Arbeitslosigkeit, schlechte Arbeit: Information: Prekäre Arbeitsverhältnisse in Deutschland und weltweit

 

Prekäre Arbeitsverhältnisse in Deutschland und weltweit

 

DEUTSCHLAND

 

Fast 7,3 Millionen Menschen in Deutschland, das sind gut ein Fünftel der insgesamt 34,2 Millionen abhängig Arbeitenden, arbeiten in sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen, das heißt sie sind in Teilzeit mit 20 oder weniger Arbeitsstunden pro Woche, befristet, geringfügig und/oder als Zeitarbeiternehmer:innen beschäftigt. Das geht aus einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes im Auftrag der Linken hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland vorliegt und im April 2023 veröffentlicht wurde.

Wie das Statistische Bundesamt am 25. November 2022 mitteilte, arbeitete knapp jede und jeder fünfte abhängig Beschäftigte (19 Prozent) in Deutschland im April 2022 im Niedriglohnsektor. Damit wurden rund 7,5 Millionen Jobs unterhalb der Niedriglohnschwelle von 12,50 Euro brutto je Stunde entlohnt.

Zum 1. Januar 2015 wurde der gesetzliche Mindestlohn eingeführt, um Armutslöhne zu überwinden. Seit Oktober 2022 beträgt er zwölf Euro, zum 1. Januar 2024 wurde eine Anpassung auf 12,41 Euro und zum 1. Januar 2025 auf 12,82 Euro beschlossen. „Ein armutsfester Mindestlohn sollte nach Auffassung der Europäischen Kommission mindestens 60 Prozent des mittleren Lohns von Vollzeitbeschäftigten betragen. Aktuell liegt der heimische Mindestlohn bei knapp über 50 Prozent des Medianlohns. Um die armutsfeste Zielmarke zu erreichen, müsst der Mindestlohn auf 14 Euro steigen.“ (Aus: Dierk Hirschel, Nur ein Almosen, in: Frankfurter Rundschau vom 1./2. Juli 2023)

Die „Initiative Faire Landarbeit“ veröffentlicht seit 2018 Saisonberichte über die Arbeitsbedingungen von Saisonarbeiter:innen in der Landwirtschaft. Am 27. März 2024 wurde der Saisonbericht 2023 vorgestellt, der zeigt, dass landwirtschaftliche Saisonarbeiter:innen weiterhin zu teils illegalen Bedingungen in Deutschland beschäftigt werden. Das größte Problem sei wie in den Jahren zuvor die Unterschreitung des Mindestlohns gewesen. Ein weiteres Problem bestehe darin, dass die Arbeitgeber die Kosten für Unterkunft und Verpflegung vom Mindestlohn abziehen dürfen, doch seien die Mieten für die bereitgestellten Wohnungen oftmals völlig überhöht.

Im Jahr 2020 arbeiteten laut Statistischem Bundesamt etwa 274.000 Menschen als Saisonarbeiter:innen in der Landwirtschaft. Neuere Zahlen gibt es noch nicht.

Das PECO-Institut veröffentlichte am 23. Mai 2023 die Studie „Am unteren Ende der Lieferkette“, die sich mit den Arbeitsbedingungen von Saisonbeschäftigten in Zulieferketten von Supermärkten befasst.

Mit dem Supermarkt-Check analysiert die internationale Entwicklungsorganisation Oxfam seit 2018 regelmäßig den Umgang von großen Einzelhandelskonzernen mit Menschenrechten in ihren Lieferketten. Dabei werden die Themen Transparenz, Arbeitnehmerrechte, der Umgang mit Kleinbäuer*innen und Frauenrechte unter die Lupe genommen. Am 5. April 2022 wurde der Supermarkt-Check 2022 veröffentlicht. – Die im Februar 2022 veröffentlichte Oxfam-Studie „Grenzenlose Ausbeutung. Arbeitsmigrant*innen in den Lieferketten deutscher Supermärkte“ weist Menschenrechtsverstöße bei Zulieferern aller deutschen Supermärkte nach.

