Gentechnik: Information

 

INFORMATION

 

Gentechnisch veränderte Pflanzen werden seit 1995 kommerziell angebaut. „Zwischen 1996 und 2018 ist die Anbaufläche gentechnisch veränderter Pflanzen von 3,6 Prozent auf 12,8 Prozent der WELTWEITEN Ackerfläche gewachsen. Die heute insgesamt 192 Millionen Hektar liegen zu 90 Prozent in nur fünf Ländern: den USA (75,0 Millionen Hektar), Brasilien (51,3 Millionen Hektar), Argentinien (23,9 Millionen Hektar), Kanada (12,7 Millionen Hektar) und Indien (11,6 Millionen Hektar). Angebaut werden vor allem drei Pflanzen: Soja (50 Prozent), Mais (30 Prozent) und Baumwolle (13 Prozent).“ (Insektenatlas 2020, S. 42f.)
Auf Soja entfällt mit rund 80 Millionen Hektar fast die Hälfte der weltweit bebauten Agrarfläche. Laut dem 2022 erschienenen Pestizidatlas. Daten und Fakten zu giften in der Landwirtschaft (S. 32) sind mittlerweile 74 Prozent der weltweit angebauten Sojabohnen gentechnisch verändert. Der weltweite Anbau konzentriert sich auf acht Länder: die USA (die USA gelten als das Gentechnik-Land schlechthin: hier befinden sich zwei Drittel der weltweiten Anbauflächen von GVO; mehr als 90 Prozent der Mais-, Soja- und Zuckerrübenernte in den USA sind genmanipuliert), Brasilien, Argentinien, Indien, Kanada, China, Pakistan und Paraguay. Von der weltweit geernteten Baumwolle sind 70 bis 75 Prozent gentechnisch verändert (lediglich ein Prozent der Welternte stammt aus kontrolliert biologischem Anbau). Rund 87 Prozent aller gentechnisch veränderten Kulturen wachsen in Nord- und Südamerika. Die Äcker der EU sind bisher weitgehend frei von Gentech-Anbau.

Eine am 4. Oktober 2018 veröffentlichte Studie von Testbiotech und der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch zeigt ein erschreckendes Ausmaß von Umweltschäden, die mit dem Anbau von Gentechnik-Soja in Südamerika verbunden sind: Diese reichen von der Zerstörung der biologischen Vielfalt und von Wasserkreisläufen über Schäden an Böden und Klima bis hin zu schwerwiegenden Auswirkungen auf die Gesundheit der ländlichen Bevölkerung. Zwischen 2005 und 2014 stieg die Sojaanbaufläche in Brasilien, Argentinien und Paraguay um 40 Prozent oder 15,5 Millionen Hektar, meist auf Kosten von ökologisch wertvollem Weideland, Savannen und Regenwald. Das Geschäft machen dort vorwiegend Großgrundbesitzer sowie Handels- und Chemiekonzerne. Zur Problematik vgl. auch Pestizidatlas 2022, S. 32f).

Im November 2015 erteilte die US-Lebensmittelbehörde FDA als erstem Lebewesen mit Erbgut aus dem Labor gentechnisch verändertem Lachs die Zulassung für den menschlichen Verzehr. Die transgenen Lachse erreichen ihr Schlachtgewicht bereits nach 18 Monaten, nicht erst nach rund drei Jahren. Und sie sind weniger empfindlich gegen Kälte und bleiben deshalb auch bei niedrigen Wassertemperaturen im Winter aktiv, was für die Produzenten den Vorteil bringt, dass diese Fische das ganze Jahr über gezüchtet werden können. Um die Gewichtszunahme zu beschleunigen, pflanzte man ihnen Gene des in den Gewässern Nordamerikas, Russlands und Japans beheimateten Königslachses ein. Diese sorgen dafür, dass während des gesamten Jahres Wachstumshormone ausgeschüttet werden. Die Kälteresistenz erlangen die Lachse über ein Gen der Nordamerikanischen Aalmutter, das für die Regulation eines Proteins zum Frostschutz zuständig ist.

