Schädigung und Zerstörung der Flüsse: Aktion

 

AKTION

 

  • Im Jahr 2017 wurde dem Whanganui River, dem drittlängsten Fluss Neuseelands, zusammen mit den ihn umgebenden Gebieten aufgrund seiner kulturellen Bedeutung für das Volk der Māori der Status einer juristischen Person zuerkannt. Er erhielt damit erstmals weltweit den Status einer Rechtspersönlichkeit dieser Art. (Siehe dazu: Kennedy Warne, Maori River in New Zealand is a Legal Person, in: National Geographic)
  • Mit der am 23. Oktober 2000 verabschiedeten und am 22. Dezember 2000 in Kraft getretenen Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wird die Gewässerbewirtschaftung erstmalig europaweit auf eine einheitliche, ökologische und sozial verträgliche Grundlage gestellt. Ziel ist es, dass europäische Gewässer spätestens bis zum Jahr 2027 in einem „guten ökologischen und chemischen Zustand“ sind. Für den Weg dahin hat die Europäische Union den Mitgliedstaaten einen klaren Zeitplan und drei sechsjährige Bewirtschaftungszyklen vorgegeben. Der im Herbst 2016 vom Umweltbundesamt (UBA) veröffentlichte Bericht „Die Wasserrahmenrichtlinie – Deutschlands Gewässer 2015“ zeigt die Ergebnisse des ersten Bewirtschaftungszeitraumes und die Entwicklung seit dem Jahr 2009 und gibt einen Ausblick auf den beginnenden zweiten Bewirtschaftungszeitraum. In dem Bericht schneiden nur knapp acht Prozent der Oberflächengewässer mit „gut“ und lediglich 0,3 Prozent mit „sehr gut“ ab. 34 Prozent sind in „unbefriedigendem“, 19 Prozent in „schlechtem“ Zustand, der Rest ist „mäßig“.
  • Dem geplanten EU-Renaturierungsgesetz zufolge, das darauf abzielt, durch Entwaldung, Zerstörung, Degradierung, Verbauung oder Trockenlegung vormals natürlicher Flächen verloren gegangene Natur wiederherzustellen, also zu renaturieren, sollen mindestens 25.000 Kilometer frei fließende Flüsse wiederhergestellt werden. Wie die EU-Kommission am 23. März 2022 mitteilte soll der Entwurf für ein EU-Renaturierungsgesetz nun jedoch (infolge des Kriegs in der Ukraine) auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
  • Wie aus dem am 16. Mai 2022 veröffentlichten Bericht der Initiative „Dam Removal Europe“ hervorgeht, wurden im Jahr 2021 mindestens 237 Barrieren aus europäischen Flüssen entfernt. Drei Viertel der Barrieren war kleiner als zwei Meter und dennoch unüberwindbar für die meisten Flusslebewesen. In den Flüssen Europas gibt es mehr als 1,2 Millionen Querbauwerke. Dies geht aus Analysen der Universität Swansea aus Großbritannien hervor.
  • Der am 8. September 2021 auf dem World Hydropower Congress vorgestellte neue Wasserkraftstandard soll den Wasserkraftsektor verpflichten, negative Auswirkungen auf Flüsse sowie den Menschen und die Natur vor Ort zu verringern. Nach Einschätzung des WWF Deutschland wird der Standard jedoch nicht ausreichen, um die verheerenden Auswirkungen des Sektors auf die Ökosysteme und die biologische Vielfalt in Europa zu bekämpfen, denn die europäischen Flüsse sind bereits mit Wasserkraftwerken überlastet. Nur ein Stopp neuer Wasserkraftprojekte und ein Ende von deren Subventionierung könne Europas Flüsse und die Biodiversität schützen.
  • Bischof Luiz Flavio Cappio, Bischof der Diözese Barra (Brasilien), versuchte zuletzt durch Hungerstreik, die Umleitung des Rio São Francisco, des zweitgrößten Flusses Brasiliens, zugunsten der großen Agrarkonzerne und gegen die arme Bevölkerung zu verhindern. Er wurde über die Grenzen Brasiliens bekannt, als er am 4. Oktober 1992 zusammen mit drei weiteren Aktivisten über ein ganzes Jahr hinweg eine Wallfahrt von der Quelle bis zur Mündung des 2.700 Kilometer langen Rio São Francisco machte. In einem Gottesdienst an der Quelle zu Beginn der Pilgerreise zog er folgendes Resümee: „Die verzweifelte Lage im São Francisco-Tal ist Teil einer globalen Krise. Sie macht uns bewusst, dass der blinde Fortschrittsglaube zur Unterentwicklung vieler Völker geführt hat und das Leben der ganzen Erde bedroht. Es liegt an uns, weiter dem Weg des Todes zu folgen oder uns für das Leben einzusetzen.“
  • Am 4. August 2016 verweigerte das brasilianische Bundes-Umweltamt Ibama dem geplanten Bau eines gigantischen Wasserkraftwerks im Rio Tapajós im Bundesstaat Pará die notwendige Umweltlizenz.
  • Urgewald.
  • Die in Wien ansässige Naturschutzorganisation RiverWatch setzt sich für die Erhaltung der letzten intakten Flüsse und deren Überschwemmungsflächen ein und engagiert sich weltweit gegen Projekte, die Flüsse zerstören, vor allem gegen Staudammprojekte.
  • Im Jahr 2004 wurde von EuroNatur und RiverWatch die Kampagne „Rettet das blaue Herz Europas“ initiiert. Sie will die wertvollsten Flüsse der Balkanhalbinsel vor einem Damm-Tsunami aus ca. 3000 geplanten Projekten bewahren.
