Zum Gedenktag an Martin von Tours

Martin wurde um 316/317 im heutigen Ungarn geboren und starb am 8. November 397 als dritter Bischof von Tours (Frankreich). Am 11. November wird er in Tours beigesetzt. Ungewöhnlich: Nicht sein Todestag, sondern sein Bestattungstag geht in den Heiligenkalender ein. Er ist der Erste, der nicht wegen seines Märtyrertums, sondern wegen seines besonderen Lebenswandels heilig gesprochen wird. Martin wurde vor allem als Nothelfer und Wundertäter bekannt. Beispielsweise soll er an einem Tag im Winter 334 am Stadttor des französischen Amiens einem armen, unbekleideten Mann begegnet sein. Außer seinen Waffen und einem kurzen Militärmantel hatte Martin nichts dabei. Berührt vom Elend des Bettlers teilte er seinen Mantel mit dem Schwert und gab eine Hälfte dem Armen. In der folgenden Nacht sei ihm im Traum Christus erschienen; er trug den halben Mantel des Bettlers.

Da inzwischen Barbaren in die gallischen Gebiete einfielen, zog der Caesar Julian das Heer bei der Stadt der Vangionen zusammen und begann, Geldgeschenke an die Soldaten auszuteilen. Wie es der Brauch ist, wurden sie einzeln aufgerufen, bis Martin an der Reihe war. Da aber erschien ihm der passende Zeitpunkt gekommen, um seine Entlassung zu bitten. Er glaubte nämlich, keine freie Hand mehr zu haben, wenn er das Geschenk annähme, war er doch nicht mehr bereit, weiterhin Kriegsdienst zu leisten. Und so sagte er zum Caesar: ‚Bis jetzt habe ich dir gedient; lass mich nun Gott dienen. Dein Geschenk mag empfangen, wer bereit ist, in den Kampf zu ziehen; ich bin ein Soldat Christi: Mir ist es nicht erlaubt zu kämpfen [Christi ego miles sum: pugnare mihi non licet].'“ (Sulpicius Severus, Vita sancti Martini [Das Leben des heiligen Martin], 4,1–3)

„Martinus hatte eine rohgezimmerte Zelle, ebenso auch viele seiner Brüder. Manche hatten den Fels des überhängenden Berges ausgehöhlt und sich so eine Wohnstätte geschaffen. Es waren ihrer gegen achtzig Jünger. Diese suchten sich nach dem Vorbild des heiligen Meisters zu bilden. Keiner besaß dort Eigentum, alles war Gemeingut. (Nemo ibi quicquam proprium habebat, omnia in medium conferebantur.) Keiner durfte etwas kaufen oder verkaufen, wie dies bei den Mönchen vielfach üblich ist.“ (Ebd. 10,4–6)

 

Sein legendärer Mantel, die „Kappa“, wurde in Paris in einer eigenen „Kapelle“ von einem „Kapellan“ aufbewahrt, von der alle späteren Kapellen und Kapläne ihren Namen haben.

„Der später heilig gesprochene Martin von Tours (317–397, der mit dem geteilten Mantel) verbleibt nach seiner Christwerdung zwei Jahre ‚nur dem Namen nach‘ im Militär und verweigert schließlich ganz den Kriegsdienst: ‚Ich bin Soldat Christi, es ist mir nicht erlaubt zu kämpfen.‘ Entsetzt muss er später als Bischof feststellen, dass Amtsbrüder in Gallien eine tödliche Verfolgung der Anhänger des asketischen Priszillian gutheißen. Er versagt entsprechenden Dekreten seine Unterschrift. Seine Bemühungen um das Leben der ‚Häretiker‘ bleiben jedoch erfolglos. Der Biograf Sulpicius Severus schreibt, welche Konsequenz Sankt Martin daraus zieht: ‚Sechzehn Jahr lebt er noch nachher; er nahm an keiner Synode mehr teil und hielt sich von jeder Zusammenkunft der Bischöfe fern.‘“ (Aus: Peter Bürger, Friede auf Erden: Legt die Schwerter weg!, Publik-Forum Nr. 24/2005, S. 40)

 

Literatur:

  • Sulpicius Severus, Vita sancti Martini. Das Leben des heiligen Martin. Lateinisch/Deutsch. Übersetzung, Anmerkungen und Nachwort von Gerlinde Huber-Rebenich, Reclam Verlag, Stuttgart 2010

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