Trotz des am 1. Januar 2021 in Kraft getretenen „Gesetzes zur Verbesserung des Vollzugs im Arbeitsschutz“, das geordnete und sichere Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie herstellen soll, scheint sich in der Branche bislang wenig verändert zu haben.

 

WELTWEIT

 

Der Mindestlohn in der Bekleidungsindustrie in Bangladesch liegt seit Jahren bei 8000 Taka, umgerechnet momentan (2023) 68 Euro, im Monat. Das reiche bei Weitem nicht, um die Existenz sichern zu können. Angesichts der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten fordern die Gewerkschaften in Bangladesch einen Mindestlohn von 23.000 Taka, das wären rund 195 Euro. „Am 7. November 2023 gab die bangladeschische Regierung nach langem Zögern ihre Entscheidung bekannt: Auf 12.500 Taka, umgerechnet 105 Euro, werde der Mindestlohn in der Textilwirtschaft angehoben. Das ist etwas mehr als der Arbeitgeberverband BGMEA von sich aus angeboten hatte. Der neue Mindestlohn liegt aber deutlich unter der Forderung der Textilgewerkschaften, die wegen stark gestiegener Energie-, Transport- und Lebensmittelpreise knapp die doppelte Summe angemahnt hatten.“ (Amnesty Journal 03/2024, S. 39) – Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 13. November 2023 wurden im Zeitraum Januar bis September 2023 Bekleidung im Wert von 27,8 Milliarden Euro nach Deutschland importiert. Gut ein Fünftel davon (20,3 Prozent) in Höhe von 5,6 Milliarden Euro stammten aus Bangladesch.
Kambodscha hat den Mindestlohn für Textilbeschäftigte zwischen 2014 und 2019 von 60 auf mittlerweile 182 Dollar angehoben, doch kann von einem existenzsichernden Einkommen deshalb noch lange nicht die Rede sein.
In Pakistan, Indien, Sri Lanka und Vietnam liegen die Mindestlöhne in der Textilbranche zwischen 53 und 60 Euro im Monat (2017). Dem im Juni 2019 von der der Christlichen Initiative Romero (CIR) veröffentlichten Dossier „Fast Fashion. Eine Bilanz in drei Teilen“ zufolge erhalten manche der Textilarbeiterinnen und -arbeiter in Sri Lanka nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn von umgerechnet 79 Euro, obwohl selbst der nicht zum Leben reichen würde: Laut der Asia Floor Wage Alliance müsste ein existenzsichernder Lohn in Sri Lanka 296 Euro betragen. Mit umgerechnet 128 Euro im Schnitt verdienen die Arbeiterinnen und Arbeiter weniger als die Hälfte.
Laut einer Pressemitteilung von Fairtrade Deutschland vom 20. April 2023 verdient eine Näherin im indischen Tiruppur, einem der wichtigsten Produktionsstandorte für Strickwaren, im Schnitt nur 44 Prozent eines sogenannten existenzsichernden Lohnes. In vielen Städten schlucken allein die Mietkosten rund 60 Prozent des Lohnes.
Weil die Löhne in asiatischen Ländern steigen, wandert die Textilindustrie nach Afrika. In Äthiopien bekommt eine einfache Näherin etwa einen Euro am Tag.

Der gesetzliche Mindestlohn in den Maquilas (Bekleidungsfabriken, die halbfertige Ware für die Exportindustrie produzieren) in Mittelamerika deckt nicht einmal den Grundbedarf einer Durchschnittsfamilie: Honduras: 272 US-Dollar (31 %), Guatemala: 331 US-Dollar (42 %), El Salvador: 211 US-Dollar (38 %), Nicaragua: 157 US-Dollar (35 %); Quelle: presente. Bulletin der christlichen Initiative Romero 4/2016.
Myanmars Regierung führt erstmals einen Mindestlohn ein. Alle Arbeiter in dem südostasiatischen Land sollen ab 1. September 2015 mindestens 3600 Kyat (2,50 Euro) „für einen normalen Acht-Stunden-Tag“ erhalten, wie die Staatszeitung “Global New Light of Myanmar“ am 29.8.2015 meldete. Der Mindestlohn gilt demnach in allen Branchen. Ausnahmen gibt es lediglich für Betriebe mit weniger als 15 Angestellten. Zuletzt hatte es in Myanmar vermehrt Proteste für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen gegeben. Vor allem Arbeiter der wachsenden Textilindustrie gingen auf die Straße. Im Frühjahr 2017 protestierten zahlreiche Angestellte der Textilproduktion gegen die niedrigen Löhne: Statt 3600 Kyat sollen künftig 5600 Kyat (etwa 3,86 Euro) gezahlt werden.

