Zum 7. September 1964

Am 16. September 1964 erschien im Gesetzblatt der DDR eine „Anordnung des Nationalen Verteidigungsrates der Deutschen Demokratischen Republik über die Aufstellung von Baueinheiten im Bereich des Ministeriums für Nationale Verteidigung“. Dies eröffnete Wehrpflichtigen, die den Dienst mit der Waffe ablehnten, die Möglichkeit eines waffenlosen Militärdienstes. Die Anordnung geht auf die Verweigerung von 1.550 Wehrpflichtigen bei fünf Musterungsterminen zwischen März 1962 und März 1964 zurück. Die Nationale Volksarmee wollte Verhaftungen vermeiden und nicht so viele junge Männer von der Wehrpflicht durch Nichteinberufung befreien. (Vgl. Peter Schicketanz, 1550 mutige Männer. Wie und warum in der DDR Kriegsdienstverweigerung möglich wurde, in: Zeitzeichen 11/2014, 52f.; der evangelische Pfarrer Peter Schicketanz, 1931–2018, setzte sich über Jahrzehnte für junge Männer ein, die in der DDR den Wehrdienst verweigerten oder als Bausoldaten einen waffenlosen Dienst taten)

„Nach vielen Auseinandersetzungen wurde 1964 das ‚Bausoldatengesetz‘ verabschiedet. Als einzigem Land im sozialistischen Ostblock wurde der DDR ein ‚Wehrersatzdienst‘ zugestanden. Viele der Einberufenen litten jedoch unter dem Kompromisscharakter, legten keinen Eid ab, verweigerten die Arbeit an militärischen Objekten und verlangten ihren Einsatz im zivilen Bereich. Gelegentlich hatten sie Erfolg, gelegentlich kamen sie in Haft, gelegentlich änderte sich nichts. In der Folge sind viele Bausoldaten in der Friedensarbeit aktiv geworden und gaben ihr entscheidende Impulse. Wer den Wehrdienst total verweigerte, musste mit Haft und Abschiebung in den Westen auch gegen seinen Willen rechnen.“ (Eberhard Bürger, Der holprige Weg zur Kirche des Friedens. 25 Jahre Friedliche Revolution in der DDR, Deutsches Pfarrerblatt 11/2014, 617-620.618)

In den 25 Jahren seit 1964 dienten in der NVA rund 15.000 Bausoldaten.

Details

Literatur:

  • Bernd Eisenfeld, Peter Schicketanz, Bausoldaten in der DDR. Die „Zusammenführung feindlich-negativer Kräfte“ in der NVA, Chr. Links Verlag, Berlin 2011

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