  • Das Parlament der Föderation in Bosnien-Herzegowina hat am 23. Juni 2020 ein Moratorium für alle neuen Kleinwasserkraftwerke im Land beschlossen. Das heißt, es werden keine neuen Kraftwerke mehr genehmigt und bei bereits genehmigten Projekten soll überprüft werden, ob die Genehmigung rechtens war oder nicht. Durch den Beschluss des Parlaments sind mit einem Schlag wertvolle Flüsse wie die Una, Šujica, Kruščica und Teile der Neretva vor ihrer Verbauung sicher. Die insgesamt 15 Projekte an der Neretvica sowie hunderte weitere Projekte, die bereits eine Konzession erhalten haben, werden überprüft.
  • Zum Abschluss der internationale Fluss-Konferenz „Dam Removal goes Alps“ am 7. Mai 2021 mit mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus über 55 Nationen veröffentlichten die Verbände BUND Naturschutz, Landesfischereiverband Bayern, Bayerischer Kanu-Verband und der WWF Deutschland einen „Weilheimer Appell“ an die Bayerische Staatsregierung. Die unterzeichnenden Verbände fordern darin einen sofortigen Stopp aller Neubaupläne speziell auch der kleinen Wasserkraft sowie an bisher energetisch ungenutzten Querbauwerken. Ganz im Gegenteil sollten Querbauwerke und insbesondere baufällige Wehre konsequent zurückgebaut oder zumindest bestmöglich ökologisch durchgängig umgestaltet werden. Zudem müsse Bayern angesichts des dramatisch schlechten Zustands der Flüsse und Auen im Freistaat deren Schutz und Renaturierung endlich Vorrang und höchste politische Priorität einräumen.
  • Im September 2021 haben die Naturschutzorganisation WWF Deutschland und das Wasserwirtschaftsamt Kronach den Rückbau und Abriss des „Leucherhofwehres“ an der Baunach gestartet. Damit werden rund 6 km frei fließende Gewässerstrecke in dem potenziellen Aalgewässer gewonnen. WWF Deutschland hofft, dass das Braunach-Projekt ein Startschuss für Rückbauten in ganz Bayern und Deutschland wird.
  • International Rivers – People, Water, Life.
  • Das Bundeskabinett hat am 1. Februar 2017 das Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland beschlossen, von dem rund 2800 Kilometer sogenannte „Nebenwasserstraßen“ profitieren sollen, die nicht oder nicht mehr für den Güterverkehr gebraucht werden.
  • Die World Fish Migration Foundation setzt sich für frei fließende Flüsse beziehungsweise für den Abbau von Staudämmen ein. Mit dem jährlichen Bericht „Dam Removal Progress“ macht sie Lobbyarbeit im Namen der Flüsse.
  • Die Mitglieder des Netzwerks „Lebendige Flüsse“ setzen sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Fließgewässern in Deutschland ein. Ziel ist es, der weiteren Zerstörung von Flüssen und Auen Einhalt zu gebieten.
  • Die Umweltorganisation WWF führt richtungsweisende Projekte zum Erhalt und zur Renaturierung der Flusslandschaft und ihrer Auen durch.
  • Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) appelliert an die Politik, mehr Einsatz für die Wiederherstellung lebendiger Flüsse in Deutschland zu zeigen.
  • Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) setzt sich dafür ein, die wertvollen Flusslandschaften zu erhalten und die oft nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich völlig unsinnigen Ausbaupläne zu verhindern.
  • Die Emscher im Ruhrgebiet, jahrzehntelang der dreckigste Fluss Europas, wurde vom 1992 bis 2022 vom industriell genutzten Abwasserkanal wieder zu einem natürlichen Flusssystem zurückgebaut.
  • Informationen über die inzwischen abgeschlossenen Bauarbeiten zur Renaturierung der Lippe finden Sie hier.
  • Die Renaturierung der Unteren Havel, ein Projekt des Naturschutzbundes (NABU), ist das derzeit größte Projekt zur Renaturierung eines Flusses in Europa. Informationen zu Flussrenaturierungen in Deutschland finden Sie hier und hier.
  • Der Ökumenische Aktionskreis „Lebendige Donau“ in Niederalteich setzt sich für die Erhaltung der letzten 70 Kilometer freifließende Donau zwischen Straubing und Vilshofen ein. In dem neuen, im Jahr 2016 beschlossenen Bundesverkehrswegeplan 2030 ist erstmals nach mehr als 20 Jahren Auseinandersetzung der sanfte Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen enthalten.
  • Das Projekt cleandanube will darauaf aufmerksam machen, dass die Donau jeden Tag über vier Tonnen Plastik ins Schwarze Meer schwemmt.
  • Das Bündnis „Zeit für die Oder“ setzt sich dafür ein, die Oder als einen der letzten vielerorts noch frei fließenden, naturnahen großen Flüsse Europas zu bewahren und ihr Einzugsgebiet für die Bürger*innen von Tschechien, Deutschland, Polen und Europa dauerhaft zu schützen.
  • In Oberbayern wollen Aktivisten den Fluss Loisach zur Rechtsperson machen.

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