Mindestlöhne sind allerdings so berechnet, dass sie Investoren nicht abschrecken, und liegen oft weit unter den existenzsichernden Löhnen (Living Wages), die die Untergrenze dessen darstellt, was Menschen zum Leben brauchen (dazu zählen eine angemessene Unterkunft, gesunde und ausreichende Ernährung, sauberes Trinkwasser, eine angemessene Gesundheitsversorgung, Bildung, Mobilität und die Möglichkeit, Ersparnisse für Ernteausfälle oder Krankheitsfälle zu bilden). Eine Studie zeigt, dass sogar fairtrade-zertifizierte Kakao-Bauern in der Elfenbeinküste durchschnittlich nur 40 Prozent des berechneten Existenzminimums verdienen.

Die Christliche Initiative Romero (CIR) zieht in dem im Juni 2019 erschienenen Dossier „Fast Fashion. Eine Bilanz in drei Teilen“ eine ausführliche Bilanz über die ökologischen und sozialen Folgen der Fast-Fashion-Industrie und beleuchtet besonders die Verantwortung der Marken.

Informationen zum Thema Kleidung und Schuhe finden Sie u.a. auch hier.

 

In dem am 7. Dezember 2018 veröffentlichten Toys Report 2018 enthüllen die investigative Recherche der Arbeitsrechtsorganisationen China Labor Watch (CLW) und die Christliche Initiative Romero (CIR) erneut menschenunwürdige Bedingungen in der chinesischen Spielzeugindustrie. Die von Uwe Kleinert von der Werkstatt Ökonomie erstellte Studie CSR-Maßnahmen deutscher Spielzeugunternehmen vom Oktober 2018 gibt einen Überblick über die CSR-Maßnahmen deutscher Spielzeugfirmen, insbesondere sofern sie in China produzieren (lassen); CSR steht für Corporate Social Responsibility (Soziale Unternehmensverantwortung).

Unter dem Titel „Eiskönigin im Sweatshop“ wurde am 20. November 2019 der Toys Report 2019 zu den Arbeitsbedingungen in der chinesischen Spielzeugindustrie veröffentlicht. Verdeckte Ermittler*innen der Arbeitsrechtsorganisation China Labor Watch haben im Auftrag der Christlichen Initiative Romero (CIR) als Fließband-Arbeiter*innen in chinesischen Spielzeugfabriken gravierende Arbeitsrechtsverletzungen festgestellt. Zu den Auftraggebern der fünf in gefährlichen Einsätzen untersuchten Fabriken gehören die internationalen Konzerne Disney, Hasbro, Mattel und Lego.

Verdeckte Ermittler*innen der Arbeitsrechtsorganisation China Labor Watch haben erneut schwere Arbeitsrechtsverletzungen in zwei chinesischen Spielzeugfabriken festgestellt. Die Ergebnisse der Untersuchungen finden sich in dem am 3. Dezember 2020 veröffentlichten Toys Report 2020.

Nach vier Jahren verdeckter Ermittlungen zu Arbeitsbedingungen in chinesischen Spielzeugfabriken zieht der am 6. Dezember 2021 veröffentlichte Toys Report 2021 zu den Arbeitsbedingungen in der chinesischen Spielzeugindustrie. Bilanz. Fazit: Trotz Verbesserungsmaßnahmen kommt es immer wieder zu massiven Arbeitsrechtsverletzungen in der Lieferkette großer Spielwarenhersteller wie Mattel.

