Rücksichtsloser Rohstoffabbau: Information

 

INFORMATION

 

Bergbau ist der älteste Eingriff des Menschen in die Erde, um sich ihre Schätze anzueignen.

Jahr für Jahr werden weltweit mehr abiotische, also nicht aus oder von Lebewesen stammende Rohstoffe aus der Natur entnommen. Zu ihnen gehören fossile Energieträger, Erze und sonstige mineralische Rohstoffe, Baumineralien wie Sand, Kies, Steine sowie Industriemineralien wie Quarzsand, Kalisalze. Sie werden zu Rohmaterial aufbereitet und verarbeitet, um den stetig steigenden Bedarf der Weltwirtschaft zu stillen. Dieser Trend verschärft globale Umweltprobleme wie den Klimawandel, die Bodendegradation oder den zunehmenden Verlust an biologischer Vielfalt vor allem in ökologisch sensiblen Gebieten.

Laut dem am 1. März 2024 veröffentlichten UN-Bericht „Global Resources Outlook 2024“ ist die globale Ressourcennutzung seit 1970 von 30 auf 106 Milliarden Tonnen jährlich angestiegen. Das bedeutet, dass rechnerisch jeder Mensch pro Tag im Schnitt 39 Kilogramm Materialien verbraucht. Das habe dramatische Umweltauswirkungen. So sei die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen für mehr als 60 Prozent der Treibhausgas-Emissionen und für 40 Prozent der Luftverschmutzung mit ihren gesundheitlichen Folgen verantwortlich. Hier schlage besonders die Gewinnung und Verarbeitung von fossilen Brennstoffen, Metallen und nicht-metallischen Mineralien wie Sand, Kies und Ton zu Buche. Die Gewinnung und Verarbeitung von Biomasse in Agrar- und Forstwirtschaft wiederum ist laut dem Bericht für 90 Prozent des Verlustes an biologischer Vielfalt an Land und für zunehmenden Wasserstress verantwortlich.
Des Weiteren geht aus dem Bericht hervor, wie ungleich die Ressourcennutzung weltweit verteilt ist. Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen verbrauchen danach im Durchschnitt nur etwa 15 Prozent der Materialien und verursachen nur ein Zehntel der Klimaauswirkungen von Menschen in Ländern mit hohem Einkommen. Während der Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch und die damit verbundenen Umweltauswirkungen in den Ländern mit niedrigem Einkommen dem Bericht zufolge seit 1995 fast unverändert geblieben sind, seien sie in den Schwellenländern wie China deutlich angestiegen.

Seit den 1970er Jahren nimmt der Ressourcenverbrauch stark zu. In den vier Jahrzehnten bis 2010 stieg er von 22 auf 70 Milliarden Tonnen. Besonders ausgeprägt zeigt die Kurve seit 2000 nach oben. Hauptgrund ist der Wirtschaftsboom in Schwellenländern wie China, Brasilien und Südafrika. Gibt es keine Trendwende, wird sich der Verbrauch bis 2050 gegenüber heute fast verdreifachen, wie ein am 20. Juli 2016 veröffentlichter Report des UN-Umweltprogramms Unep zeigt. Pro Jahr müssten dann 180 Milliarden Tonnen Material aus und von der Erde geholt werden, um den Bedarf der dann voraussichtlich rund zehn Milliarden Menschen an Lebensmitteln, Energie, Wohnraum und Mobilität zu decken – pro Kopf wären das rund 18 Tonnen. Unep warnt vor den Folgen eines solchen Raubbaus: verschärfter Klimawandel, steigende Luftverschmutzung, schwindende Artenvielfalt und Konflikte um Rohstoffe.

Einem am 13. April 2023 veröffentlichten Report des WWF Deutschland und der Wirtschaftsuniversität Wien zufolge wurde vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2020 im Umfeld von Rohstoffminen über 755.861 Quadratkilometer Wald abgeholzt – eine Fläche mehr als doppelt so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Demnach zählt die EU zu den größten Treibern der Waldzerstörung durch Bergbau für Rohstoffe wie Kohle, Gold und Kupfer: 14 Prozent der globalen Waldzerstörung im Zusammenhang mit Bergbau gehen auf das Konto der EU. Sie liegt damit hinter China (18 Prozent) und vor den USA (12 Prozent).

