Arbeitslosigkeit, schlechte Arbeit: Information: Basisdaten

 

Basisdaten

 

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzt in ihrem am 17. Januar 2023 veröffentlichten Bericht „ILO World Employment and Social Outlook (WESO 2022)“, dass im Jahr 2022 WELTWEIT 207 Millionen Menschen arbeitslos waren.

Laut einem am 22. April 2024 veröffentlichten Bericht schätzt die ILO auf der Basis der Daten von 2020, dass mehr als 2,4 Milliarden der weltweit 3,4 Milliarden Arbeitskräfte, also 70,9 Prozent, während ihrer Arbeit übermäßiger Hitze ausgesetzt sind oder sein können, besonders jene, die in der Landwirtschaft tätig sind oder anderweitig unter freiem Himmel arbeiten. Die Zahl der dadurch ausgelösten Todesfälle betrage jährlich rund 19.000, heißt es in dem Bericht.

Aktuelle Daten zur offiziell gemeldeten Arbeitslosigkeit und zur Unterbeschäftigung in EUROPA finden Sie hier.

Aktuelle Daten zur offiziell gemeldeten Arbeitslosigkeit und zur Unterbeschäftigung in DEUTSCHLAND finden Sie hier. Unter dem Begriff Unterbeschäftigung werden – anders als bei der offiziellen Arbeitslosenzahl – die offiziell Arbeitslosen sowie Gruppen von Menschen zusammengefasst, die im Grunde arbeitslos sind und auch Arbeitslosengeld erhalten, im Augenblick aber krankgemeldet sind, gegenwärtig eine Fortbildung absolvieren, über 58 Jahre alt und schwer vermittelbar sind, ferner Ein-Euro-Jobber, die bei kommunalen Einrichtungen tätig sind, um ihr Arbeitslosengeld aufzustocken.
„Zählt man dazu noch die Unterbeschäftigten, die gerne Vollzeit arbeiten würden, und die, die es wegen Aussichtslosigkeit aufgegeben haben, noch nach Arbeit zu suchen, die stille Reserve, dann sind es rund 7,5 Millionen Arbeitslose in Deutschland. Und die Arbeitslosenquote liegt nicht bei 5,7, sondern realiter bei gut 15 Prozent.“ (Heinz-J. Bontrup, Professor für Wirtschaftswissenschaft an der Westfälischen Hochschule, in: Frankfurter Rundschau vom 9. Januar 2018)

Unterschiedliche Quoten für die Erwerbslosigkeit: Die Arbeitslosenzahlen werden unterschiedlich erhoben. Während nach der ILO-Definition arbeitslos nur ist, wer gänzlich ohne Arbeit war, erfasst die Arbeitsmarktstatistik nach dem deutschen Sozialgesetzbuch (SGB) auch Personen als arbeitslos, die nur eine geringfügige Beschäftigung ausüben. Die ILO-Erwerbsstatistik verfolgt somit einen eher ökonomischen Ansatz, die deutsche Statistik nimmt hingegen eine stärker sozialpolitische Perspektive ein.

In Deutschland gilt als arbeitsfähig, wer wenigstens drei Stunden am Tag arbeiten kann.

Von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind Menschen, die ein Jahr und länger arbeitslos sind. Statistiken und weitere Informationen finden Sie hier.

Schwerbehinderte in Deutschland unverändert häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Menschen ohne Behinderung, heißt es in einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember 2018. Demnach lag die Arbeitslosigkeit bei Schwerbehinderten im Jahr 2017 bei 11,7 Prozent, im Schnitt der Bevölkerung dagegen bei 7,2 Prozent. „Der Abstand zwischen beiden Gruppen ist seit 2009 gewachsen“, heißt es weiter. „2009 betrug er 4,1 Prozentpunkte, 2017 4,5 Prozentpunkte.“ Den Angaben zufolge ist die Zahl der schwerbehinderten Arbeitslosen zuletzt „nur leicht“ gesunken. Laut Studie lag sie 2009 bei 168.096, 2017 bei 162.373.

Wie das Statistische Bundesamt anlässlich des Tages der Arbeit am 1. Mai 2021 mitteilte, gab fast jede zehnte in Vollzeit erwerbstätige Person (9,7 Prozent) im Jahr 2019 an, gewöhnlich mehr als 48 Stunden pro Woche zu arbeiten. Das Ausmaß überlanger Arbeit hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert: 1991 betrug der Anteil der betroffenen Erwerbstätigen 10,3 Prozent.