Am 24. November 2023, passend zum „Konsum-Kampftag“ Black Friday, erschien der Toys Report 2023, der sich den Arbeitsbedingungen in Vietnam widmet.

 

Kakao wird überwiegend von Kleinbäuerinnen und -bauern angebaut. Weltweit arbeiten rund 5,5 Millionen Menschen in dem Sektor. Sie und ihre Familien sind im Wesentlichen von diesem Rohstoff abhängig. Die größten Kakao-Anbaugebiete sind Ghana und Elfenbeinküste in Afrika sowie Indonesien.Mehr als 60 Prozent der gesamten Kakaoproduktion von knapp fünf Millionen Tonnen im Jahr stammt aus den westafrikanischen Ländern Ghana und Elfenbeinküste. Doch 75 Prozent der Kakaobauern in diesen Ländern verdient kein existenzsicherndes Einkommen, das heißt, nicht genug für Nahrung, Wohnung, Bildung und Gesundheit. Laut einer Veranstaltung des „Forum Entwicklung“ in der Evangelischen Akademie Frankfurt im März 2022 über die Kakao-Produktion in Elfenbeinküste und Ghana verdient dort ein Kakao-Bauer umgerechnet etwa 80 Cent am Tag, weniger als eine einfache Tafel Milchschokolade in Deutschland im Supermarkt kostet. Eine Familie kommt mit der Arbeit in ihrer meist drei bis fünf Hektar großen Plantage auf rund 180 Euro pro Monat, das existenzsichernde Einkommen liegt in Elfenbeinküste aber bei 450 Euro. Wie eine Studie der Universität Chicago im Jahr 2020 ergab, hat die Verbreitung der Kinderarbeit sogar noch zugenommen – trotz der Zusagen vieler Schokoladen-Hersteller, sie zurückdrängen zu wollen.
Das vom NGO-Zusammenschluss „Voice Network“ alle zwei Jahre veröffentlichte „Kakao-Barometer“ fasst die aktuellen Entwicklungen in der Kakao-Branche zusammen. Das am 7. Dezember 2022 veröffentlichte Kakao-Barometer 2022 fordert Unternehmen auf, existenzsichernde Preise für Kakao zu zahlen. Ansonsten würden sich die sozialen und ökologischen Probleme in dem Sektor weiter verschärfen. Auch die Familien von Kakaoproduzent*innen, die für zertifizierte Projekte mit Nachhaltigkeits-Label arbeiten, könnten in der Regel ihre Grundbedürfnisse nicht decken.
„Chocolate Scorecard“ veröffentlichte im März 2023 eine aktuelle Untersuchung der Produktionsbedingungen von 72 Schokoladenunternehmen in Bezug auf die Nachhaltigkeitsaspekte Rückverfolgbarkeit und Transparenz, existenzsichernde Einkommen, Kinderarbeit, Entwaldung und Klima, Forstwirtschaft sowie Agrarchemikalien.
Laut der europäischen Kampagne für faire Schokolade liegt das durchschnittliche Einkommen eines westafrikanischen Kakaobauern im Schnitt bei 0,78 US-Dollar pro Tag. Die Weltbank definiert Menschen, die extrem arm sind, mit einem täglichen Einkommen von etwa 1,9 US-Dollar.
Das Südwind-Institut veröffentlichte am 18. Dezember 2023 den Factsheet „Logistik und Menschenrechte: Der schwere Weg zur Schokolade„.