Das Institut Testbiotech aus München veröffentlichte am 11. Januar 2016 einen Bericht zu den Risiken gentechnisch veränderter Tiere für Mensch und Umwelt.

 

In die EUROPÄISCHEN UNION dürfen 64 Gentech-Pflanzen importiert und als Lebens- und Futtermittel verwendet werden (Stand 2017). Die EU importiert jährlich rund 30 Millionen Tonnen gentechnisch verändertes Soja als Tierfutter. Es muss auf den damit hergestellten tierischen Lebensmitteln nicht deklariert werden. Der Gentechnik-Mais MON810 der Firma Monsanto ist derzeit (Stand Juli 2015) die einzige Gentechnik-Pflanze, die in der EU angebaut werden darf. Viele der EU-Mitgliedsstaaten, so auch Deutschland, haben den Anbau unter Verweis auf Umweltrisiken untersagt. In der Bundesrepublik gilt das Anbauverbot seit 2009.

 

Die Standorte gentechnisch veränderter Pflanzen dürfen nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs nicht geheim gehalten werden. Ein Standortregister für DEUTSCHLAND ist auf der Website des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit verfügbar. 2013 war das erste Jahr in der Bundesrepublik seit 1994, in dem es weder Freisetzungsversuche noch einen regulären Anbau von Gentech-Pflanzen gab. Dennoch ist Deutschland alles andere als Gentech-frei: Genmanipulierte Pflanzen wie Soja, Mais und Raps werden vielfach als Futtermittel für Hühner, Schweine und Kühe verwendet und aus Ländern wie Brasilien und Argentinien importiert.

Mit der erstmals im Jahr 2012 beschriebenen CRISPR-Cas9-Methode, dem sogenannten „Genom Editing“ (Genomchirurgie), oft auch als „molekulare Genschere“ bezeichnet, lässt sich das Erbgut von Lebewesen so einfach, präzise und kostengünstig verändern wie nie zuvor – mit unabsehbaren Folgen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) urteilte am 15. Juli 2018, dass Organismen, deren DNA mithilfe der neuen Gentechniken verändert wurden, juristisch als gentechnisch veränderte Organismen einzustufen sind. Informationen zu den Risiken der neuen Gentechnikverfahren finden Sie über diesen Link. hier.

Aktuelle Informationen zur Agro-Gentechnik findet man hier.

 

Literatur:

  • Michael J. Sandel, Plädoyer gegen die Perfektion. Ethik im Zeitalter der genetischen Technik, Berlin University Press, Berlin 2008
  • Jörg Bergstedt, Monsanto auf Deutsch, SeitenHieb-Verlag, Reiskirchen 2008
  • Marie-Monique Robin, Mit Gift und Genen – Wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2009
  • Christoph Then, Handbuch Agro-Gentechnik. Die Folgen für Landwirtschaft, Mensch und Umwelt, oekom Verlag, München 2015
  • Caitlin Shetterly, Genbombe. Wie sich genmanipulierte Lebensmittel unbemerkt in unser Essen schleichen, Heyne Verlag, München 2017
  • Christian Salvesen, GENveränderte Nahrungsmittel – Risiken für unser Umwelt und Gesundheit, Verlag Kamphausen, Bielefeld 2019
  • Christoph Then, Biologische Intelligenz. Über Evolution, Artenschutz und die Gentechnik, Oekom Verlag, München 2021

Film:

  • „Raising Resistance“ von David Bernet und Bettina Borgfeld (Kinostart: 3. Mai 2012)
  • „Schöne neue Gentechnik. Revolution in der Pflanzenzucht – Das Geheimnis der Gene“ (3sat), 2016
  • „Code of Survival – Die Geschichte vom Ende der Gentechnik“ von Bertram Verhaag (Starttermin: 1. Juni 2017)
  • „Human Nature“ von Adam Bolt (Filmstart in Deutschland: 7. November 2019)

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