(Klima-)Killer Auto: Information: „Biokraftstoffe“

 

„Biokraftstoffe“

 

Biokraftstoffe sind bis zu dreimal klimaschädlicher als fossile Treibstoffe. Der Anbau von Biomasse zur Verwendung als Biokraftstoff geht oft mit Entwaldung und der Verödung von Böden einher. Waldflächen in der Größe Bayerns könnten für Biokraftstoff bis 2030 weltweit zusätzlich gerodet werden. Dazu kämen 2,9 Millionen Hektar entwässerte Moorflächen weltweit. Dies würde zu zusätzlichen CO2-Emissionen von 11,5 Milliarden Tonnen führen. Das entspricht in etwa den jährlichen Emissionen Chinas aus fossilen Energieträgern. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Öl ins Feuer: Die Auswirkungen des Biokraftstoffbooms auf unseren Planeten“, die am 10. März 2020 in Berlin von der Rainforest Foundation Norway und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vorgestellt wurde.

Gegenwärtig werden 100 bis 200 Millionen Tonnen der WELTWEITEN jährlichen Getreideproduktion zu Agrosprit (mit „Bio“ hat er wenig zu tun) verarbeitet. Laut OECD werden im Jahr 2020 rund 13 Prozent der weltweiten Kornernte und 15 Prozent des Pflanzenöls im Tank statt auf dem Teller landen. Seit die EU vorgeschrieben hat, dass der Anteil nachwachsender Rohstoffe am Verkehr bis 2020 mindestens zehn Prozent betragen soll (bislang ist die Industrie seit 2007 staatlich verpflichtet, sieben Prozent Pflanzenöl in Dieselöl zu mischen), wird Palmöl in wachsenden Mengen für Agrarsprit importiert. Laut einer Studie von Naturschutzbund Deutschland und der NGO Trade & Environment hat sich die Beimischung von Palmöl in Biosprit zwischen 2010 und 2014 versiebenfacht: von 456 000 auf 3,2 Millionen Tonnen. Zurzeit (2017) werden auf 8,8 Millionen Hektar Land Pflanzen für Biodiesel angebaut, eine Fläche, die größer ist als Österreich. Vgl. die Sendung Wir tanken Regenwald – Die Lüge vom Öko-Diesel, 10. März 2017, 3sat. In Deutschland werden derzeit (2022) laut Deutschem Bauernverband jährlich 900.000 Tonnen Getreide für die Kraftstoffproduktion verwendet.

 

Laut einer 2022 veröffentlichten Studie der NGO Transport & Environment (T&E) werden in EUROPA jeden Tag 10.000 Tonnen Weizen in Biosprit umgewandelt. Daraus könnten 15 Millionen Brotlaibe à 750 Gramm gebacken werden.

 

In DEUTSCHLAND dienen inzwischen mehr als sechs Prozent des erzeugten Getreides nicht mehr dazu, Menschen zu ernähren, sondern Autos zu „füttern“. Auf 12,5 Prozent der deutschen Agrarfläche wachsen Energiepflanzen wie Mais und Raps unter hohem Einsatz von Dünger und Pestiziden. Einer Untersuchung von Greenpeace im Jahr 2013 zufolge ist der Raps-Anteil im Biosprit seit 2011 von 76 auf 51 Prozent gesunken, während sich der Palmöl-Anteil von acht auf 25 Prozent mehr als verdreifacht hat; dies verschärfe den Trend zur Regenwaldzerstörung, warnt die Umweltorganisation, da die Palmplantagen in Ländern wie Indonesien und Malaysia (knapp 90 Prozent des global verfügbaren Palmöls werden in diesen beiden Ländern angebaut) auf gerodeten Urwald-Flächen angelegt werden. Die Folgen für die biologische Arten- und Pflanzenvielfalt sind dramatisch.
Laut einer Mitteilung des WWF vom 11. Oktober 2022 wird allein für die Herstellung von in Deutschland verbrauchten Agrokraftstoffen  weltweit eine landwirtschaftliche Fläche von rund 2,5 Millionen Hektar belegt. Sie steht damit für die menschliche Ernährung nicht zur Verfügung.
Jedes Jahr verbrauchen Autofahrer*innen 4,6 Milliarden Liter sogenannten Bio-Treibstoff, die Benzin (E5 und E10) und Diesel zugemischt werden. Neuen Berechnungen von Deutscher Umwelthilfe (DUH), foodwatch, Greenpeace, NABU, Robin Wood und Transport & Environment zufolge könnten mit den Anbauflächen, auf denen derzeit Getreide, Raps und andere Pflanzen zur Produktion von Agrokraftstoff für den deutschen Markt angebaut werden, bis zu 35 Millionen Menschen ernährt werden.
Laut der am 27. Oktober 2015 veröffentlichten, vom Bundesentwicklungsministerium in Auftrag gegebenen Studie des Bonner Südwind-Instituts Palmöl – der perfekte Rohstoff? Eine Industrie mit verheerenden Folgen ist die Produktion von Palmöl nicht nur mit erheblichen ökologischen, sondern auch mit vielen sozialen Problemen verbunden. Laut einer am 26. Oktober 2016 in Berlin unter dem Titel „Burning land, burning the climate“ veröffentlichten Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam ist der europäische Palmölverbrauch inzwischen doppelt so groß wie 2003, dem Jahr der Einführung der EU-Biosprit-Ziele. Bis 2030 könnte die globale Biosprit-Industrie rund 600.000 Quadratkilometer einnehmen – eine Fläche so groß wie Frankreich.
Das am 22. November 2016 vom NABU-Dachverband BirdLife International und der Umweltorganisation Transport & Environment in Brüssel vorgelegte Schwarzbuch Bioenergie zeigt die negativen Folgen des Anbaus von Energiepflanzen auf. Er führt zum Verlust wertvoller Lebensräume für Tiere und Pflanzen nicht nur in den Regenwäldern Indonesiens, sondern auch in Europa.
Laut einer Mitteilung des WWF vom 11. Oktober 2022 wird allein für die Herstellung von in Deutschland verbrauchten Agrokraftstoffen weltweit eine landwirtschaftliche Fläche von rund 2,5 Millionen Hektar belegt. Sie steht damit für die menschliche Ernährung nicht zur Verfügung.

Weitere Informationen zum Thema finden sich hier.

 

Literatur:

  • James Smith, Biotreibstoff. Eine Idee wird zum Bumerang, Wagenbach Verlag, Berlin 2012
  • Kathrin Hartmann, Aus kontrolliertem Raubbau. Wie Politik und Wirtschaft das Klima anheizen, Natur vernichten und Armut produzieren, Blessing Verlag, München 2015


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