Schädigung der Erdatmosphäre, Klimaveränderung: Information: Folgen der Klimaveränderung: Eisverlust

 

Eisverlust

 

Wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am 19. März 2024 bei der Vorstellung ihres Jahresberichts in Genf mitteilte, verzeichneten die Gletscher der Welt im Jahr 2023 den größten Eis-Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1950. Betroffen sind vor allem Europa und der Westen Nordamerikas. Die Schweizer Gletscher verloren in den vergangenen zwei Jahren zehn Prozent ihres Volumens.

Weil die helle, weiße Oberfläche 85 Prozent der einfallenden Sonnenstrahlen reflektiert, stabilisiert das Meereis die weltweiten Temperaturen. Wissenschaftler nennen die Polarregion nicht umsonst den „Kühlschrank der Erde“. Schmilzt das Meereis dauerhaft weg, absorbiert das dunkle Meer nahezu die komplette einfallende Wärme. Die Eisschmelze erreicht im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts einen historischen Rekordwert seit Messbeginn. Das Schmelzen der Gletscher ist ein globales Phänomen und selbst ohne weiteren Klimawandel werden sie zusätzlich an Eis verlieren. Dies belegt eine am 3. August 2015 veröffentlichte Studie des World Glacier Monitoring Service unter der Leitung der Universität Zürich.

Den jährlich erhobenen Daten des World Glacier Monitoring Service zufolge nimmt die globale Gletschermasse seit 1990 jedes Jahr ab. Weltweit verlieren die Gletscher pro Jahr rund 335 Milliarden Tonnen Eis. Zu diesem Schluss kommen Forscher aus Zürich, die Satellitenmessungen und Beobachtungen vor Ort ausgewertet haben. Kaum fassbare 9625 Milliarden Tonnen haben die Gletscher in den Jahren zwischen 1961 und 2016 weltweit an Eis eingebüßt. Auf das Konto des verflüssigten Gletschereises geht eine Erhöhung des globalen Meeresspiegels um 27 Millimeter in diesem Zeitraum – das entspricht 25 bis 30 Prozent des gesamten Anstiegs seit 1961. Schmelzende Gletscher hätten den Meeresspiegel zuletzt um fast einen Millimeter pro Jahr steigen lassen, schreibt das Team um Studienleiter Michael Zemp am 8. April 2019 in der Fachzeitschrift Nature. Mit seinen Dimensionen stellt das schmelzende Gletschereis nach der Erwärmung der Ozeane den zweiten Hauptgrund für den Anstieg des globalen Meeresspiegels dar.

Laut dem am 20. April 2023 veröffentlichten Bericht des europäischen Klimadienstes Copernicus führte die Kombination aus weniger Schnee und Hitze im Sommer des Jahres 2022 dazu, dass so viel Gletschereis in den Alpen abschmolz wie nie zuvor, insgesamt mehr als fünf Kubikkilometer.

In seinem im Februar 2022 veröffentlichten Sachstandsbericht nannte der Weltklimarat IPCC das weltweite Abschmelzen von Eis und Schnee als eine der zehn größten Bedrohungen durch den Klimawandel.

 

ARKTIS UND ANTARKTIS

Das Inlandseis in der Antarktis und auf Grönland bildet die größten Eisschilde der Erde. Mit der sogenannten Massenbilanz eines Jahres können die Forscher einerseits sehen, wie viel Eis durch Schneefall dazugekommen ist, und andererseits messen, wie viel Eis wiederum durch Schmelzen und Eisausstoß am Rand des Ozeans verloren gegangen ist. Eine Auswertung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven ergab, dass diese Eisschilde nach Satellitenmessungen im Rekordtempo schmelzen: Pro Jahr verlieren sie zusammen aktuell etwa 500 Kubikkilometer Volumen – eine Menge, die einer Schicht entspricht, die rund 600 Meter dick ist und sich über das gesamte Stadtgebiet von Hamburg erstreckt. Das sei die höchste Verlustrate seit Beginn der Satellitenmessungen vor 20 Jahren. Das nährt Befürchtungen der Klimaforscher, dass in der Arktis und im Westen der Antarktis ein irreversibles Schmelzen der Eispanzer einsetzen könnte oder sogar schon eingesetzt hat, das den Meeresspiegel alleine langfristig um mehrere Meter anheben könnte. In den beiden Eisschilden in Grönland und der Antarktis sind die Schneefälle von hunderttausenden Jahren enthalten, sie speichern gigantische Mengen Wasser. In Grönland beträgt das Volumen knapp drei Millionen Kubikkilometer, in der Antarktis sind es rund 27 Millionen Kubikkilometer.

