Schädigung und Zerstörung der Wälder: Information: Ursachen der Abholzungen

 

Ursachen der Abholzungen

 

Grund für die Abholzungen sind größtenteils wirtschaftliche Interessen – auch deutsche.

Größter Treiber der Waldzerstörung ist die Ausbreitung der Viehweiden.

An zweiter Stelle steht mittlerweile der Sojaanbau. 340 Millionen Tonnen Soja werden pro Jahr produziert. (Quelle: Fleischatlas 2021, S. 16f.) „In den letzten fünfzig Jahren hat sich die Produktion [von Soja] mehr als verzehnfacht. Die weltweite Fläche, die Sojabohnen mittlerweile einnehmen, ist mit 120 Millionen Hektar mehr als dreimal so groß wie Deutschland. 96 Prozent der Sojaanbaufläche wird für die Herstellung von Futtermitteln genutzt. Zwischen 2001 und 2015 war die Ausdehnung der Sojaflächen für die Entwaldung von über acht Millionen Hektar verantwortlich, vorrangig in Südamerika.“ (Bodenatlas 2024, S. 42)
In Brasilien hat sich die Sojaproduktion zwischen 2002 und 2016 von rund 43 auf 96 Millionen Tonnen mehr als verdoppelt. Zur Problematik der Sojaproduktion in Südamerika ist im Januar 2022 eine Studie des WWF erschienen. „Im Jahr 2018 wurde Brasilien zum größten Sojaproduzenten der Welt. Dort wuchs 1990 Soja auf 11 Millionen Hektar, 2018 waren es 36 Millionen.“ (Insektenatlas 2020, S. 20). Laut einer am 30. Oktober 2023 im Fachmagazin „PNAS“ erschienenen Studie hat sich die Anbaufläche von Soja in der Cerrado-Region von fünf Millionen Hektar im Jahr 2008 auf 15 Millionen Hektar im Jahr 2019 ausgeweitet, in der Amazonas-Region von 0,25 Millionen auf fünf Millionen Hektar.

 

In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Anbaufläche für Palmöl mehr als verdoppelt. Mittlerweile werden Ölpalmen auf 23 Millionen Hektar angebaut, eine Fläche, die etwa zwei Drittel Deutschlands bedecken würde. Etwa die Hälfte der neu hinzugekommenen Fläche befindet sich auf ehemaligem Regenwaldboden. Wurden laut einer Studie des Malaysian Palm Oil Board vor 20 Jahren noch gut 20 Millionen Tonnen Palmöl produziert, so sind es mittlerweile jährlich weltweit mehr als 70 Millionen Tonnen, 85 Prozent davon in Indonesien und Malaysia.
Die Umwandlung von tropischen Tieflandregenwäldern in Ölpalmplantagen hat große Auswirkungen auf Umwelt und Menschen. Ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Göttingen, des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig sowie der indonesischen Bogor Agricultural University hat erstmals eine vollständige und multidisziplinäre Bewertung aller Ökosystemfunktionen in Ölpalmplantagen im Vergleich zu Tieflandregenwäldern vorgenommen. Dabei fanden die Forscher laut einer Presseinformation der Georg-August-Universität Göttingen vom 15. August 2016 heraus, dass in Ölpalmplantagen elf von 14 Ökosystemfunktionen rückläufig sind, einige mit irreversiblen globalen Folgen.
Ein Bericht von Greenpeace International während des jährlichen Roundtable von Industrievertretern in Bali zu „Subtainable Palm Oil“ vom 27. bis 30. November 2017 macht deutlich, dass Lieferanten der weltweit größten Verbrauchermarken immer noch nicht garantieren können, dass ihr Palmöl aus Produktionen stammt, für die kein Wald vernichtet wird. Keines der Unternehmen konnte nachweisen, dass es in seiner Palmöl-Lieferkette keine Abholzungen gab.

 

„Für unsere Autoreifen wird Regenwald zerstört. Die Hersteller benötigen Kautschuk. Immer mehr Plantagen entstehen, unberührte Wälder müssen weichen. Dabei gäbe es Alternativen.“ Zum Film „Wie Autoreifen den Regenwald bedrohen“ von Berndt Welz

 

Laut einer Mitteilung der Natur- und Umweltschutzorganisation WWF vom 27. März 2023 ist der Kakaoanbau weltweit einer der Hauptverursacher der fortschreitenden Entwaldung und somit verantwortlich für Klimakrise und Biodiversitätsverlust. Westafrika – mit der Elfenbeinküste und Ghana als den beiden größten Produzenten – ist für drei Viertel der weltweiten Produktion verantwortlich. Die beiden Länder haben in den letzten 60 Jahren den größten Teil ihrer Waldflächen verloren: rund 94 Prozent in der Elfenbeinküste und 80 Prozent in Ghana, wobei ein Drittel dieser Waldverluste durch Kakaoanbau verschuldet ist.

