Tiertransporte: Information

 

Auf deutschen und europäischen Straßen ist es immer noch die Regel, dass landwirtschaftlich genutzte Tiere in ihrem ohnehin sehr kurzen Leben mehrfach den Torturen eines Tiertransportes ausgesetzt werden, quer durch Europa und sogar weit über dessen Grenzen hinaus. Allein in Deutschland werden jährlich über 750 Millionen Tiere zu einem Schlachthof transportiert und dort geschlachtet. 80 Prozent dieser Tiere sind Masthühner, der Rest vor allem Schweine, Rinder, Puten und Legehennen. Für die gesamte EU erhöhen sich die Zahlen auf 360 Millionen Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen sowie vier Milliarden Stück Geflügel – jedes Jahr. Die meisten dieser Tiere wurden auch davor schon transportiert: Als Küken zum Hühnermäster, als junge Hennen zum Eiererzeuger, als Ferkel und Kälber in die Mastbetriebe. Dadurch verdoppelt sich die Zahl der Transporte. Allein Deutschland wären es dann 1,3 bis 1,5 Milliarden Tiere jährlich.

Aus Deutschland sind im Jahr 2018 etwa 70.000 Rinder und 70.000 Schweine lebend in Drittstaaten außerhalb der Europäischen Union exportiert worden. Das zeigen vorläufige Zahlen des Bundesamtes für Statistik, wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtete.

Die Tiere leiden unter der unerträglichen Enge in den Transportern, unter oft drückender Hitze oder Kälte, quälendem Durst und verletzungsbedingten Schmerzen. Hinzu kommt, dass Ruhe- oder Melkzeiten unzureichend oder überhaupt nicht eingehalten werden und auch trächtige Tiere den gleichen Rahmenbedingungen ausgesetzt werden. Kommen sie nach Tagen am Zielort an, sind sie meist völlig entkräftet und viele brechen vor Erschöpfung zusammen.

Innerhalb der EU gilt die Richtlinie zum Schutz von Tieren beim Transport. Diese Richtlinie sieht eine Höchstdauer je Transport von acht Stunden vor, die jedoch unter bestimmten Bedingungen (Spezialfahrzeuge, Pausen-/Versorgungsintervalle) unbegrenzt verlängert werden kann. In der nicht der EU angehörenden Schweiz ist die maximale Transportdauer am Stück auf sechs Stunden limitiert. Tiertransporte in der ökologischen Landwirtschaft sind ebenfalls gesetzlich auf acht Stunden begrenzt. Die ökologischen Anbauverbände Bioland, Naturland und Demeter verpflichteten sich selbst aber dazu, Tiertransporte auf vier Stunden und 200 Kilometer zu begrenzen. Die Tiere dürfen nicht mit Elektroschockern angetrieben werden, was konventionell in bestimmten Situationen erlaubt ist. Die Lkws müssen trotz der kurzen Strecke eingestreut werden. Die EU schreibt das nur für Langstreckentransporte und Jungtiere vor.

Tierschutzverbände prangern seit vielen Jahren Lebendtransporte von Schweinen, Schafen und Rindern quer durch Europa an. Zwar seien die Regeln für derartige Transporte klar festgelegt, doch es mangele schlicht an engmaschigen Überprüfungen. Zu diesem Ergebnis war die Europäische Kommission schon 2011 gekommen. Die „gravierenden Mängel“ bei Tiertransporten führte das Gremium damals nicht etwa auf Lücken im EU-Regelwerk zurück, sondern auf die lasche Umsetzung und fehlende Kontrollen in den Mitgliedsstaaten.

Nach Angaben von Tierrechtsorganisationen werden pro Jahr bis zu drei Millionen Schafe und Rinder aus der EU übers Mittelmeer nach Nordafrika und in den Nahen Osten transportiert.

 

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