Hunger und Mangelernährung: Inspiration

 

INSPIRATION

 

Die alte Frage, was die Welt
Im Innersten zusammenhält
Verblasst, erlischt, die neue heißt:
Was sie auseinanderreißt

Die Einheit ist gegeben schon
Alle existieren leiblich
Die Welt wird aber aufgeteilt
Zurück bleibt hungrig oder satt

Nahrungsmittel, Ernte, Essen
Sind bestimmt für Mund und Magen
Geben Energie zum Leben
Nicht für Rohstofffonds von Banken

Wetten auf den Preis von Mais
Der Gewinn kann riesig sein
Verschwunden der Bezug zum Hunger
Und vom Leben abgetrennt

Die Maus läuft an der Bank vorbei
Das Kind stirbt dort in Niger
Das Weltgetriebe rührt das nicht
Die Börse kommt nicht vor Gericht

Ins Meer von Leben eingefügt
Ist die eine Welt zu spüren
Kein Teil ist von ihr abzuschnüren
Es reicht für alle, es genügt.

Hans Bischlager

(Hans Bischlager, Entschieden wird im Untergrund. Politische Gedichte, Hamburg 2017, S. 42f.) 

 

Der Mehlkrug soll nie zu Ende gehen,
und das Ölgefäß nie leer werden.

1. Könige 17,14 – die vermutlich älteste und ursprünglich eigenständige Tradition der Elia-Erzählung 1. Könige 17,7–16

 

Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder

Aus: Heinrich Heine, Deutschland. Ein Wintermärchen, 1844

 

Hörte den Hunger schrein: Wo gibt’s was? Sah
Sehr feiste Finger deuten nach oben.
Da sagt‘ ich: Seht ihr, es ist etwas da!

Aus: Bertolt Brecht, Ballade von der Billigung der Welt, 1932

 

Hunger ist die schlimmste Form von Gewalt.

Mohandas Karamchand Gandhi (1869–1948, indischer Rechtsanwalt, Widerstandskämpfer, Pazifist)

 

 

Wofür streiten sich die Katholiken (…) mit den Kommunisten darüber, ob die Seele sterblich oder unsterblich ist, anstatt sich einig zu werden: Der Hunger ist sterblich!

Camilo Torres (1929–1966, kolumbianischer, römisch-katholischer Priester und Befreiungstheologe)

 

Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der ihm und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen eingeschlossen, sowie das Recht auf Sicherheit bei Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Tod des Ehegatten, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.

Art. 25, Abs. 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen

 

Ernährungssouverenität ist das Recht der Völker auf gesunde und kulturell angepasste Nahrung, nachhaltig und unter Achtung der Umwelt hergestellt. Sie ist das Recht auf Schutz vor schädlicher Ernährung. Sie ist das Recht der Bevölkerung, ihre Ernährung und Landwirtschaft selbst zu bestimmen. Ernährungsouveränität stellt die Menschen, die Lebensmittel erzeugen, verteilen und konsumieren, ins Zentrum der Nahrungsmittelsysteme, nicht die Interessen der Märkte und der transnationalen Konzerne.

Nach der Erklärung von Nyéléni vom 27. Februar 2007,
zitiert aus: Öffentlicher Luxus, herausgegeben von cummunia & BUNDjugend, Berlin 2023, S. 118

 

Ernährungssicherheit ist dann gegeben, wenn alle Menschen zu jeder Zeit physischen und ökonomischen Zugang zu ausreichender, gesunder und ausgewogener Nahrung haben, um ihre energetischen Bedürfnisse und ihre geschmacklichen Vorlieben zu befriedigen, sodass sie ein gesundes und aktives Leben führen können.

Welternährungsgipfel 1996 in Rom

 

Im Grunde liegt die Wurzel des Problems von Hunger und Mangelernährung nicht in einem Mangel an Nahrungsmitteln, sondern im mangelnden Zugang großer Teile der Weltbevölkerung zu den verfügbaren Nahrungsmitteln, der unter anderem auf Armut zurückzuführen ist.

UN-Ausschuss für wirtschaftliche soziale und kulturelle Rechte am 12. Mai 1999 zum Recht auf angemessene Nahrung

 

Noch nie in der Menschheitsgeschichte hat es eine Hungersnot in einer Demokratie gegeben.

Amartya Sen (* 1933, indischer Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph,
Träger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften)

 

Hunger ist das größte lösbare Problem der Welt.

Deutsche Welthungerhilfe

 

Afrika verfügt mit 60 Prozent der weltweiten Ackerflächen über ein enormes Potenzial. Unser Nachbarkontinent könnte sich selbst und weite Teile der Welt ernähren. Auf Export getrimmte Monokulturen gepaart mit schlechter Infrastruktur und oft fehlendem Knowhow produzieren dagegen eine tödliche Spirale der Unterversorgung, die ein für alle Mal durchbrochen werden muss.

Udo Bullmann, SPD-Europaabgeordneter und Koordinator der sozialdemokratischen Fraktion im Entwicklungsausschuss
in einem Gastbeitrag der Frankfurter Rundschau vom 18./19. Juni 2022

 

Wenns da Fressen gipt, müsste es doch Fressen für alle sein, stimmz?

Aus: George Saunders, Fuchs 8. Aus dem amerikanischen Englisch von Frank Heibert,
Luchterhand Literaturverlag, München 2019 (7. Auflage)


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