Bodenversiegelung und Bodenverdichtung: Information

 

INFORMATION

 

BODENVERSIEGELUNG, also die Verdichtung und Bedeckung offenen Bodens durch Straßen, Industrie und Siedlungen, unterbindet die Austauschprozesse und somit den natürlichen Kreislauf zwischen Luft, Wasser und Boden (Atmosphäre, Pedosphäre und Hydrosphäre). Bodenversiegelung führt zu irreversiblem Verlust der natürlichen Bodenfunktionen. Die Folgen beeinträchtigen unter anderem die biologische Vielfalt, die Versickerung des Wassers sowie die Grundwasserneubildung, das Mikroklima und das Bodenleben. Um nur zwei Zentimeter fruchtbaren Boden nach einer Versiegelung wiederherzustellen, braucht es bis zu 500 Jahre. Ist Mutterboden einmal zerstört, kann man ihn in derselben hohen Qualität kaum wieder zurückgewinnen.

WELTWEIT gehen durch Bodenversiegelung jede Minute zwei Hektar Land verloren.

Die Versiegelung gehört in weiten Teilen EUROPAS zu den dringlichsten Bodenproblemen: Die Erde nimmt dadurch weniger Wasser auf und verliert ihre natürliche Funktion, durch Verdunstung zu kühlen. Andere Weltregionen kämpfen gegen Erosion oder Wüstenbildung (vgl. 27. KW). Gemein ist allen Vorgängen, dass Flächen verschwinden, auf denen Lebensmittel gedeihen könnten. Pro Jahr gehen derzeit 20 Milliarden Tonnen Boden verloren. 19 EU-Mitgliedsstaaten verloren allein durch Versiegelung zwischen 1990 und 2006 eine Fläche, die mehr als sechs Millionen Tonnen Weizen liefern könnte. Nach EU-Angaben werden in den Städten der Mitgliedsstaaten jedes Jahr etwa 500 Quadratkilometer Land versiegelt. Das sind Wiesen, Weiden, Äcker oder Wald, die mit Asphalt oder Beton bedeckt werden eine Fläche halb so groß wie die Berlins. Rechnet man Siedlungs-, Verkehrs- und Gewerbeflächen außerhalb der Städte dazu, sind es sogar bis zu 1000 Quadratkilometer Land pro Jahr, die für Pflanzen und Tiere verloren gehen und auf dem kein Regen mehr versickern kann.

Laut einer Mitteilung des Umweltbundesamts vom 24. März 2022 sind etwa 45,1 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen in DEUTSCHLAND versiegelt, das heißt bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt. Derzeit liegt die tägliche Umwidmung von unbebautem Boden in Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland bei circa 56 Hektar am Tag (wie erwähnt werden davon rund 45 Prozent versiegelt). Es zeigt sich zwar eine leicht abnehmende Tendenz in den letzten Jahren. Dennoch ist dieser Wert noch weit vom Nachhaltigkeitsziel der Bundesregierung entfernt, den Flächenverbrauch auf weniger als 30 Hektar pro Tag im Jahr 2030 zu senken.

Wie das Statistische Bundesamt am 12. Februar 2024 mitteilte, ist die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland in den Jahren 2019 bis 2022 durchschnittlich um 52 Hektar pro Tag gewachsen. In den Jahren 2018 bis 2021 waren es noch 55 Hektar pro Tag gewesen. Laut der Mitteilung machten die Flächen für Siedlung und Verkehr im Jahr 2022 nach wie vor etwa ein Siebtel der Gesamtfläche in Deutschland aus: 14,5 Prozent der Fläche und 5,2 Millionen Hektar. Davon entfallen 9,5 Prozent (3,4 Millionen Hektar) auf die Siedlungsfläche und 5,1 Prozent (1,8 Millionen Hektar) auf die Verkehrsfläche.
Am stärksten war der Flächenverbrauch Ende der 1990er Jahre; damals gingen pro Tag knapp 130 Hektar verloren. Ziel der Bundesregierung in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie ist es, den durchschnittlichen täglichen Anstieg bis zum Jahr 2030 auf unter 30 Hektar zu begrenzen. Bis 2050 wird eine Flächenkreislaufwirtschaft angestrebt, das heißt, es sollen dann netto keine weiteren Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke erschlossen werden.

 

BODENVERDICHTUNG durch den Einsatz immer schwerer Maschinen am Bau und in der Landwirtschaft hat allein in Europa bereits zum Verlust von mehr als 32 Millionen Hektar Kulturland geführt, eine Fläche fast so groß wie Deutschland. Traktoren oder Mähdrescher können das Bodengefüge noch in Tiefen von mehr als 80 Zentimetern auf Dauer schädigen. Schwere Mähdrescher und sogenannte Köpfrodebunker für die Zuckerrübenernte lassen das Gefüge der Bodenteilchen auf empfindlicherem Untergrund oder bei ungünstiger Witterung noch unterhalb von 1,40 Metern Tiefe zusammenbrechen. Bodenverdichtung sei „in vielen Fällen unumkehrbar“, urteilt Winfried Blum, bis 2009 Professor für Bodenkultur in Wien.

 

Literatur:

  • David R. Montgomery, Dreck: Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert, Oekom-Verlag, München 2010
  • „Daten und Fakten über Acker, Land und Erde“ bietet der Bodenatlas 2015, ein Kooperationsprojekt von Heinrich-Böll-Stiftung, Institute for Advanced Sustainability Studies, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und Le Monde diplomatique.
  • Susanne Dohrn, Der Boden. Bedrohter Helfer gegen den Klimawandel, Ch. Links Verlag, Berlin 2019

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