Der vom italienischen Experten Ugo Bardi verfasste Bericht des Club of Rome zur Ressourcen-Problematik aus dem Jahr 2013 zeigt, dass viele der Rohstoffe im Erdmantel zwar noch in großer Menge vorhanden sind, deren Konzentration in den abgebauten Erzen aber ständig abnimmt; in der Folge wüchsen die Umweltschäden und der Energieaufwand pro Kilo gewonnenem Metall und anderen Ressourcen steil an (Ugo Bardi, Der geplünderte Planet. Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen. Ein Bericht an den Club of Rome, Oekom-Verlag, München 2013).

Die UN schätzt, dass mehr als 40 Prozent aller weltweiten Konflikte in den letzten 60 Jahren mit dem Abbau und Handel von Rohstoffen verbunden waren. Mit jedem neuen Abbaugebiet steigen Konflikte und irreversible Umweltzerstörung.
Laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR wird ein Drittel aller Menschenrechtsverletzungen im Rohstoffsektor begangen.

Im November 2018 veröffentlichte das Umweltbundesamt (UBA) den zweiten Bericht über die Nutzung natürlicher Ressourcen in Deutschland. In einer Pressemitteilung vom 19. Februar 2019 fordert das UBA strengere Umweltstandards für den Rohstoff-Abbau im globalen Süden. Deutschland solle zusammen mit der Europäischen Union auf international verbindliche Umwelt- und Sicherheitsstandards entlang der Lieferkette vom Bergwerk bis zur Aufbereitung der Rohstoffe drängen. Laut UBA ist Deutschland einer der größten Rohstoff-Importeure der Welt: der fünftgrößte Nachfrager bei Aluminium, Blei, Kupfer und Zinn und bei Stahl der sechstgrößte (Zahlen für 2017).

Hinsichtlich unternehmerischer Ausbeutung im Ausland belegt Deutschland einen Spitzenrang. Das ergeben aktuelle Untersuchungen der Universität Maastricht. Besonders bedenklich sei der Import von Rohstoffen für die Automobil- und Chemieindustrie. Deren Produktion finde unter „menschenrechtlich problematischen Bedingungen“ statt. So werde beispielsweise in Peru Wasser verseucht, um Kupfer für deutsche Autos zu gewinnen, in Uganda finden Landvertreibungen statt, im Sudan werden ganze Dörfer geflutet. An solchen und ähnlichen Fällen seien deutsche Unternehmen direkt oder indirekt beteiligt. (Publik-Forum Nr. 11 vom 5. Juni 2015)

Für die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen im Bergbausektor im Globalen Süden sind nicht nur Importeure von Mineralien und Fertigprodukten in Deutschland mitverantwortlich. Auch Banken und Versicherungen profitieren, wenn sie in Bergbauunternehmen investieren und bei rücksichtslosen Praktiken wegsehen. Die Aktionszeitung der Christlichen Initiative Romero (CIR) BrennPunkt Banken und Bergbau – Finanztreibstoff für rücksichtslose Rohstoffgeschäfte zeigt anhand konkreter Fälle auf, wie das Geschäft der Banken mit den Bergbauriesen funktioniert und warum Investitionen in Rohstoff-Fonds vermieden werden sollten. Außerdem werden alternative Banken vorgestellt, die nachhaltige Standards für ihre Geschäfte definiert haben.

 

