Nuklearenergie (weitere Informationen)

Allgemein

Die Atomkraft hat ihren Zenit überschritten – in vielfacher Hinsicht:  Die größte Menge Atomstrom wurde 2006 erzeugt, die meisten Kraftwerke wurden 2002 betrieben, und der höchste relative Anteil der Atomenergie an der kommerziellen Stromerzeugung in der Welt wurde mit 17 Prozent bereits 1993 erreicht. Seitdem sank er auf knapp über zehn Prozent.

2016 sind weltweit neun neue Reaktoren ans Netz gegangen kein einziger davon in Europa. Fünf der Anlagen stehen in China, jeweils eine weitere Inbetriebnahme gab es in Indien, Südkorea, Russland und den USA.

Im Jahr 2017 haben vier Atomkraftwerke den Betrieb aufgenommen: drei in China und eines in Pakistan. Insgesamt sechs Blöcke wurden stillgelegt.

Den Statistiken der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) zufolge wurden im ersten Halbjahr 2018 fünf Atomkraftwerke in Betrieb genommen: zwei in Russland und drei in China. Der Bau von vier der fünf in Betrieb genommenen AKW war vor der Atomkatastrophe von Fukushima (März 2011) begonnen worden. In Russland und in der Türkei wurde im ersten Halbjahr 2018 jeweils mit dem Bau eines Atomkraftwerks begonnen.

Deutschland

Deutschland steigt bis 2022 endgültig aus der Atomenergie aus. Als Konsequenz aus der Fukushima-Katastrophe wurden im August 2011 die acht ältesten, besonders pannenanfälligen Atommeiler endgültig vom Netz genommen, neun bleiben weiter, nach dem derzeitigen Stand bis längstens 2022, in Betrieb. –

„Die Anti-Atomkraftbewegung ist eine der erfolgreichsten sozialen Bewegungen der jüngeren Geschichte Deutschlands und in großen Teilen der Bevölkerung fest verankert. Nach einem mehr als vierzig Jahre dauernden Kampf hat sie ihre Ziele fast erreicht: den Ausstieg aus der Atomkraft und ein Umdenken in Richtung alternativer Energiekonzepte. Maßgeblich für den Atomausstieg der Bundesregierung waren dabei weniger die Atomunfälle von Harrisburg (1979), Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011) als vielmehr das jahrzehntelange hartnäckige Engagement von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern.“ (Wolfgang Sternstein; vgl. sein Buch: „Atomkraft – nein danke!“ Der lange Weg zum Ausstieg. Brandes & Apsel. Frankfurt a. M. 2013, 242 Seiten, € 19,90)

„Gerade der 2011 für Deutschland beschlossene Atomausstieg ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, welche verändernde Kraft außerparlamentarische Bewegungen entfalten können. Wer hätte denn Anfang des Jahres 2011 geglaubt, dass die schwarz-gelbe Regierungskoalition die Abschaltung von acht Atomkraftwerken noch in demselben Jahr beschließen würde? Hatte die Regierung Merkel doch eben erst eine Laufzeitverlängerung für diese AKWs beschlossen trotz großer Proteste der Anti-AKW-Bewegung. Dann folgte die verheerende Katastrophe von Fukushima. Die Wut, die viele Menschen angesichts der Tragödie in Japan und den Folgen für die Menschen packte, wurde zu einer Art ‚erneuerbarer Energiequelle‘ und mündete in massenhaften Protest. Förderlich dafür war das engmaschige Netzwerk der Anti-Atom-Bewegung in Deutschland, das durch das Engagement vieler hunderttausender Menschen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten geknüpft worden ist. Dieses Netzwerk war sofort nach dem 11. März handlungsfähig. Die Kanzlerin begriff sofort, dass sie vor diesem Hintergrund in der Atompolitik nicht fortfahren konnte wie zuvor. Und so wurde ein plötzlicher Wandel möglich. Ein riesengroßer Erfolg für alle, die sich oft jahre- oder jahrzehntelang in dieser Sache engagiert haben.“ (Michael Schmid in: Forum Pazifismus. Zeitschrift für Theorie und Praxis der Gewaltfreiheit, Heft-Nr. 38, 2. Quartal 2013, 11f.)