Eine regelmäßige Beschäftigung in den Abend- und Nachtstunden oder am Wochenende – zu Zeiten also, in denen die Mehrheit der Erwerbstätigen ihre Freizeit genießt – kann als zusätzliche Belastung empfunden werden. Der Anteil der Erwerbstätigen, die regelmäßig abends zwischen 18 und 23 Uhr arbeiten, hat in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Im Jahr 2019 arbeitete fast jede fünfte erwerbstätige Person regelmäßig abends (18,1 Prozent). Ein deutlich einheitlicheres Bild zeigt sich beim Anteil der Erwerbstätigen, die regelmäßig nachts arbeiten: 2019 machten sowohl unter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als auch unter den Selbstständigen mit Beschäftigten arbeitete jede beziehungsweise jeder zwanzigste regelmäßig oder ständig nachts (4,9 Prozent beziehungsweise 5,1 Prozent

Die Arbeitszeiten in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur stärker in die Abendstunden verlagert – auch die Arbeit am Wochenende ist inzwischen verbreiteter als vor 30 Jahren. Nahezu jede beziehungsweise jeder vierte Erwerbstätige (24,1 Prozent) arbeitete 2019 regelmäßig an Samstagen; der Sonntag war zuletzt für etwa jede achte erwerbstätige Person (12,8 Prozent) regelmäßig ein Arbeitstag.

Insbesondere Arbeitsbedingungen, die in den Tag- und-Nacht-Rhythmus eingreifen oder körperlich belastend sind, können das Selbstmordrisiko um fast das Dreifache erhöhen; das haben Forscher des Helmholtz-Zentrums München und der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Klinikums rechts der Isar herausgefunden. Die Wissenschaftler hatten für ihre Studie, die am August 2014 veröffentlicht worden ist, auf die Daten von 7000 Menschen zurückgegriffen. In der Vergangenheit hatten Studien bereits gezeigt, dass ungünstige Arbeitsbedingungen das Entstehen von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen fördern können. Der Zusammenhang mit dem Suizidrisiko war indes nicht bekannt. Laut einer im US-Fachmagazin „Occupational and Environmental Medicine“ im Jahr 2014 veröffentlichten Studie verringert jahrelange Schicht- und Nachtarbeit auch die Gedächtnisleistung. Bei Menschen, die mehr als zehn Jahre unregelmäßigen Arbeitszeiten ausgesetzt waren, nähmen die kognitiven Fähigkeiten deutlich schneller ab als bei anderen Berufstätigen.

Deutschland hat einen stark fragmentierten Arbeitsmarkt: Während die einen Arbeitnehmer gut verdienen und finanziell bestens abgesichert sind, leben andere mit Hungerlöhnen und Unsicherheit.

Asylsuchende und Geduldete dürfen in Deutschland in den ersten drei Monaten gar nicht arbeiten. Frühestens drei Monate, nachdem ein Flüchtling in Deutschland Asyl beantragt hat – er verfügt dann bereits über eine sogenannte Aufenthaltsgestattung – kann die jeweilige Ausländerbehörde eine Beschäftigungsaufnahme erlauben. Die Bundesagentur für Arbeit muss allerdings zustimmen. Vorrang haben dabei stets Deutsche oder andere EU-Bürger. Erst nach 15 Monaten gilt diese Einschränkung nicht mehr.

„Die Arbeitsverhältnisse weltweit haben sich in den letzten Jahren verschlechtert. Ordentlich bezahlte Arbeit mit festen Verträgen ist seltener geworden, deckt nicht einmal die Hälfte der weltweiten Arbeitsverhältnisse ab. Es bleiben mehr oder weniger prekäre Arbeitsbedingungen.“ (Aus: Misereor-Fastenkalender zum 10. März 2021)

Weltweit sterben nach Zahlen der ILO jedes Jahr 2,3 Millionen Menschen durch arbeitsbedingte Krankheiten und Arbeitsunfälle. Hinzu kommen Tag für Tag rund 860.000 Verletzungen durch Arbeitsunfälle. „Viele Menschen haben nur die Wahl zwischen Armut und lebensgefährlicher Arbeit“, sagte ILO-Generaldirektor Guy Ryder in Frankfurt. In Deutschland ist es im Jahr 2019 zu 455 tödlichen Unfällen bei der Arbeit gekommen. Dies geht aus einem Bericht der Bundesregierung über den Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit hervor. Insgesamt gab es 949.309 meldepflichtige Arbeitsunfälle.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) gehen davon aus, dass im Jahr 2016 weltweit rund 398.000 Menschen an Schlaganfällen und etwa 347.000 an koronarer Herzerkrankung starben, weil sie 55 Wochenstunden oder mehr gearbeitet hatten. Die UN-Behörden veröffentlichten am 17. Mai 2021 erstmals globale Schätzungen zum Problem überlanger Arbeitszeiten.

666.000 Menschen sterben weltweit an berufsbedingten Krebserkrankungen. Das entspricht einem Todesfall alle 47 Sekunden. Die Unsichtbarkeit der Karzinogene, die lange Latenzzeit bis zum Auftreten von Folgeerscheinungen und mangelnde Aufklärung führten noch immer zu solch erschütternd hohen Zahlen von vermeidbaren Todesfällen und Neuerkrankungen, mahnt die Institution of Occupational Safety and Health (IOSH). Sie hat nun die Kampagne No Time to Lose (Keine Zeit zu verlieren) gestartet und fordert die Zusammenarbeit von Politik und Arbeitgebern, „um den berufsbedingten Krebs zu besiegen“. (Frankfurter Rundschau vom 4. November 2014)


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