 

Laut dem am 14. September 2023 veröffentlichten Kaffee-Barometer 2023 gingen in den vergangen zwei Jahrzehnten jedes Jahr etwa 130.000 Hektar Waldfläche durch den Kaffeeanbau verloren.

 

Einem am 13. April 2023 veröffentlichten Report des WWF Deutschland und der Wirtschaftsuniversität Wien zufolge wurde vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2020 im Umfeld von Rohstoffminen über 755 861 Quadratkilometer Wald abgeholzt eine Fläche mehr als doppelt so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Demnach zählt die EU zu den größten Treibern der Waldzerstörung durch Bergbau für Rohstoffe wie Kohle, Gold und Kupfer: 14 Prozent der globalen Waldzerstörung im Zusammenhang mit Bergbau gehen auf das Konto der EU. Sie liegt damit hinter China (18 Prozent) und vor den USA (12 Prozent).

 

Laut einem am 14. April 2021 veröffentlichten Report der Umweltschutz-Organisation WWF, der die Auswirkungen von Handelsbeziehungenauf die Entwaldung und Naturzerstörung von 2005 bis 2017 untersucht, zählt die EU zu den größten Verursachern von Waldzerstörung: 16 Prozent der globalen Tropenabholzung im Zusammenhang mit dem internationalen Handel gehen demnach auf das Konto der EU. Sie liegt damit auf Platz zwei der „Weltrangliste der Waldzerstörer“, hinter China (24 Prozent) und vor Indien (neun Prozent) und den USA (sieben Prozent). Innerhalb der EU ist Deutschland in diesem Zeitraum mit Abstand für den größten Anteil an der Entwaldung verantwortlich: Durchschnittlich wurden jährlich 43.700 Hektar Wald für deutsche Importe vernichtet eine Fläche etwa halb so groß wie Berlin. Nach Einwohnern gerechnet, liegt Deutschland allerdings in etwa im EU-Schnitt. Die mit Abstand größten Verursacher von Abholzung durch EU-Importe waren dem Bericht zufolge Soja (rund 31 Prozent der gerodeten Fläche) und Palmöl (rund 24 Prozent), für deren Anbau oder Produktion vor allem Wälder in Südamerika beziehungsweise Südostasien weichen mussten, dahinter folgten Rindfleisch, Holzprodukte, Kakao und Kaffee. Der Bericht zeigt jedoch auch, dass die EU die durch Importe verursachte Waldzerstörung von 2005 bis 2017 um 40 Prozent reduziert hat. 2005 machte der EU-Anteil weltweit noch 31 Prozent aus. Das erklärte EU-Ziel, die Entwaldung bis 2020 zu stoppen, wurde jedoch nicht erreicht. Durch die importierte Entwaldung verursachte die EU 2017 indirekt 116 Millionen Tonnen CO2-Emissionen. Das entspricht mehr als einem Viertel der EU-Emissionen aus dem Sektor Landwirtschaft im selben Jahr. Diese indirekten Emissionen werden in den offiziellen Statistiken zu Treibhausgas-Emissionen nicht erfasst.

 

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) warnt in einem am 23. Februar 2022 veröffentlichten Bericht vor einem dramatischen Anstieg der Waldbrände weltweit. Bis Ende des Jahrhunderts könnten extreme Landschaftsbrände demnach um 50 Prozent zunehmen.

 

Laut Umweltbundesamt (UBA) landete jeder fünfte Baum, der auf der Welt gefällt wird, in der Papierherstellung. Betrachtet man nicht das Brennholz, sondern nur das industriell genutzte Holz, so landet sogar fast die Hälfte in Papierprodukten. Schätzungsweise 20 Prozent davon stammen aus Urwäldern. (Quelle: Papier. Wald und Klima schützen, 2012) Im Schnitt hat jeder Deutsche im Jahr 2012 nach Branchenangaben 244 Kilogramm Papier verbraucht.

 

Vgl. auch 24. KW: (Klima-)Killer Auto

 

Fragen und Antworten zu illegalem Holzeinschlag finden Sie hier.


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