Über 90 Prozent des Kakaos stammen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die selbstständig sind, zwei bis drei Hektar bewirtschaften und keinen Einfluss auf die Preise haben. Es arbeiten auch Kinder auf vielen Plantagen, weil erwachsene Arbeitskräfte bei niedrigen Kakaopreisen vielen Familien zu teuer sind. Studien gehen davon aus, dass 1,5 Millionen Minderjährige in Westafrika unter verbotenen Bedingungen arbeiten, also nicht nur einmal ein bisschen mithelfen. Und es gibt auch Kindersklaven auf den Feldern. Außerdem ist die Unterernährung in den Familien noch immer weit verbreitet. Das sind die Bedingungen am Anfang der Lieferkette des Luxusproduktes Schokolade. (Aus einem Interview mit Friedel Hütz-Adams in der Frankfurter Rundschau vom 27. März 2024)

 

Die Hilfsorganisation Oxfam wirft den großen deutschen Lebensmittel-Handelsketten vor, Bananen und Ananas von Plantagen zu beziehen, auf denen massiv gegen Menschenrechte verstoßen werde. Arbeiter seien dort hochgiftigen Pestiziden schutzlos ausgeliefert, Gewerkschafter würden unterdrückt und bedroht sowie Mindestlöhne unterschritten, teilte Oxfam in seiner am 31. Mai 2016 veröffentlichten Studie mit dem Titel „Süße Früchte, bittere Wahrheit“ mit.

Die am 10. Oktober 2017 veröffentliche Studie „Billig verkauft – teuer bezahlt“ der Menschenrechtsorganisation Oxfam informiert über katastrophale Arbeitsbedingungen auf Traubenplantagen in Südafrika und zeigt die Mitverantwortung deutscher Supermärkte auf.

In der am 1. März 2022 veröffentlichten Oxfam-Studie „Grenzenlose Ausbeutung: Arbeitsmigrant*innen in den Lieferketten deutscher Supermärkte“ wird anhand von vor Ort durchgeführten Recherchen und Interviews mit Arbeiter*innen die Situation von Migrant*innen im Ananas- und Bananenanbau in Costa Rica sowie dem Wein- und Tafeltraubensektor Südafrikas beleuchtet.

Wie eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul (Südkorea) am 18. August 2015 mitteilte, haben sich Süd- und Nordkorea nach monatelangem Streit auf die Anhebung des Mindestlohns für Zehntausende nordkoreanische Arbeiter im gemeinsamen Industriekomplex Kaesong geeinigt: 73,87 Dollar im Monat. Mehr als 50.000 Nordkoreaner arbeiten in Kaesong an der Grenze für Firmen aus dem Süden.

Das Internationale Katholische Missionswerk Missio dokumentiert mit der am 26. Juni 2015 vorgestellten Studie Der Krieg, die Frauen und unsere Handys die menschenunwürdige Situation im Ost-Kongo.

Über Menschenrechtsverletzungen auf Teeplantagen im indischen Darjeeling berichtet die im Juli 2019 veröffentlichte Studie „Edle Tees für Hungerlöhne“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Wie aus der am 10. Oktober 2019 veröffentlichten Oxfam-Studie „Schwarzer Tee, weiße Weste. Menschenrechtsverletzungen auf Teeplantagen in Assam und die Verantwortung deutscher Unternehmen“ hervorgeht, leiden Arbeiter*innen auf Teeplantagen unter Hungerlöhnen und katastrophalen Arbeitsbedingungen. Davon profitieren deutsche Supermärkte und Teeunternehmen, die gut 86 Prozent des Verbraucherpreises für Tee bekommen, während nur 1,4 Prozent für die Arbeiter*innen in Indien übrigbleibt.

Laut einer am 28. Januar 2021 veröffentlichten Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) haben Kleinbauern in Anbauländern aufgrund der besonderen Struktur des internationalen Kaffeehandels wenig Chancen, ihre Wertschöpfung zu steigern und dadurch höhere Einkommen zu erzielen. Die Wirtschaftswissenschaftler appellieren an die Kaffeekonzerne, für einen nachhaltigen Kaffeeanbau, gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung zu sorgen.
Das von Solidaridad, Ethos Agriculture und Conservation International erstellte Kaffee-Barometer 2023 über den Stand der Nachhaltigkeit im Kaffeesektor fasst die jüngsten Entwicklungen der Branche zusammen. Danach liegt das Durchschnittseinkommen von Kaffeebäuer:innen in acht der zehn wichtigsten Exportländer unterhalb der Armutsgrenze, während die großen Röstereien hohe Profite einstreichen.

