Zum 5. November 1943

Am 9. November 1938, am Tag, als in Deutschland die Synagogen in Flammen aufgingen, bestieg Dompropst Bernhard Lichtenberg die Kanzel der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale und begann seine Ansprache mit folgenden Worten: „Was gestern war, wissen wir. Was morgen ist, wissen wir nicht. Aber was heute geschehen ist, haben wir erlebt: Draußen brennen die Synagogen. Und das sind auch Gotteshäuser.“ Von diesem Tag an betete der Priester drei Jahre lang jeden Abend öffentlich für die Juden und andere Verfolgte der Nationalsozialisten. Er prangerte aber auch die Euthanasie-Morde an und verlangte von den Nazis, die er in seinen Predigten als „Mächte der Finsternis“ und „falsche Propheten“ bezeichnete, gar „Rechenschaft für die Verbrechen“. Es hatte bis Oktober 1941 gedauert, ehe die geheime Staatspolizei (Gestapo) den Dompropst verhaftete. Wegen „Kanzelmissbrauchs“ wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt. Nach Ablauf der Strafe, am 23. Oktober 1943, ordnete die Gestapo die Deportation des bereits Todkranken von Berlin in das Konzentrationslager Dachau an. In Hof allerdings legte der Transport einen Halt ein. Die „Schub-Sträflinge“ kamen vorläufig im Gefängnis der Stadt unter. Freunden gelang es, Lichtenberg in das Hofer Krankenhaus verlegen zu lassen, wo er am 5. November 1943 verstarb.

Zum Gedenken an Bernhard Lichtenberg wurde am 3. Juni 2019 auf dem Vorplatz der Katholischen Liebfrauenschule in Berlin-Charlottenburg, für deren Gründung und Aufbau Lichtenberg sich als Pfarrer der Charlottenburger Herz-Jesu-Gemeinde engagiert hatte, eine Doppel-Stele mit gelbem „Judenstern“ enthüllt.


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