Europa

Laut dem jedes Jahr herausgegebenen „World Nuclear Industry Status Report“, der penibel nachzeichnet, wie sich die Atomwirtschaft rund um den Globus entwickelt, waren in den 28 Mitgliedsstaaten der EU Mitte 2016 127 Reaktoren in Betrieb 16 weniger als vor der Katastrophe von Fukushima und 50 weniger als zum historischen Höchststand 1989. Lediglich zwei Anlagen sind seit der Jahrtausendwende neu ans Netz gegangen. 2019 waren noch 126 Atommeiler am Netz. Im März 2022 betrieben 14 der 27 Mitgliedsländer der EU keine Atomkraftwerke.

In den 29 Jahren seit der Unabhängigkeit des Landes wurde in Belarus keine Atomenergie genutzt. Erst am 7. November 2020, genau zum Jahrestag der Oktoberrevolution, wurde feierlich das erste Atomkraftwerk in Ostrovets nahe der litauischen Grenze eingeweiht.
Belgien hat nach der Fukushima-Katastrophe den Atom-Ausstieg beschlossen. Bis 2025 sollen alle sieben Reaktoren, die sich an zwei Standorten befinden, vom Netz genommen; allerdings will die Regierung 100 Millionen Euro in die Forschung zu sogenannten kleinen Atomkraftwerken (SMR) investieren. Am 18. März 2022 hat die belgische Regierung mitgeteilt, dass Block 3 des Atomkraftwerks Tihange und Block 4 des Atomkraftwerks Doel zehn Jahre länger laufen sollen, mindestens bis Ende 2035. Belgien will dadurch seine Energiesicherheit gewährleisten. Aktuell (März 2022) deckt Belgien rund 47 Prozent der Stromnachfrage durch Atomkraft.
In Bulgarien ist ein Atomkraftwerk mit zwei Reaktorblöcken am Netz. Bei einer Volksbefragung am 27. Januar 2013 haben die Wähler dem Bau weiterer Atomkraftwerke eine Absage erteilt. Sofia möchte die Lebensdauer beider Reaktoren, die 2017 und 2021 ausläuft, um mindestens 20 Jahre verlängern lassen.
Finnland verfügt über fünf Atomreaktoren. Am 16. April 2023 ging der Druckwasserreaktor Olkiluoto 3 ans Netz. Der mit einer Leistung von 1600 Megawatt größte Atomreaktor Europas deckt 14 Prozent der finnischen Stromproduktion ab. Zusammen mit den beiden Reaktorblöcken Olkiluoto 1 und Olkiluoto 2, die seit 1979 und 1982 im kommerziellen Betrieb sind, kommen jetzt etwa 30 Prozent des finnischen Stroms aus dem Atomkraftwerk Olkiluoto. Im Jahr 2006 hat Finnland mit dem Bau des Endlagers Onkalo begonnen, das inzwischen fertiggestellt ist. Es dient der Entsorgung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen des benachbarten Atomkraftwerk Olkiluoto. Im Jahr 2025 könnte die Einlagerung beginnen.
Frankreich verfügt nach der kompletten Abschaltung des AKW Fessenheim am 30. Juni 2020 noch über 56 Reaktoren, die auf 18 Standorte verteilt sind, und damit, nach den USA und China, über den drittgrößten Atompark der Welt. Nach Angaben des Netzbetreibers RTE standen die Atomreaktoren im Jahr 2019 für rund 71 Prozent der Stromproduktion des Landes. Das ist mit Abstand der größte Anteil weltweit. Der französische Präsident Emmanuel Macron erklärte in einer Rede am 27. November 2018, bis 2035 den Anteil der Atomkraft am gesamten Energiemix in Frankreich von derzeit 75 Prozent auf 50 Prozent senken zu wollen (die sozialistische Vorgängerregierung wollte dieses Ziel bereits 2025 erreichen). Bis 2035 würden 14 der 58 französischen Reaktoren geschlossen, während seiner Amtszeit allerdings lediglich die beiden ältesten in Fessenheim am Oberrhein im Jahr 2020. In Flamanville ist ein neuer Reaktor der dritten AKW-Generation in Bau. Ursprünglich sollte der neue Druckwasserreaktor, kurz EPR, ab 2012 Strom produzieren und 3,1 Milliarden Euro kosten. Inzwischen (2022) kostet der Bau 19 Milliarden Euro, und der Reaktor soll Ende 2023 in Betrieb gehen. Am 12. Oktober 2021 kündigte Macron an, in neuartige Mini-Atomkraftwerke, die sogenannten Small Modular Reactors (SMR), zu investieren („Ziel 1“ seines Programms „Frankreich 2030“: die Förderung „kleiner, innovativer Kernreaktoren“). Am 10. Februar 2022 kündigte Macron den Bau von 14 neuen Atomkraftwerken an, die die ältesten der 56 heutigen Atomkraftwerke ersetzen sollen. Sechs Druckwasserreaktoren der zweiten Generation (EPR2) sollen bis 2035 Strom liefern, acht weitere EPR2 bis 2050 ans Netz gehen.
