50.000 Euro, 100.000 Euro weniger als in den übrigen Gemeinden. Um diesen Betrag abzuzahlen müssen die Dorfbewohner jeden Monat 15 Euro entrichten. Durch diesen niedrigen Betrag wird sichergestellt, dass kein Mensch in Marinaleda in Armut leben muss und dass die Häuser nicht verkauft, sondern nur vererbt werden. In Marinaleda gilt eine Weisheit, die der Rest der Welt vergessen zu haben scheint: „Wohnen ist ein Menschenrecht und keine Ware, mit der Handel betrieben werden kann.“

Aus: Jules Jamal El-Khatib, Das Wunder von Marinaleda Vollbeschäftigung im sozialistischen Dorf,
erschienen am 2. März 2012
in der Internetzeitung „Die Freiheitsliebe“

 

If you feel your house is a bit too big, you stop up a hole or two, and there you are again! (Wenn du das Gefühl hast, dein Haus sei zu groß, verstopfst du einen Gang oder zwei – und alles ist wieder in Ordnung!)

aus: Kenneth Grahame, The Wind in the Willows (Der Wind in den Weiden), 1908

 

TECHO PARA TODOS („Ein Dach für jeden“)

Aufschrift auf dem Plakat einer Demonstrantin 2016 in Madrid

 

Seit die Städte zur Beute der globalen Spekulation geworden sind, steht Wohnen nicht mehr für die Idee eines lebensgeschichtlich bedeutsamen Zuhauses, sondern allein noch für die exorbitanten Renditeerwartungen von Investoren.

Thomas Gebauer, seinerzeit Geschäftsführer der sozialmedizinischen Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international,
in: medico-rundschreiben 03/16, S. 5

 

Wohnungslosigkeit ist die extremste Form von Ausgrenzung, deswegen muss das Recht auf eine Wohnung im Mittelpunkt der Anstrengungen stehen,

fordert Werena Rosenke von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BagW),
zitiert aus: Straßenkreuzer. Das Sozialmagazin, Oktober 2017, S. 6

 

Jeder Mensch hat das Recht auf einen Lebensstandard, der Gesundheit und Wohl für sich selbst und die eigene Familie gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust der eigenen Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.

Artikel 25, Abs. 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen

 

Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden auf einen angemessenen Lebensstandard für sich und seine Familie an, einschließlich ausreichender Ernährung, Bekleidung und Unterbringung, sowie auf eine stetige Verbesserung der Lebensbedingungen. Die Vertragsstaaten unternehmen geeignete Schritte, um die Verwirklichung dieses Rechts zu gewährleisten, und erkennen zu diesem Zweck die entscheidende Bedeutung einer internationalen, auf freier Zustimmung beruhenden Zusammenarbeit an.

Artikel 11, Abs. 1 des UN-Sozialpakts

 

(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig.

Aus Artikel 14 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland

 

Das Recht auf Wohnen muss im Grundgesetz verankert und praktisch umgesetzt werden. […] Der Artikel 13, Absatz 1 des Grundgesetzes: Die Wohnung ist unverletzlich. Muss ergänzt werden: Jeder Mensch hat das Recht auf eine Wohnung.

Aus dem am 27. Juli 2018 auf dem Plenum des Wohnungslosentreffens
2018 in Freistatt, Niedersachsen, beschlossenen „Fünf-Punkte-Programms

 

Jeder Mensch braucht eine Wohnung

Motto der Herbstsammlung der Diakonie Bayern
vom 15. bis 21. Oktober 2018 für die Wohnungslosenhilfe

 

Die Schönheit einer Stadt liegt nicht in ihren Museen, nicht in ihren Theatern und Parkanlagen, ja nicht einmal in ihren Kathedralen. Die wahre Schönheit, die wahre Größe einer Stadt besteht vor Gott und den Menschen darin, dass sie frei ist von Elendsquartieren und Obdachlosen.

Abbé Pierre, 1912–2007, französischer katholischer Priester und Kapuziner

 

Die Reichen wohnen, wo sie wollen, die Armen, wo sie müssen.

Hartmut Häußermann, 1943–2011, deutscher Soziologe und Stadtforscher

 

Häuser sind zum Wohnen da, nicht zum Spekulieren.

Aus der Erklärung zum Abschluss der jährlichen Konferenz zur Wirtschaftspolitik der Volksrepublik China
unter Vorsitz von Staats- und Parteichef Xi Jinping
im Dezember 2021


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