Zum 4. Oktober 2009

„Von den endlos vielen Liedern, die sie in ihren zahllosen Konzerten überall auf der Welt anstimmte und auf ihren über 40 Platten veröffentlicht hat, sticht eines hervor: ‚Gracias a la vida’. Geschrieben von der chilenischen Sänger-Kollegin Violeta Parra, wurde Mercedes Sosas Version von ‚Dank an das Leben’ in den Sechzigern und Siebzigern zu einer Art Hymne der internationalen Linken. Bis heute ruft das Lied die Erinnerung an diese längst vergangenen Zeiten auf: Die kurzen drei Jahre des frei gewählten, blutig gestürzten Präsidenten Salvador Allende, die finstere Brutalität der argentinischen Junta, das in der US-amerikanischen CIA hausende schlechthin Böse und die Ästhetik der Revolution, die dem jungen, schönen Ernesto Che Guevara ins Gesicht geschrieben schien.“ (Aus dem Nachruf von Wolfgang Kunath in der Frankfurter Rundschau vom 5. Oktober 2009)

Jetzt ist die revolutionäre Stimme Lateinamerikas verstummt. Einer der ergreifendsten Augenblicke beim Abschied von der liebevoll „Negra“ (die Schwarze) genannten Künstlerin war gekommen, als die Präsidentin der Großmütter der Plaza de Mayo, Estela Carlotto, von Sosa Abschied nahm. Sie stand dort stellvertretend für die Zehntausenden Opfer der Militärdiktatur (1976–1983), darunter auch die von den Großmüttern bis heute gesuchten entführten Kinder der ermordeten Regimegegner. Die Musiker und alle anderen Anwesenden stimmten Sosas Lied „Valderrama“ an und klatschten langanhaltenden Beifall.


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