Die Regierung Griechenlands erklärt im Jahr 2021, wegen häufiger Erdbeben in ihrer Region auf Atomkraft verzichten zu wollen.
In Großbritannien ging im Jahr 1956 der weltweit erste kommerzielle Reaktor zur Stromproduktion ans Netz. Bis 1995 sind in dem Land 45 AKW gebaut worden, von denen die meisten nach Ende ihrer Laufzeit oder wegen Störfällen abgeschaltet wurden. Derzeit (2024) werden noch neun AKW-Blöcke an vier Standorten betrieben. Im Juli 2023 betrug der Atomstrom-Anteil nur noch 15 Prozent. Seit Oktober 2013 wird am Standort Hinkley Point im Südwesten Großbritanniens das erste Atomkraftwerk in Großbritannien seit 20 Jahren und das erste in Europa seit der Katastrophe von Fukushima gebaut, eines der größten Reaktoren der Welt, eine Doppelanlage, die 2023 ans Netz gehen und mit eine Leistung von 3200 Megawatt rund sieben Prozent des britischen Strombedarfs decken soll. Am 8. Oktober 2014 billigte die Europäische Kommission trotz internationaler Proteste Staatshilfen in einer geschätzten Höhe von 17 Milliarden Pfund (23 Milliarden Euro) für dieses Projekt. Der Bau soll umgerechnet knapp 20 Milliarden Euro kosten. Weitere Hintergrundinformationen sind der Kampagnenseite www.no-point.de zu entnehmen. Am 29. September 2016 ist in London der Vertrag für das Projekt Hinkley Point C unterzeichnet worden. Am 12. Juli 2018 wies das Gericht der Europäischen Union eine Klage Österreichs gegen staatliche Finanzhilfen für das britische Atomkraftwerk Hinkley Point C ab. Inzwischen (2021) werden die Kosten auf 27 Milliarden Euro taxiert, jetzt (2023) auf rund 38 Milliarden, die Fertigstellung, zuletzt für Juni 2027 geplant, dürfte sich weiter verzögern. Über den Bau eines weiteren neuen Atomkraftwerks, Sizewell C, will die britische Regierung bis 2024 entscheiden (Kosten: 1,7 Milliarden Pfund = zwei Milliarden Euro).
Italien hat ein Gesetz über die Rückkehr zur Atomenergie ausgesetzt.
Lettland will ein Atomkraftwerk bauen.
Um von russischen Energieimporten unabhängiger zu werden, baut Litauen ein Atomkraftwerk; es soll zwischen 2020 und 2022 ans Netz gehen. Bei einer Volksbefragung am 14. Oktober 2012 wurde der Bau weiterer Atomkraftwerke abgelehnt.
In den Niederlanden ist in Borssele in der Provinz Zeeland ein Atomkraftwerk am Netz. 2021 wurde beschlossen, „die notwendigen Schritte für den Bau von zwei neuen Kernkraftwerken“ zu unternehmen.
Polen plant den massiven Einstieg in die Atomenergie. Laut einem im Februar 2021 vorgelegten Strategiepapier soll spätestens 2026 mit dem Bau des ersten Reaktorblocks begonnen werden, der 2033 ans Netz gehen soll. Bis zum Jahr 2043 sollen fünf weitere Reaktorblöcke folgen.
In Rumänien ist ein Atomkraftwerk am Netz. Ein weiteres ist geplant.
In Russland sind momentan zehn Atomkraftwerke mit 31 Reaktorblöcken am Netz. Acht weitere Reaktorblöcke sind im Bau. Nach Angaben des Moskauer Greenpeace-Experten Vladimir Chuprov will Russland bis 2020 allein 34 neue Atomkraftwerke bauen und führt mit Schwellenländern wie Indien und China, aber auch Iran Verhandlungen über den Bau von Reaktoren. Am 28. April 2018 verließ das Schiff „Akademik Lomonossow“ seine Werft in St. Petersburg, ein sogenanntes schwimmendes Atomkraftwerk für die Energieversorgung auf Außenposten in der Arktis. Es soll im Sommer 2019 von Murmansk aus, wo die zwei Reaktoren mit nuklearem Brennstoff ausgestattet werden, in das arktische Meer fahren. Zielhafen ist Pewek in Sibirien.
