Flucht und Vertreibung, Staatenlosigkeit: Inspiration

 

INSPIRATION

 

Die Frau, der Mann, das Lebewesen
Hat Augen, Mund und Hände
Ein Herz, das sucht nach Glück und Liebe
Das alles macht das Menschsein aus

Das Menschsein aber reicht nicht aus
Es zählen Klasse, Farbe und Partei
Von wo ich ging, wohin ich kam
Hier darf ich Mensch nicht sein

Ein Mensch wird in die Welt gesetzt
Es gibt ihn nicht im leeren Raum
Ein Fleckchen Erde braucht er schon
Gehört zu ihm wie seine Füße

Treiben Not, Gewalt und Krieg
Ihn fort von seinem Platz
Das Recht, ein Mensch zu sein
Versinkt dann oft im Mittelmeer

Ab-schotten, -schrecken, -schieben
Ist nicht die Ordnung des Humanen
Die reiche Festung kann die Tore öffnen
Es kommt kein Feind, nur Menschen

Hans Bischlager

(Hans Bischlager, Entschieden wird im Untergrund. Politische Gedichte, Hamburg 2017, S. 33) 

 

Der Generalsekretär der Kommission der Kirchen für Migranten in Europa (CCME), Torsten Moritz, hält die Abschottungspolitik der Europäischen Union für realitätsfern. „Abschottung ist nicht sinnvoll und sie ist unmöglich“, sagte Moritz dem Evangelischen Pressedienst (epd). Stattdessen forderte er die EU-Staaten auf, sich auf die Ankunft von Schutzbedürftigen einzustellen, angemessene Aufnahmeeinrichtungen zu schaffen und diese zu erhalten. Für die Krise in der Migrationspolitik sei das mangelhafte Aufnahmesystem verantwortlich, nicht die Zahl der Migranten.

epd 9. Oktober 2023

 

Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst.

3. Mose 19,33–34a

 

Man darf denen keineswegs beipflichten, die den Fremden den Aufenthalt in der Stadt verbieten wollen, sie in dem Augenblick, da sie ihnen helfen sollten, fortjagen, ihnen den Anteil an der gemeinsamen Mutter (Erde) versagen, deren Erzeugnisse verweigern, die für alle hervorgebracht sind, die bereits eingegangene Lebensgemeinschaft mit ihnen abbrechen, in der Zeit der Not mit ihnen den Unterhalt nicht teilen wollen, nachdem sie im gemeinschaftlichen Rechtsverkehr mit ihnen gestanden. Die wilden Tiere stoßen ihresgleichen nicht aus; und der Mensch will den Menschen ausstoßen! Tiere und Bestien betrachten die Nahrung, welche die Erde darbietet, als allen gemeinsam; sie sind auch hilfreich gegen ihresgleichen; und der Mensch, dem nichts Menschliches fremd sein sollte, will feindselig sein?

Ambrosius von Mailand, 339–397, Über die Pflichten 3,15–20 (Auszug)

 

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.

Artikel 1, Satz 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, 10. Dezember 1948

 

Jeder Mensch hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen.

Artikel 14, Absatz 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vom 10. Dezember 1948

 

Die Geflüchteten, die es bis zu uns schaffen, sind keineswegs nur Empfänger der mehr oder weniger guten Gaben aus Gesellschaft und Politik. Sie haben ihrerseits ein besonderes Präsent mitgebracht. Damit ist nicht die (trotz allen Konfliktpotenzials) kulturelle Bereicherung gemeint, nicht die Verjüngung unserer Gesellschaft und der damit verbundene wirtschaftliche Gewinn. Geschenkt haben uns die Migranten noch etwas anderes: den nützlichen Zwang, über den Horizont unserer Wellness-Oase hinauszublicken. Sie sind Botschafter der Welt, wie sie wirklich ist. Sie zeigen uns in Nahaufnahme den Skandal, dass wir viel zu lange glaubten, unseren Wohlstand zum großen Teil auf Kosten anderer erhalten zu können statt mit ihnen gemeinsam. Sie sind die Sehhilfe, mit der wir erkennen können, dass Krisen und Kriege mit unserer vergesslichen Lebensweise mehr zu tun haben, als wir wahrhaben wollten. Sie haben uns die zerrissene Welt buchstäblich nahegebracht.