Sand und Kies sind nach Luft und Wasser die am meisten genutzten Ressourcen der Erde. Sie machen bis zu 85 Prozent der abgebauten Rohstoffe aus. Für Bauwirtschaft, Aufschüttungen und Industrie werden global pro Jahr nach Schätzungen des Reports „Sand, knapper als man denkt“ des UN-Umweltprogramms UNEP von 2014 etwa 40 Milliarden Tonnen Sand und Kies benutzt, „doppelt so viel wie Flüsse der ganzen Welt jährlich Richtung Meer schwemmen“. Weiter heißt es in dem Bericht: „Im Jahr 2012 wurden nach unseren Schätzungen knapp 30 Milliarden Tonnen Bausand für die Herstellung von Beton eingesetzt. Das war genug Material, um rund um den Äquator eine 27 Meter hohe und 27 Meter breite Mauer zu bauen.“ In Deutschland pendelte sich die Sandnachfrage zuletzt bei etwa 238 Millionen Tonnen ein. Im Schnitt verbraucht jeder Deutsche pro Jahr unglaubliche 2,9 Tonnen Sand. Etwa 80 Prozent davon stecken in den Häusern, Straßen und Brücken, die wir nutzen. Das alles scheint zunächst nicht weiter schlimm zu sein, schließlich gibt es genug davon. Doch Sand ist nicht gleich Sand. Ungeeignet zur Betonherstellung ist etwa Wüstensand ganz im Gegensatz zu Sand aus dem Meer, aus Flussbetten und Kiesgruben. Nach Schätzungen des UN-Umweltprogramms UNEP schwinden weltweit zwischen 75 und 95 Prozent aller Strände. „Sand entsteht als Resultat natürlicher Prozesse von einigen Hunderten oder sogar Millionen Jahren Dauer. Folglich ist er kein erneuerbarer Rohstoff, jedenfalls nicht nach menschlichen Zeitdimensionen. Da alle drei geschilderten Nutzungsarten [in der Bauindustrie, als Ausgangsstoff für die Gewinnung strategischer Mineralien, beim Fracking] gigantische Sandmengen erfordern, finden die Abbaumaßnahmen rund um die Uhr und ganzjährig statt. So verschwinden Sanddünen oder Sandsteinhügel, die über die Jahrtausende entstanden sind, innerhalb von wenigen Jahrzehnten.“ (Aus: Kiran Pereira, Aus Sand. Ein Rohstoff wird knapp, in: Le Monde diplomatique vom September 2014) Welche sozialen und ökologischen Folgen der Raubbau für Mensch, Tiere und Umwelt hat und mit welchen Mitteln Wirtschaft und Politik vorgehen, zeigt der Dokumentarfilm „Sand – Die neue Umweltzeitbombe“ des französischen Regisseurs Denis Delastrec (2013).
Einer am 7. Mai 2019 veröffentlichten Studie des UN-Umweltprogramms (Unep) zufolge hat der weltweite Bauboom die Nachfrage nach Sand und Kies in 20 Jahren verdreifacht. Mit 40 bis 50 Milliarden Tonnen im Jahr ist Sand gemessen am Volumen nach Wasser inzwischen der größte gehandelte Rohstoff der Welt. In 20 Jahren, so die Prognose, werde sich die Nachfrage nach Sand und Kies verdreifacht haben. Vor allem für die Umwelt sei der unregulierte Abbau gefährlich, warnte Unep. „Flüsse, Deltas und Küsten werden ausgewaschen, Sand-Mafias blühen, und der Bedarf steigt.“

Weitere Literatur:

 

Weltweit wird heute (2016) jährlich dreimal so viel Zement hergestellt wie im Jahr 2001. Das liegt vor allem an der massiven Bautätigkeit in China, wo die Hälfte (2,36 von 4,6 Milliarden Tonnen) der global produzierten Zementmenge verbraucht wird. Grundstoffe für die Herstellung von Zement sind Kalkstein und Lehm beziehungsweise Mergel, die mit Sand und Eisenerz bei 1450 Grad gesintert und dann mit weiteren Materialien wie Sand, Asche oder Gips zu Zement vermahlen werden. Der Rohstoff für Zement ist nicht leicht und billig zu haben. Um ihn zu gewinnen, müssen Berge abgetragen, Dörfer umgesiedelt und deren Bewohner beschäftigt und besänftigt werden. (Quelle: Anett Keller und Marianne Klute, Dreckiger Zement. Der Fall Indonesien, in: Le Monde diplomatique, Oktober 2016)

 

