Abfall- und Schadstoffbelastung der Weltmeere: Inspiration

 

INSPIRATION

 

Tod einer Plastiktüte

Eine abgenutzte Plastiktüte wurde vom Wind am Strand entlang getragen. Die ganze weite Welt stand ihr nun offen. Sie machte eine Drehung um sich selbst und sauste auf die Wasseroberfläche.

Dort tanzte sie eine Weile, bis sie sich mit genügend Wasser vollgesaugt hatte, um in die Tiefen zu tauchen. Sie staunte nicht schlecht über das, was sie dort entdeckte. Eine solche Schönheit hatte sie nie zuvor gesehen. Nicht einmal die massenhaften Waren in dem Laden, aus dem sie kam, konnten mit dieser Vielfalt aus bunten Fischen, Korallen, Farben und Bewegungen mithalten. Sie spürte eine gewisse Bewunderung für dieses über Jahrmillionen gewachsene Zusammenspiel.

Da schwamm eine hungrige Meeresschildkröte, die auf der Suche nach Quallen war, auf sie zu. Der Plastiktüte war ihre Ähnlichkeit mit Quallen nicht bewusst. Daher erkannte sie die Gefahr nicht. So endete die Begegnung für sie tödlich. Für die Schildkröte allerdings auch. Kollateralschaden.

Laura Schneider

(in: Hans Bischlager, Entschieden wird im Untergrund. Politische Gedichte, Hamburg 2017, S. 20)

 

Gelobt seist du, mein Herr, für Schwester Wasser,
Die gar nützlich ist und bescheiden und kostbar und keusch.

Aus dem Sonnengesang des Franz von Assisi

 

Der Schatz der Schätze ist das Meer.

Fernand Braudel (1902–1985, französischer Historiker)

 

Wir müssen die Ozeane retten, wenn wir uns selbst retten wollen.

Elisabeth Mann Borgese, 1918–2002, Seerechtsexpertin und Ökologin sowie Publizistin,
Sachbuchautorin, Autorin von Erzählungen und Gründerin der wissenschaftlichen Zeitschrift Ocean Yearbook


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