Schweden hatte sich nach der partiellen Kernschmelze im US-Atomkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg (Pennsylvania) in den USA am 28. März 1979 als erstes Land der Welt mit einem Referendum im März 1980 und dem darauf folgenden Reichstagsbeschluss von der Atomkraft verabschiedet. Die Wähler:innen sprachen sich mit 58,1 Prozent für einen weiteren begrenzten Ausbau von Kernkraftwerken aus. Infolgedessen beschloss das schwedische Parlament, dass keine weiteren Kernkraftwerke gebaut werden sollen. Der Ausstieg sollte bis 2000 abgeschlossen sein. Von der geplanten Stilllegung aller vier heimischen Standorte wurde jedoch nur die des Atomkraftwerks Barsebäck voll realisiert. Zum Jahreswechsel 2019/2020 sowie 2020/2021 wurde jeweils ein Reaktor des Atomkraftwerks Ringhals stillgelegt. Heute sind sechs der ursprünglich zwölf Reaktoren weiter in Betrieb und stehen für 31 Prozent der Stromerzeugung. Am 27. Januar 2022 hat Schweden den Bau eines Endlagers für radioaktive Brennelemente beschlossen. Im November 2023 kündigte die Regierung an, bis spätestens 2045 zehn neue Großreaktoren in Betrieb zu nehmen.
Die Schweiz verfügt über fünf Atomkraftwerke an vier Standorten. Sie liefern rund ein Drittel des Stroms. Am 21. Mai 2017 haben sich die Schweizer in einer Volksabstimmung mit deutlicher Mehrheit für ein neues Energiegesetz ausgesprochen. Das Gesetz verbietet den Bau neuer Atomkraftwerke. Die fünf bestehenden Kraftwerke sollen am Netz bleiben, solange sie von der Aufsichtsbehörde als sicher eingestuft werden. Am 20. Dezember 2019 ist mit dem Kernkraftwerk Mühleberg das erste der fünf Atomanlagen stillgelegt worden. Die vier noch am Netz befindlichen sollen vorerst weiterlaufen. Wie der Sprecher der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) am 10. September 2022 mitteilte, wird das Schweizer Atomendlager nördlich von Zürich gebaut werden.
In der Slowakei erzeugen fünf Reaktorblöcke an zwei Standorten mehr als die Hälfte der Elektrizität des Landes. Der dritte Block des Atomkraftwerks Mochovce ist am 1. Februar 2023 erstmals ans Netz gegangen.
In Slowenien ist ein Atomkraftwerk am Netz.
Spanien hat nach der Fukushima-Katastrophe den Atom-Ausstieg beschlossen. Noch laufen sieben Atomkraftwerke. Die Reaktoren, in denen zuletzt ungefähr 20 Prozent des spanischen Stroms erzeugt wurden, sollen zwischen 2027 und 2035 vom Netz gehen.
In Tschechien produzieren sechs Reaktoren etwa 35 Prozent des Stroms. Vier weitere Atomkraftwerke sind geplant.
Der russische Staatskonzern Rosatom baut gegenwärtig in Akkuyu am Mittelmeer im Süden der Türkei das erste Atomkraftwerk. Die etwa 15,5 Milliarden Euro teure Anlage, die zehn Prozent des türkischen Energiebedarfs decken kann, soll bis 2023 fertig sein. Ein zweiter Komplex soll in Sinop am Schwarzen Meer entstehen. Rosatom finanziert und baut die Reaktoren nicht nur, sondern wird sie auch betreiben. Im Endausbau sollen die beiden Kraftwerke 20 Prozent des türkischen Strombedarfs decken.
In der Ukraine sind derzeit (Mai 2023) an vier AKW-Standorten 15 Reaktorblöcke mit einer installierten Gesamtleistung von 13,8 Gigawatt in Betrieb. Dabei ist der Standort Saporischschja mit sechs Reaktoren der größte in ganz Europa und mit einer Gesamtleistung von 5700 Megawatt auch das leistungsstärkste Atomkraftwerk in Europa. Die Atomkraft stellte in den letzten Jahren 50 bis 55 Prozent der Stromerzeugung im Land zur Verfügung, obwohl jedes Jahr mehrere Reaktorblöcke für einige Monate für Wartungszwecke außer Betrieb sind. Im September 2020 kündigte der ukrainische Präsident Volodymyr Selenskyj eine Initiative zum Bau von zwei neuen Reaktorblöcken am bestehenden AKW-Standort Khmelnitskyj an.
In Ungarn sind im Atomkraftwerk Paks vier Reaktoren in Betrieb, zwei weitere sind geplant (im Januar 2014 vergab die Regierung einen mehr als zehn Milliarden Euro schweren Auftrag an den russischen Rosatom-Konzern; die Kosten sollen zum Großteil durch einen Staatskredit in Höhe von zehn Milliarden Euro gedeckt werden, den Russland bereitstellt; der Bau soll im Jahr 2018 beginnen; Online-Aktion des Umweltinstituts München unter https://www.umweltinstitut.org/mitmach-aktionen/kein-neues-akw-in-ungarn.html). Das Land deckte zuletzt gut 47 Prozent des Strombedarfs mit Atomkraft.