 

ARKTIS

Dem im März 2019 veröffentlichten Klimabericht der Weltmeteorologieorganisation WMO zufolge lag die Ausdehnung des Meereises in der Arktis im gesamten Jahr 2018 unter dem langjährigen Durchschnitt. In den ersten beiden Monaten erreichte sie sogar Rekordtiefstände. Die Maximalausdehnung, die im März erreicht wird, lag bei 14,5 Millionen Quadratkilometern und damit rund sieben Prozent unter dem Durchschnitt des 30-Jahres-Zeitraums von 1981 bis 2010. Das Eis kann also im Winter kaum noch Masse aufbauen und sich erholen. Auch die Ausdehnung des Meereises in der Antarktis lag im gesamten Jahr 2018 unter dem Durchschnitt. Das jahreszeitliche Minimum, das dort im Februar erreicht wird, lag bei 2,3 Millionen Quadratkilometern und war damit um ein Drittel geringer als sonst. Die maximale Ausdehnung im September lag bei rund 17,8 Millionen Quadratkilometern, vier Prozent unter dem 30-jährigen Durchschnitt. Das ist der zweitkleinste Wert seit Beginn der Messungen.

Wie der WWF Deutschland am 21. September 2020 mitteilte, ist das arktische Meereis laut Zahlen des Alfred-Wegener-Institut für Polar und Meeresforschung (AWI) im Sommer 2020 auf die zweitkleinste Fläche seit Beginn der Satellitenmessungen zusammengeschrumpft. Mitte September betrug die Eisfläche demnach nur noch 3,8 Millionen Quadratkilometer und lag damit nur 0,5 Millionen Quadratkilometer über dem Negativrekord aus 2012.

Wie eine am 17. April 2020 veröffentlichte internationale Studie ergab, die von der Universität Hamburg koordinierte wurde, wird der Arktische Ozean mit hoher Wahrscheinlichkeit noch vor 2050 in manchen Sommern eisfrei sein, mit schwerwiegenden Folgen für die Natur.

Wie die Autoren einer Studie des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) und des Potsdamer Geoforschungszentrums (GFZ) am 20. August 2020 im Fachjournal „Communications Earth & Environment“ mitteilten, verlor die grönländische Eismasse im Jahr 2019 mit 532 Milliarden Tonnen deutlich mehr als im bisherigen Rekordjahr 2012 (464 Mrd. Tonnen). Der Verlust entspreche einem global gemittelten Meeresspiegelanstieg von 1,5 Millimetern.

Schrumpfen die Gletscher auf Grönland, hat das weltweit Folgen: Seit 1992 hat schmelzendes Grönlandeis den Pegel der Ozeane um etwas mehr als einen Zentimeter (10,8 Millimeter) angehoben, wie ein internationales Forschungsteam im Jahr 2019 errechnete. Mit weitreichenden Folgen: Als Faustregel gilt, dass für jeden Zentimeter Anstieg des globalen Meeresspiegels weitere sechs Millionen Menschen rund um den Globus Küstenüberflutungen ausgesetzt sind.

Das Überleben der Eisbären wird nach Angaben der Weltnaturschutzunion (IUCN) immer stärker durch die Klimaerwärmung gefährdet. Da das arktische Eis immer schneller schmilzt, gelangen die Eisbären nur noch unter großen Mühen auf das Packeis zu den Robben, ihrer Hauptnahrungsquelle. Wissenschaftler der Universität von Washington in Seattle haben in einer am 14. September 2016 in dem Fachmagazin The Cryosphere erschienenen Studie anhand von neuen Daten gezeigt, dass in allen Gebieten der Arktis, in denen die 19 Eisbär-Populationen leben, das Meereis in Frühling eher zu schmelzen beginnt und im Herbst erst später wieder zunimmt. Um fast ein Drittel droht der Bestand von derzeit geschätzt 25.000 dieser Raubtiere in den kommenden vier Jahrzehnten zu schrumpfen. Der bedrohte „König der Arktis“ ist mittlerweile zum Symbol des Kampfs gegen die menschengemachte Klimaveränderung geworden.