Aus dem Leitartikel „Das Geschenk der Flüchtlinge“ von Stephan Hebel, Frankfurter Rundschau vom 23. Dezember 2015

 

Casa nostra casa vostra (Unser Haus ist euer Haus)

Name eines Aktionsbündnisses, das am 18. Februar 2017 in Barcelona eine große
Pro-Flüchtlings-Demonstration organisiert hat.
Sie stand unter dem Motto: „Genug der Ausreden. Nehmen wir sie auf!“
Die Polizei bezifferte die Teilnehmerzahl auf rund 160.000.

 

Die Flucht aus Not und Elend sowie die Suche nach einem besseren Leben lassen sich nicht unterbinden. Europa, Deutschland und wir alle stehen daher vor zukunftsweisenden Fragen: Wollen wir die Bewohnerinnen und Bewohner einer Festung sein, die sich mit Mauern und Zäunen verteidigt? Oder wollen wir in einem Gemeinwesen leben, das auf Solidarität und Empathie aufbaut? Sind wir bereit, anderen Schutz zu gewähren und ein Leben in Frieden und Sicherheit nicht nur für uns zu beanspruchen? Meinen wir es ernst mit der Fluchtursachenbekämpfung und nehmen wir dafür auch Abstriche bei eigenen Privilegien in Kauf?

medico international

 

Das Recht auf Freizügigkeit ist ein Menschenrecht, ein Recht für alle. Dabei soll die Unterscheidung zwischen Wirtschaftsmigranten und Flüchtlingen nicht mehr gelten: Wir sind alle Migrant*innen. Das Recht auf Freizügigkeit impliziert das Recht auf Schutz, das Recht auf Arbeit und auf ein Auskommen, wo auch immer sich eine Person niederlässt, wie auch soziale Rechte.

Aus dem Art. 8 des Entwurfs einer „Charta für das 21. Jahrhundert“, ausgearbeitet und beschlossen von den Abgeordneten und politischen Beobachtern der „General Assembly“ am 25. Januar 2018

 

Wenn wir nicht lernen, mit Flüchtlingen zu leben, werden wir nicht in der Lage sein, die wirklichen Herausforderungen einer zusammenwachsenden Weltgesellschaft zu bewältigen.

Herbert Leuninger, 1932–2020, deutscher römisch-katholischer Geistlicher und Menschenrechtler,
Mitbegründer der Menschenrechtsorganisation für Flüchtlinge „Pro Asyl“

 

Es gibt keine Flüchtlingskrise. Denn die Zahl von Flüchtlingen weltweit ist in Wirklichkeit nur das Symptom einer ganz anderen Krise: einer tiefen Krise der internationalen Zusammenarbeit.

Außenminister Heiko Maas bei der Eröffnung des globalen Flüchtlingsforums am 17. Dezember 2019 in Genf

 

Papst Franziskus bekräftigt in seiner am 3. Oktober 2020 unterzeichneten Enzyklika „Fratelli tutti“ „das Recht nicht auszuwandern – das heißt, in der Lage zu sein, im eigenen Land zu bleiben“. (Nr. 38)

 

Du kannst gegen Krieg sein.
Du kannst gegen Gewalt sein.
Du kannst gegen Terror sein.
Aber du kannst nicht gegen die sein, die davor fliehen.

Pro Asyl

 

Jeder, der in Europa Asyl beantragt, soll in einen sicheren Drittstaat überführt werden und dort ein Verfahren durchlaufen. Im Falle eines positiven Ausgangs wird der sichere Drittstaat dem Antragsteller vor Ort Schutz gewähren.

Aus dem neuen Grundsatzprogramm der CDU (2024)


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