  • Toni Keppeler, Laura Nadolski, Cecibel Romero, Kaffee. Eine Geschichte von Genuss und Gewalt. Rotpunktverlag, Zürich 2023

Amnesty International hat die Arbeitsbedingungen auf Palmöl-Plantagen des Agrarkonzerns Wilmar, des weltweit größten Palmöl-Produzenten, in Indonesien untersucht. Für ihren am 30. November 2016 veröffentlichten Bericht „The great palm oil scandal. Labour abuses behind big brand names“ hat Amnesty International nach eigenen Angaben von 120 Arbeiterinnen und Arbeitern, die auf Palmplantagen von zwei Wilmar-Tochterunternehmen und drei Lieferanten des Unternehmens arbeiten, erfahren dass Kinder schwerste körperliche Arbeit verrichten, Arbeiter sich mit dem eingesetzten Pflanzenschutzmittel vergiften, Überstunden bei Androhung von Lohnkürzungen erzwungen werden, die Beschäftigen unter Mindestlohnniveau bezahlt werden und nicht zu erreichende Ziele erfüllen müssen.

Die 2018 erschienene Studie Ausgepresst. Hinter den Kulissen der Saftindustrie der Christlichen Initiative Romero e.V. (CIR) zeigt, wie der Orangensaft in die Regale hiesiger Supermärkte und Discounter kommt – angefangen beim Anbau der Frucht bis zum Marketing des Safts. Forschungsergebnisse aus Brasilien und Europa beleuchten Probleme, die die Lebensmittelhändler gerne verbergen würden: Abhängigkeit und Ausbeutung.

Unter dem Titel „Zwei Paar Schuhe? Indonesische Lederschuhproduktion und Arbeitsrechte“ veröffentlichten die Organisationen Südwind und Inkota am 1. März 2017 eine Studie über die Arbeitsbedingungen im Land mit der viertgrößten Schuhproduktion der Welt.

Deutsche Krabben werden zum Pulen per Kühllaster nach Marokko geschickt (und zurück), weil die Frauen dort nur 6 Euro pro Tag verdienen.

Der Bergbau ist weltweit der Wirtschaftszweig mit den meisten gemeldeten Menschenrechtsverletzungen. Minenbetreiber und Behörden verstoßen oft gegen Umwelt- und Sozialstandards, vertreiben lokale Bewohner von ihrem Grund und Boden, kriminalisieren und unterdrücken Proteste gegen Rohstoffprojekte. Vgl. dazu auch 53. KW: Rücksichtsloser Rohstoffabbau.

In Bangladesch, Pakistan und Indien sind in den ersten drei Monaten des Jahres 2018 drei Viertel aller verschrotteten Schiffe weltweit zerlegt worden. Auf den Schiffsfriedhöfen wird oft ohne jegliche Schutzkleidung und andere Sicherheitsvorkehrungen gearbeitet. Regelmäßig gibt es dabei Tote, mindestens ein Dutzend zum Jahresanfang, wie die Organisation Shipbreaking Platform gezählt hat. Während sich die Arbeiter zu Hungerlöhnen abrackern, verdienen die Schrottbarone gut an dem Geschäft. Sie bezahlen den Reedereien zweistellige Millionenbeträge für jedes Schiff, das sie abwracken dürfen, denn das Metall ist wertvoll und wird mit hohen Profitraten weiterverkauft.

Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) veröffentlicht jedes Jahr einen Report zur Verletzung von Gewerkschafts- und Arbeitnehmerrechten weltweit. Seit einigen Jahren enthält dieser „Global Rights Index“ auch eine Liste der zehn „schlimmsten Länder für erwerbstätige Menschen“.

Der Fairness-Check, ein Projekt der im Mai 2000 gegründeten Fairness-Stiftung überprüft Firmen daraufhin, ob Fairness tatsächlich ernst gemeint oder nur eine Phrase, eine Werbemasche ist. Unfaire und faire Akteure werden mit Farben gekennzeichnet.

Zum Thema Kinderarbeit siehe hier.


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