 

ANTARKTIS

Die Eisfläche in der Antarktis schwankt im Jahresverlauf und erreicht meist ihr Minimum im Februar und ihren Höchstwert im September.

Am 25. Februar 2022, ein paar Tage vor dem Sommerende auf der südlichen Hemisphäre, errechneten chinesische Forscher, dass die Eismasse auf dem Meer der Antarktis erstmals unter zwei Millionen Quadratkilometer groß war. So wenig Eis gab es in der Antarktis seit dem Start der Satellitenbeobachtung der Pole im Jahr 1978 noch nie. Das Gesamtausmaß des antarktischen Meereises lag etwa 30 Prozent unter dem Durchschnitt aus den Jahren 1981 bis 2010. Schon einmal, im Jahr 2017, erreichte das antarktische Meereis seinen damaligen Tiefststand. Insbesondere die West-Antarktis gilt als das Gebiet mit dem größten Eismassenverlust in den vergangenen Jahrzehnten. Während es kein Geheimnis ist, dass das Meereseis der Arktis relativ kontinuierlich zurückgeht, war der Bestand an Meereseis auf der anderen Seite des Globus, in der Antarktis, bisher deutlich stabiler.

Laut einer am 10. Februar 2023 veröffentlichten Mitteilung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) war die Ausdehnung des Meereises im Südlichen Ozean seit Beginn der Satellitenbeobachtungen vor 40 Jahren noch nie so gering: Anfang Februar 2023 waren lediglich noch 2,20 Millionen Quadratkilometer des Südlichen Ozeans von Meereis bedeckt.

Wie das Nationale Schnee- und Eisdatenzentrum der USA (NSIDC) am 25. September 2023 mitteilte, erreichte das Eis auf den Meeren rund um die Antarktis, das während des Winters auf der Südhalbkugel zunimmt, am 10. September eine maximale Ausdehnung von 16,96 Millionen Quadratkilometern. Das war die geringste Maximalausdehnung seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen 1979.

Der Thwaites-Gletscher in der Westantarktis, der mit 192.000 Quadratkilometern fast so groß wie Großbritannien und zum größten Teil fast zwei Kilometer dick ist, schmilzt nach neuesten Erkenntnissen vermutlich bereits seit den 40er Jahren. Schon heute trägt er rund vier Prozent pro Jahr zum Meeresspiegelanstieg bei. Würde er komplett kollabieren, würde der Meeresspiegel global um etwa 65 Zentimeter ansteigen. Er wird deshalb auch „Doomsday Glacier“, „Weltuntergangsgletscher“ genannt.

Würden alle verfügbaren fossilen Ressourcen von Kohle, Öl und Gas verbrannt, könnte das ein vollständiges Abschmelzen der antarktischen Eisdecke verursachen – das Ende des ewigen Eises. Das zeigt eine im Jahr 2015 veröffentlichte Studie von Forschern am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und US-amerikanischen Kollegen. Die Antarktis hält in ihrem Eis 70 Prozent der Süßwasserreserven der Erde fest. Sollte all dieses Eis schmelzen, wird der Meeresspiegel um 61 Meter steigen.

Eine umfassende Informationsplattform zum Meereis der Arktis und Antarktis finden Sie hier.

 

Die ALPENGLETSCHER verloren laut dem zweiten Bayerischen Gletscherbericht zwischen 2000 und 2011 durchschnittlich über einen Meter Eisdicke pro Jahr.

Seit 1890 habe die von Gletschern bedeckte Fläche in ISLAND um fast 22.000 Quadratkilometer (18 Prozent) abgenommen, schrieben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in einer in der im Juni 2021 in der isländischen Fachzeitschrift „Jökull“ veröffentlichten Studie. Ein Drittel des Rückgangs sei seit 2000 verzeichnet worden.

Die von Gletschern bedeckte Fläche des KILIMANDSCHARO – mit 5895 Metern der höchste Berg Afrikas – ist innerhalb eines Jahrhunderts um 85 Prozent geschrumpft: von 11,4 Quadratkilometern im Jahr 1912 auf 1,76 Quadratkilometer im Jahr 2011.

 

Literatur:

Film:

 


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