Aus 5000 Bohrquellen und 7000 Kilometern Rohrleitungen werden im Nigerdelta pro Tag mehr als zwei Millionen Fass Öl gefördert. Beteiligte Unternehmen sind Shell, Chevron, ExxonMobil und Total, die teils in Joint Ventures mit dem nigerianischen Staat agieren. Durch Pipelines bzw. durch die Erdölförderung wird die Umwelt enorm verschmutzt. Im Jahr 2013 führten die genannten Missstände zur „Nominierung“ des Deltas unter den „Top 10 der am stärksten verseuchten Gebiete der Erde“ durch das Blacksmith Institute. Wie Amnesty International und das Zentrum für Umwelt, Menschenrechte und Entwicklung (CEHRD) in einem am 3. November 2015 veröffentlichten Bericht mitteilten, habe der Mineralöl-Gigant Shell die Öffentlichkeit vorsätzlich mit der Behauptung getäuscht, vier stark verschmutzte Gebiete im nigerianischen Nigerdelta gesäubert zu haben; die Kontaminierung im größten Ölfördergebiet Afrikas sei noch immer mit bloßem Auge zu sehen.
Am 18. Dezember 2015 hat ein niederländisches Berufungsgericht in einer weitreichenden Entscheidung Schadenersatzklagen gegen den Ölkonzern Royal Dutch Shell wegen Umweltverschmutzungen durch Erdöllecks bei seiner nigerianischen Tochter zugelassen. Eine niedrigere Instanz hatte 2013 geurteilt, dass die Shell-Mutter nicht für Öllecks ihrer nigerianischen Tochtergesellschaft Shell Petroleum Development Company of Nigeria zur Verantwortung gezogen werden könne. Ausgangspunkt des Rechtsstreits ist eine Klage von vier nigerianischen Bauern und Fischern, die von dem Multi die Säuberung von vier stark durch Öl verschmutzten Dörfern im Nigerdelta, Schutz vor möglichen künftigen Ölverseuchungen und Entschädigungen fordern. Unterstützt werden die vier Kläger von der Umweltgruppe Friends of the Earth. Das Verfahren wird nun im kommenden Jahr fortgesetzt. Shell hatte Sabotage als Grund für die Öllecks angegeben. Nach nigerianischem Recht wäre das Unternehmen damit nicht schadenersatzpflichtig. Das Gericht in Den Haag erklärte nun, es sei zu früh, Sabotage als Grund für die Lecks anzunehmen.

Durch den Abbau der Ölsandfelder in der westkanadischen Provinz Alberta wurden weite Naturlandschaften in eine gigantische Wüste aus Schlamm verwandelt.

 

Gold boomt global. Ein Drittel des gesamten bisher freigelegten Edelmetalls wurde in den vergangenen 20 Jahren geschürft, im Schnitt 2600 Tonnen im Jahr. Dafür wurden weltweit riesige Landstriche zerstört und wichtige Wasserreservoire mit Chemikalien vergiftet.
Die katholische Friedensbewegung Pax Christi weist mit dem Film „Wenn Gold Gewalt und Elend schafft“ auf die katastrophale Lage der Menschenrechte beim Goldabbau im Kongo hin. Die Umweltorganisation WWF warnt in einer Mitteilung vom 28. Mai 2020 vor „giftigem Gold“.

 

Kein Land der Welt fördert mehr Braunkohle als Deutschland. Die Folgensind katastrophal: „Seit Jahrzehnten fallen an den drei großen deutschen Abbaugebieten im Rheinland bei Köln, in der Lausitz bei Cottbus und im Mitteldeutschen Revier zwischen Leipzig und Halle immer wieder ganze Dörfer der Braunkohle zum Opfer. Mehr als 300 sind seit Beginn des 20. Jahrhunderts verschluckt worden, rund 110 000 Menschen mussten bislang ihre Häuser, Höfe, Arbeitsstätten, ihre Kirchen, Vereinsheime und Felder, ihre über Jahrzehnte vertraute Heimat, aufgeben. Im Abbaugebiet bei Cottbus ist auch die sorbische Minderheit betroffen. Riesige Löcher entstanden, im rheinischen Abbaugebiet Garzweiler könnte eine Fläche der Größe von Paris verschwinden. Inzwischen ist ein Gebiet, das fast viermal so groß ist wie der Bodensee, unmittelbar von dem Abbau betroffen. Eine Rückkehr der Menschen ist unmöglich, denn nach dem Abbau finden die früheren Bewohner bis zu 450 Meter tiefe Gruben vor, die bis an den Horizont reichen, oder, nach der Renaturierung, oft versauerte Seen ohne Leben. Es ist ein Drama.“ (Aus: Markus Dobstadt, Vergiftete Atmosphäre, in: Publik-Forum 14/2015, S. 13-15.13)

Ende 2012 hat die Nichtregierungsorganisation Fian die Bergbaustudie „Schwarze Löcher in der Unternehmensverantwortung. Deutschlands Steinkohleimporte aus Kolumbien und die Folgen für die Menschenrechte“ veröffentlicht.

Laut Greenpeace sind zwei polnische Kohlekonzerne für Fischsterben in der Oder im August des Jahres 2022 verantwortlich. Damals waren schätzungsweise 360 Tonnen Fische verendet.

