Zum 5. Juli 2018

Ludwig Baumann war 1942 als Marinegefreiter in Bordeaux desertiert, wurde gefasst und gefoltert und hat zehn Monate in der Todeszelle verbracht, bis das Urteil in eine zwölfjährige Zuchthausstafe umgewandelt worden war.

1990 gründete er zusammen mit etwa 40 noch lebenden Wehrmachtsdeserteuren und einigen engagierten Wissenschaftlern und Historikern die „Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz“, um eine Aufhebung der Unrechtsurteile gegen Deserteure, „Wehrkraftzersetzer“, Selbstverstümmeler und andere Opfer der NS-Militärjustiz durchzusetzen sowie deren vollständige Rehabilitation zu erreichen. 2002 wurde dieses Ziel mit dem Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege erreicht. 2009 tilgten die Abgeordneten alle Urteile der Militärjustiz gegen die „Kriegsverräter“. Ludwig Baumann ist Herz, Motor und Stimme der Bundesvereinigung gewesen. Sein unermüdliches Engagement hat zur gesellschaftlichen Anerkennung und gesetzlich Rehabilitierung der Verweigerer und Deserteure der Wehrmacht geführt.

Neben diesem Einsatz für Deserteure und andere von der NS-Gerichtsbarkeit Verfolgte setzte Baumann sich in der Friedensbewegung ein. Bis zur Aufhebung der Wehrpflicht in Deutschland im Juli 2011 versuchte er an jedem Einberufungstermin, mit Einberufenen auf dem Weg in die Kaserne ins Gespräch zu kommen. Seine Botschaft lautete: „Leistet Widerstand, wenn ihr Befehle bekommt, denen ihr im zivilen Leben nicht folgen würdet.

Den Text der Trauerrede, die der Historiker Wolfram Wette am 18. Juli 2018 im DGB-Haus Bremen für Ludwig Baumann hielt, finden Sie hier.

Literatur:

  • Ludwig Baumann, Niemals gegen das Gewissen. Plädoyer des letzten Wehrmachtsdeserteurs, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2014

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