In Albanien, Bosnien-Herzegowina, Dänemark, Estland, Griechenland, Irland, Kosovo, Kroatien, Lettland, Makedonien, Moldawien, Montenegro, Norwegen, Österreich, Portugal gibt es kein Nuklearenergie-Programm.

Afrika

Ägypten will mit russischer Hilfe sein erstes Atomkraftwerk bauen (eine entsprechende Vereinbarung wurde im Februar 2015 unterzeichnet).
Das westafrikanische Land Niger plant den Bau eines Atomkraftwerks.
In Südafrika ist ein Atomkraftwerk am Netz, das rund fünf Prozent des landesweiten Strombedarfs erzeugt. Die Regierung hat eine Modernisierung der Anlage angekündigt, um deren Lebensdauer zu verlängern.

Asien

Als erstes arabisches Land haben die Vereinigten Arabischen Emirate am 1. August 2020 ein Atomkraftwerk in Betrieb genommen.
In Mezamor in Armenien, mitten in einem Erdbebengebiet, ist ein marodes Atomkraftwerk am Netz. 2015 verlängerte die Regierung die Laufzeit bis 2026. Bis dahin soll am selben Ort ein neues Kraftwerk gebaut werden.
Bangladesh hat das russische Unternehmen Rosatom mit dem Bau des Atomkraftwerks Ruppur beauftragt.
China produziert 4,9 Prozent seines Stroms in den derzeit dort betriebenen 47 Reaktoren. Die Nuklearkapazität sollte stark ausgebaut werden: 2030 wollte Peking 130 GW erreichen, 2050 dann 340 GW, das Ziel war, dass ein Viertel des Stroms von Atomkraftwerken produziert würde. In den letzten Verlautbarungen der Regierung und der Nationalen Energie-Administration ist jedoch kein Wort mehr von ehrgeizigen Atomplänen zu lesen, Wind- und Solarenergie dominieren die Investitionen.
In Indien produzieren derzeit 19 Reaktoren Atomstrom, sieben weitere sind geplant oder befinden sich im Bau. An der idyllischen Konkanküste soll das größte Kernkraftwerk der Welt entstehen; mit 9900 Megawatt Strom soll es halb so viel erzeugen wie alle 17 deutschen Atomkraftwerke zusammen. Am 22. Oktober 2013 ist im Süden Indiens ein umstrittenes Atomkraftwerk in Betrieb gegangen. Anwohner und Umweltschützer hatten vergeblich versucht, das AKW zu verhindern. Der mit russischer Hilfe gebaute Atommeiler steht direkt am Meer, in einer Region, die Ende 2004 vom Tsunami im Indischen Ozean getroffen worden war.
Der Iran besitzt ein Atomkraftwerk in der Hafenstadt Buschehr am Persischen Golf. Wie die Nachrichtenagentur Fars am 10. November 2019 bekanntgab, wurde dort mit dem Bau eines zweiten Atomkraftwerks begonnen, das bis 2023 fertiggestellt sein soll. Gleich darauf werde der Bau eines dritten Atomkraftwerks beginnen, das 2025 in Betrieb genommen werden soll. Russlands Präsident Wladimir Putin hat im August 2016 Pläne zum Bau von acht Atomreaktoren im Iran bekräftigt.
Japan baut im Jahr 1956 in Hiroshima, der einstigen Stadt der Atombombentragödie, seinen ersten Atomreaktor, viele weitere folgten. Vor der Fukushima-Katastrophe (2011) lag der Atomstrom-Anteil bei knapp einem Drittel. Nach dem Super-GAU wurden sukzessive alle noch funktionsfähigen Meiler des Landes stillgelegt, bis 2015 war Japan atomstromfrei. Japans neue Regierung will trotz großer Skepsis in der Bevölkerung zur Atomenergie zurückkehren und als sicher eingestufte Atomreaktoren wieder in Betrieb nehmen; außerdem soll der Weiterbau von drei neuen Reaktoren ermöglicht werden. Am 7. November 2014 machten der Gouverneur und das Parlament der südlichen Präfektur Kagoshima den Weg frei, um zunächst zwei Reaktoren im Atomkraftwerk Sendai wieder hochzufahren. Am 11. August 2015 ist gegen breiten Widerstand in der Bevölkerung der erste Block dieses Atomkraftwerks wieder angeschaltet worden, im Oktober folgte der zweite Block. Im Januar 2016 ist trotz heftiger Proteste im Atomkraftwerk Takahama ein erster Reaktor hochgefahren worden, am 26. Februar 2016 der zweite, sodass fast fünf Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima in Japan vier Nuklearreaktoren wieder ans Netz gegangen sind. Im Januar 2024 waren zwölf Reaktorblöcke wieder am Netz. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil der Atomenergie an der Stromversorgung bei 20 bis 22 Prozent liegen. Ministerpräsident Fumio Kishida kündigte am 24. August 2022 an, die Regierung erwäge neben einer Verlängerung der Laufzeiten bestehender Atomkraftwerke auch die Entwicklung und den Bau von Atomkraftwerken der nächsten Generation. Dies wäre eine deutliche Abkehr von Japans bisheriger Linie, keine zusätzlichen Atomkraftwerke zu bauen.

