Schwund der Biodiversität: Inspiration

 

INSPIRATION

 

Artenvielfalt, nicht im Trend
Uniformität dagegen schon
Die Städte weltweit gleichen sich
Kultur wird so zur Unkultur

Wird die Welt ein Einerlei
Den Profiteuren ist es Recht
Vom Regenwald zur Agro-Wüste
Man sieht, wie Vielfalt Einfalt wird

Vielfalt ist zwar schön und bunt
Aber vieles scheint verzichtbar
Zur Produktion für unsre Zwecke
Ist nur wenig von Bedeutung

Doch sind die vielen Lebensformen
Nicht etwas wie ein Haufen Steine
Sie bilden ein System, das lebt
Gewebe, Netz, Geflecht, ein Ganzes

Jede Art kann ihre Rolle
Nur in ihrem Medium spielen
Zusammen ein umfassend Eines
Und wir selber mittendrin

Hans Bischlager

(Hans Bischlager, Entschieden wird im Untergrund. Politische Gedichte, Hamburg 2017, S. 14) 

 

 

Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist. Und es geschah so. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war… Und Gott schuf große Walfische und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser wimmelt, ein jedes nach seiner Art, und alle gefiederten Vögel, einen jeden nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war… Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so. Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.

1. Mose 1,11–12.21.24–25

 

Jede Form des Lebens ist einzigartig und verlangt Respekt ungeachtet ihres Wertes für den Menschen.

Aus der „World Charta for Nature“ der UNO von 1982

 

Doch es genügt nicht, an die verschiedenen Arten nur als eventuelle nutzbare „Ressourcen“ zu denken und zu vergessen, dass sie einen Eigenwert besitzen. Jedes Jahr verschwinden Tausende Pflanzen- und Tierarten, die wir nicht mehr kennen können, die unsere Kinder nicht mehr sehen können, verloren für immer. Die weitaus größte Mehrheit stirbt aus Gründen aus, die mit irgendeinem menschlichen Tun zusammenhängen. Unseretwegen können bereits Tausende Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen, noch uns ihre Botschaft vermitteln. Dazu haben wir kein Recht.

Papst Franziskus in der Enzyklika „Laudato si“, 2015, Nr. 33

 

Am 1. September 1914 kurz vor 13 Uhr starb Martha – und wurde zu einem Symbol der Ausrottung. Martha war die letzte Wandertaube der Welt. Sie wurde 29 Jahre alt und sie starb in einem Käfig des Zoos von Cincinnati/Ohio. Diese letzte Wandertaube, deren Vorfahren den Kontinent überflogen hatten, war schon im Zoo geschlüpft. Sie kannte nur die Welt ihres Käfigs. Ein Jahrhundert zuvor hatten drei, vielleicht fünf Milliarden Wandertauben den nordamerikanischen Kontinent durchstreift, hatten die Sonne verdunkelt, wenn gigantische Schwärme aus mehreren Millionen Vögeln über das Land zogen. Einmal habe es volle drei Tage gedauert, bis ein einziger Schwarm über ihn hinweggezogen sei, schrieb der Naturforscher James Audubon. Dem Menschen gelang es, diese scheinbar unerschöpfliche Zahl binnen weniger Jahrzehnte auf null zu bringen. Mehr zur Wandertaube im Internet.

 

Die Afrikaner haben ihre Umwelt über Jahrtausende hinweg erfolgreich gemanagt und erhalten. Es ist kein Zufall, dass Afrika über ein Drittel des Artenreichtums der Welt verfügt. Das ist unserer Verbundenheit mit der Natur zuzuschreiben. Unsere Familienclans werden mit Tieren in Zusammenhang gebracht. Das Totem meiner Familie sind die schwarz-weißen Stummelaffen, meine Mutter kommt aus einem Vogel-Clan, meine Frau aus einem Rinder-Clan. Wir betrachteten Wasserfälle als Götter – bis die Europäer kamen und uns sagten, dass unsere Götter die falschen sind.

Kaddu Sebunya, Geschäftsführer der Naturschutzorganisation African Wildlife Foundation (AWF)
und Mitveranstalter der ersten Konferenz für Afrikas Naturschutzgebiete
(Africa Protected Areas Congress, APAC, der Weltnaturschutzunion IUCN)
vom 18. bis 23 im Juli 2022 in Ruandas Hauptstadt Kigali (Frankfurter Rundschau vom 27. Juli 2022)

 

Als indigene Völker sind wir seit Jahrtausenden Hüter unseres Landes, unserer Territorien und Gewässer und haben eine tiefe Verbindung zu den Ökosystemen, in denen wir leben“, sagte Lakpa Nuri Sherpa aus Nepal, einer der Vorsitzenden des Internationalen Indigenen Forums zu Biodiversität (IIFB), auf der UN-Artenschutzkonferenz vom 7. bis 19. Dezember 2022 im kanadischen Montreal. Das machte Jennifer Corpuz von den Philippinen am 17. Dezember 2022 deutlich: „Indigene und traditionelle Territorien sind die am längsten existierenden, nachgewiesenen Pfade zu einem Leben im Gleichgewicht mit Mutter Erde.“


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