Kleinwaffen: Information

 

INFORMATION

 

Unter Kleinwaffen versteht man Waffen, die man alleine tragen und bedienen kann, also Sturmgewehre, Maschinengewehre, Pistolen und Granatwerfer. Allerdings führt der harmlos klingende Name in die Irre. Kleinwaffen verursachen mehr Opfer als jede andere Waffenart, verschärfen Konflikte, destabilisieren Gesellschaften, hemmen Entwicklung. Die Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) nennt sie die „Massenvernichtungswaffen des 21. Jahrhunderts“. Die vom „Graduate Institute of International and Development Studies“ in Genf herausgegebene Studie „Small Arms Survey“ schätzt, dass Jahr für Jahr mindestens eine halbe Million Menschen durch Kleinwaffen zu Tode kommen, jede Minute ein Mensch. Die meisten von ihnen sterben in bewaffneten Konflikten und Kriegen; laut einer Studie des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes sterben von 20 Toten auf den Schlachtfeldern der Welt 19 durch Kleinwaffen. Doch rund 200.000 Menschen werden jährlich Opfer von Verbrechen (Überfällen, Amokläufen, häuslicher Gewalt) oder von staatlicher Verfolgung unter Einsatz von Kleinwaffen. Kleine und leichte Waffen wie Pistolen oder Maschinengewehre passen nicht nur perfekt in Kinder(soldaten)hände. Gemäß dem ‚“Small Arms Survey“ befinden sich weltweit ungefähr 875 Millionen Kleinwaffen im Umlauf.

Nach Schätzungen von Experten existieren WELTWEIT ca. 25 Millionen Kleinwaffen bei der Polizei, ca. 200 Millionen beim Militär und ca. 650 Millionen in Privathaushalten (Quelle: Flyer „Rüstungsexporte stoppen!“ der DFG-VK, 2018).

Over 1,057,000 people have been killed by guns in the U.S.A. since John Lennon was shot and killed on December 8,1980. Yoko Ono verschickte am 20. März 2013 über Twitter ein Foto von der blutverschmierten Brille, die Lennon damals trug. Dazu veröffentlichte sie den Text, in dem sie an die mehr als 1.057.000 Menschen erinnert, die seit Lennons Tod durch Waffen in den USA getötet wurden.

In den USA befinden sich zurzeit (2018) 393 Millionen Kleinwaffen (Pistolen, Schrotflinten, Sturmgewehre, Maschinenpistolen, Präzisionsgewehre) in privatem Besitz. Zum Vergleich: Es sind etwa 327 Millionen US-Bürger registriert. Somit besitzen 100 US-Bürger im Durchschnitt 120,5 Kleinwaffen (in Deutschland kommen auf 100 Einwohner 19,6 Kleinwaffen). – Im Jahr 2021 wurden in den USA nach Angaben des Unternehmens Small Arms Analytics & Forecasting fast 23 Millionen Schusswaffen verkauft, mehr als je zuvor.
Wie aus Recherchen der Nichtregierungsorganisation Gun Violence Archive hervorgeht, wurden im Jahr 2022 in den Vereinigten Staaten mehr als 44.300 Menschen bei Schusswaffenangriffen getötet, also rund 121 Personen pro Tag. In keinem anderen Industriestaat ohne Krieg ist die Anzahl an jährlichen Schusswaffentoten höher.
Experten schätzen, dass bei unbeabsichtigten Schüssen durch Minderjährige in den USA jährlich 350 Menschen sterben. Laut einer Studie der Universität von Michigan kamen im Jahr 2020 mehr als 4300 Amerikaner im Alter von bis zu 19 Jahren bei Tötungsdelikten oder Unfällen mit Waffen ums Leben. Damit haben Vorfälle durch Schusswaffen in den USA Verkehrsunfälle als häufigste Todesursache von Kindern und Jugendlichen abgelöst.

Laut Schätzungen der EU-Kommission sind in EUROPA mehr als 35 Millionen Feuerwaffen in Umlauf, 56 Prozent davon illegal.

In DEUTSCHLAND sollen mehr als fünf Millionen Schusswaffen in Privatbesitz registriert sein.
Nach den USA und Italien zählt Deutschland weltweit zu den größten Herstellerländern von kleinen und leichten Waffen und ist mit Abstand der größte Kleinwaffenexporteur der EU. Die Oberndorfer Waffenschmiede Heckler & Koch (H&K) ist Europas größter Hersteller von Kleinwaffen. Weltweit kursieren rund zehn Millionen Exemplare – in Armeen, bei Aufständischen und Drogenbanden.

Anlässlich des Red Hand Day veröffentlichen Terre des Hommes, die Kindernothilfe, World Vision Deutschland und Brot für die Welt als Mitglieder des Deutschen Bündnis Kindersoldaten am 9. Februar 2017 die Studie „Kleinwaffen in Kinderhänden. Deutsche Rüstungsexporte und Kindersoldaten“. Die Studie belegt, dass Deutschland in den letzten Jahren an mindestens acht der 20 Länder Waffen geliefert hat, in denen Kinder laut einem Bericht der Vereinten Nationen als Soldaten eingesetzt werden. Die Autoren rufen die Bundesregierung auf, den Export von Kleinwaffen und Munition komplett zu stoppen und ein Rüstungsexportgesetz mit rechtlich verbindlichen und einklagbaren Ablehnungskriterien zu schaffen.

Die von den Hilfswerken Brot für die Welt und Terre des Hommes herausgegebene und am 5. November 2020 vorgestellte Studie „Kleinwaffen in kleinen Händen – Deutsche Rüstungsexporte verletzen Kinderrechte“ beklagt, dass Deutschland Waffen und Munition in zahlreiche Konfliktländer liefert, in denen Kinder getötet oder als Soldat*innen rekrutiert werden. „Waffenexporte in Länder, über die schwerste Kinderrechtsverletzungen dokumentiert sind, sind ein Verstoß gegen die UN-Kinderrechtskonvention und gegen den ‚Gemeinsamen Standpunkt‘ der EU zu Waffenexporten“, so Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte bei Terre des Hommes.


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