– Die Bewohner der kleinen japanischen Felseninsel Iwaishima wehren sich seit über 30 Jahren gegen den Bau eines Atomkraftwerks. Die „Insel der Unbeugsamen“ liegt südlich von Hiroshima, auf ihr leben etwa 470 Menschen.
Jordanien bestellte beim Russischen Staatskonzern Rosatom ein Kernkraftwerk für Qusair Amra.
Pakistan hat China sechs Reaktoren abgekauft, von denen der erste im Juni 2000 und der letzte im März 2022 in Betrieb gegangen ist.
Saudi-Arabiens Kabinett verabschiedete Mitte März 2018 ein Konzept für 16 Anlagen.
In Südkorea sind 24 Atomkraftwerke in Betrieb, die ein Drittel des Strombedarfs decken. Im Oktober 2017 hat Präsident Moon Jae In den Bau zweier weiterer Blöcke an der Anlage Singori genehmigt. Inzwischen hat Südkorea den Atom-Ausstieg beschlossen.
In Taiwan sind 6 Atomkraftwerke in Betreib.
In der Ukraine sind 15 Atomkraftwerke am Netz.

Amerika

In Argentinien und Brasilien sind jeweils 2 Atomkraftwerke in Betrieb.
Evo Morales, Präsident von Bolivien, will im ärmsten Staat Südamerikas das erste Atomkraftwerk bauen lassen.
In Kanada sind 18 Atomkraftwerke am Netz.
In Mexiko laufen 2 Atomkraftwerke.
In den USA produzieren derzeit noch 93 Atomkraftwerke rund 20 Prozent des in dem Land verbrauchten Stroms. Das Spitzenjahr war 1990, damals liefen im weltweit größten Atomstrom-Land 112 Kernkraftwerke, seither ist die Zahl rückläufig. Im Februar 2012 wurde der Bau zweier neuer Atomkraftwerke im Bundesstaat Georgia genehmigt. Damit ist 33 Jahre nach dem schweren Unfall im Atommeiler von Three Mile Island in Pennsylvania ein in den USA de facto bestehendes Moratorium aufgehoben worden.

Australien betreibt kein Atomkraftwerk.

 

Der Aufstieg der Atomenergie nach 1945 ist undenkbar ohne die massive Förderung durch die Politik. Auf 1000 Milliarden Dollar wird die Summe öffentlicher Gelder geschätzt, die weltweit in die Atomkraft flossen. 90 Prozent aller Forschungs- und Entwicklungsausgaben im Energiebereich steckten die OECD-Länder in die Kernkraft.


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