Industrielle Massentierhaltung, Fleischkonsum: Information: Tierhaltung in Deutschland: Hühnerhaltung

 

Hühnerhaltung

 

Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 16. Januar 2024 wurden in den Ställen oder auf den Weiden der rund 161.700 tierhaltenden Betriebe in Deutschland am Stichtag 1. März 2023 rund 10,9 Millionen Rinder, 22,4 Millionen Schweine, 1,8 Millionen Schafe sowie 162.600 Ziegen und 167,3 Millionen Stück Geflügel gehalten.

Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 3. April 2024 wurden zum Stichtag 1. März 2023 in Deutschland 10,38 Millionen Hühner ökologisch gehalten. Ihr Anteil am gesamten Bestand lag bei 7 Prozent (2020: 5 Prozent).

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 7. Februar 2024 mitteilte, ist die Fleischerzeugung durch gewerbliche Schlachtunternehmen in Deutschland nach vorläufigen Ergebnissen im Jahr 2023 gegenüber 2022 um 4,0 Prozent oder 280.200 Tonnen auf 6,8 Millionen Tonnen gesunken. Insgesamt wurden im Jahr 2023 in den Schlachtbetrieben 47,9 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde sowie 702,2 Millionen Hühner, Puten und Enten geschlachtet.

Im niedersächsischen Wietze bei Celle baut die „Celler LandFrischgeflügel GmbH“ (Unternehmensgruppe Rothkötter) den größten Geflügelschlachthof Europas. Hier sollen einmal 430.000 Hähnchen pro Tag (!) getötet werden. Seit September 2011 ist die erste „Schlachtstraße“ in Betrieb, mit einer täglichen Kapazität von 200.000 Tieren. Gefördert wurde die Industrieanlage mit sieben Millionen Euro aus Steuergeldern.

 

Hühner sind eigentlich Waldrandbewohner und haben einen enormen Bewegungsdrang.

 

Mehr als 600 Millionen Hähnchen wurden im Jahr 2013 in Deutschland verarbeitet. Allein der Hähnchenkonsum hat sich von 2001 bis 2010 verdoppelt. Fast drei Viertel der Masthühner in Deutschland stehen in Betrieben mit über 50.000 Tieren. 22 bis 24 Tiere müssen sich einen Quadratmeter Bodenfläche in Dämmerlicht teilen. Die Tiere haben keinen Auslauf, sehen somit nie das Sonnenlicht; 18 Stunden darf in Industrieställen das Kunstlicht brennen. Während der 35-tägigen Tortur leben die Tiere auf ihren eigenen Exkrementen, da erst nach Räumung der Halle ausgemistet wird. Bei den typischen Besatzdichten, in der Regel 20.000 bis 40.000 Hühner, erleiden so bis zu einem Drittel aller Tiere durch das Liegen auf durchfeuchteter Einstreu Verätzungen, da die Tiere oft auf Grund der extrem schnellen Gewichtszunahme, mit der das Knochenwachstum nicht Schritt hält, nicht mehr stehen können. Ursache ist die züchterische Selektion auf extremes Wachstum der Brust und Schenkelpartie und das fehlende Sättigungsgefühl bei den bevorzugten Zuchtlinien. Der beengte Platz und die hohe Individuenzahl lässt dabei ein artgerechtes Sozialverhalten ebenso wenig zu wie Bewegung. Einkalkuliert wird, dass fünf Prozent der Tiere vorzeitig verenden. Das sind bei einem Stall von 30.000 Hühnern 1.500 tote Tiere in 35 Tagen.

 

Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 15. März 2024 wurden im Jahr 2023 in Deutschland rund 13,1 Milliarden Eier in Betrieben mit mindestens 3.000 Hennenhaltungsplätzen produziert. Die Bodenhaltung war mit 58,8 Prozent der produzierten Eier (7,9 Milliarden Stück) erneut die dominierende Haltungsform in Deutschland (etwa 25,9 Millionen Tiere). 23,0 Prozent (3,0 Milliarden Eier) stammten aus Freilandhaltung (10,2 Millionen Tiere), 13,4 Prozent (1,8 Milliarden Eier) aus ökologischer Erzeugung (6,1 Millionen Tiere). Der verbleibende Anteil in Höhe von 4,9 Prozent entfiel auf die Haltung in Kleingruppen. Diese Haltungsform soll bis 2025 auslaufen.

„230 Eier isst jeder Deutsche im Jahr – statistisch gesehen. Und obwohl Gesundheit und Tierschutz den meisten Menschen wichtig sind, greifen sie nicht etwa zum Bio-Ei, sondern zu günstigeren Alternativen. Die Deutschen kaufen hauptsächlich Eier aus Bodenhaltung. Und auch Käfigeier werden massenweise noch produziert und gegessen. Fertigprodukte, Kantinenessen und der Bäcker von nebenan – viele Unternehmen setzen aus Kostengründen auf das billige Käfig-Ei.“ (Zur Dokumentation „Armes Huhn – armer Mensch. Vom Frühstücksei zur Wirtschaftsflucht“, 2019)

In der Natur würde ein Huhn fünf bis zwölf Eier legen und dann mit dem Brüten beginnen. Die Brutzeit dauert etwa 21 Tage. Ein- bis zweimal im Jahr würde ein Huhn in Freiheit brüten. Den Legehennen werden die Eier weggenommen. Das Brüten entfällt. Deshalb legen sie immer weiter – häufig mehr als 300 Eier im Jahr. Für die Hennen ist das sehr anstrengend. Sie laugen aus und haben mit Krankheiten zu kämpfen.

 

Dem Bundeslandwirtschaftsministerium zufolge wurden bis 2021 in Deutschland jedes Jahr 45 Millionen männliche Küken getötet. Die Tierrechtsorganisation Peta geht von 50 Millionen aus, 140.000 am Tag. Europaweit sind es rund 280 Millionen, weltweit Milliarden jedes Jahr. Die Tiere werden innerhalb von 72 Stunden nach ihrem Schlüpfen bei lebendigem Leib mit Kohlenmonoxid vergast oder im Häcksler geschreddert, weil sie in der Legehennenzucht nicht gebraucht werden. Das OVG Münster hat am 20. Mai 2016 entschieden, dass diese Praxis mit dem Tierschutzgesetz vereinbar sei. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am 13. Juni 2019 entschieden, dass Küken in Deutschland vorerst weiter getötet werden dürfen, wenn sie aufgrund ihres Geschlechts für die Eierproduktion nicht geeignet sind.
Am 20. Mai 2021 hat der Bundestag ein Gesetz beschlossen, mit dem das „Kükenschreddern“ ab 1. Januar 2022 verboten wird. Eingriffe zum Bestimmen des Geschlechts im Ei und ein möglicher Abbruch des Brütens sind ab den 13. Bebrütungstag untersagt.


RSS