 

In den Bauteilen herkömmlicher Autos stecken schon heute rund 25 Kilogramm Kupfer. Bei Elektro-Autos erhöht sich der Verbrauch vor allem wegen der Kupfer-Wicklungen im Motor. Bei einem Antrieb mit 45 Kilowatt (rund 61 PS) sind es laut Fraunhofer-Institut ISI 45 Kilogramm. Für jedes Kilogramm Kupfer, das aus den natürlichen Erzlagerstätten gewonnen wird, werden rund 350 Kilogramm Natur extrahiert und verändert. Vgl. dazu die im Januar 2017 erschienene Studie der Freien Universität Berlin (FU) Deutsche Kupferimporte: Menschenrechtsverletzungen, Unternehmensverantwortung und Transparenz entlang der Lieferkette von Melanie Müller.

 

Lithium, ein zentraler Bestandteil von Lithium-Ionen-Akkus, wie sie in Smartphones, Laptops, in großen Mengen inzwischen aber auch in E-Autos und stationären Stromspeichern für Photovoltaik-Anlagen verbaut werden, wird vor allem aus Australien und Chile importiert, wo es unter kritischen Bedingungen abgebaut wird. Der Report „Das weiße Gold – Umwelt- und Sozialkonflikte um den Zukunftsrohstoff Lithium“, den Brot für die Welt am 13. November 2018 veröffentlicht hat, zeigt, welche Folgen der steigende Lithiumbedarf für die Menschen am anderen Ende der Wertschöpfungskette hat.

 

Zugunsten der Öl- und Gasförderung opfert Bolivien immer mehr Naturschutzreservate. Präsident Evo Morales hatte im Mai verkündet, dass Firmen ab sofort auch in Nationalparks nach Öl und Gas suchen dürfen. Alle bisher noch unter Schutz stehenden Gebiete sind damit freigegeben. Selbst die Ureinwohner, die bisher angehört wurden, müssen dem nun nicht mehr zustimmen. Internationalen Organisationen, die das zu verhindern suchen, droht Morales mit Rauswurf. Die Bolivianer seien keine Wald- und Parkwächter, zu denen die entwickelten Staaten sie machen wollten. Noch vor fünf Jahren hatte Morales einen internationalen Klimagerichtshof gefordert, der Nationen und Unternehmen verurteilen sollte, die »dem Planeten Erde schaden«. Nun treibt er die Vergabe von Konzessionen zur Ausbeutung von Bodenschätzen an private Firmen voran. Auch europäische Unternehmen wie der französische Konzern Total und die spanische Firma Repsol profitieren davon. (Aus: Publik-Forum 13/2015)

Am 5. November 2015 bricht eine rote Lawine aus toxischem Schlamm durch den Fundão-Damm des Minenunternehmens Samarco im Südosten von Brasilien. 55 Millionen Kubikmeter der tödlichen Masse bahnen sich ihren Weg durch die Landschaft des Bundesstaates Minas Gerais und fließen in den Rio Doce, der im nahegelegenen Espinhaço-Gebirge entspringt. Etwa zwei Wochen später wird das Gemisch aus Arsen, Quecksilber, Blei und anderen hochgiftigen Chemikalien den Atlantik ­erreichen. Auf dem Weg dorthin wird es 19 Menschen sowie zahllose Tiere und Pflanzen in den Tod gerissen, ganze Dörfer begraben haben. Der „süße Fluss“ verwandelt sich infolge dieser wohl größten Umweltkatastrophe Brasiliens in ein rotes, totes Gewässer. (Quelle: Nicoló Lanfranchi, Langsamer Tod am süßen Fluss. Die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte Brasiliens hat das Leben der indigenen Krenak für immer verändert, in: Amnesty Journal 10-11/2017)

Detaillierte Informationen über die katastrophalen Folgen der Gewinnung von Uranerz bietet der Uranatlas. Daten und Fakten über den Rohstoff des Atomzeitalters, 2019
Informationen über den weltweiten Uranabbau finden sie hier. Siehe auch: 17. KW (Nuklearenergie)

Zum Tiefseebergbau vgl. „Ausbeutung und Verwüstung der Weltmeere“ (9. KW)

Zur Initiative von Ecuadors Staatspräsident Rafael Correa zum Schutz des Yasuní-Naturparks vgl. „Schädigung und Zerstörung der Wälder“ (12. KW).

 

Literatur:

 

 

Film:

 

  • „Dirty Gold War“ (2015), Regie: Daniel Schweizer

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