Zum 4. April 2011

“Juliano Mer-Khamis, Sohn eines christlich-arabischen und kommunistischen Vaters und der jüdischen Menschenrechtsaktivistin Arna Mer, galt als einer der größten israelischen Schauspieler. ‘Araber sehen in ihm einen Juden und Juden sahen in ihm den Araber’, schrieb der Publizist Gideon Levy in einem Nachruf der Zeitung Haaretz. Der in Nazareth geborene Mer-Khamis war wegen seiner doppelten Identität auf beiden Seiten umstritten und galt als Wandler zwischen den Welten. Im Jahr 2006 zog Mer-Khamis nach Jenin, wo er zusammen mit dem einst meistgesuchten palästinensischen Terroristen und inzwischen von Israel begnadigten Sakarija Sbeidi am Rande des Flüchtlingslagers das Freedom Theatre gegründet hatte. Der Programmdirektor des Theaters, Samia Steti, war Augenzeuge des Mordes auf der Straße vor dem Theater, als Mer-Khamis gerade in sein Auto einsteigen wollte: ‘Ein maskierter Mann ging auf ihn zu, stoppte ihn, erschoss ihn und rannte weg.’ Bis heute ist die Tat nicht aufgeklärt. Die israelische Besatzungsarmee nimmt immer wieder in nächtlichen Überraschungsaktionen mit Dutzenden Soldaten Mitarbeiter des Freedom Theatre zur Vernehmung fest, zuletzt den Direktor der Schauspielschule. Auch die palästinensischen Behörden zeichnen sich durch willkürliche Festnahmen aus. Zur Erfassung des Täters tragen diese Aktionen wenig bei, dafür schüren sie die Unsicherheit für das Freedom Theatre. Trotzdem setzt das Freedom Theatre seine Arbeit fort.” (Medico international rundschreiben 02/12, 16)

„Das von ihm (Juliano Mer Khamis; C.P.) gegründete Freedom Theatre in Jenin ist der Ort, an dem junge Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt durch Theaterarbeit lernen, sich mitzuteilen, sich Wirklichkeit anzueignen und zu reflektieren und in eine Sprache der Kunst zu übersetzen. Es ist eine Arbeit, die der Befreiung des Individuums genauso wie der Befreiung der Palästinenser gewidmet ist. Eine Befreiung, die nur sie selbst bewerkstelligen können.“ (Katja Maurer ebd.)


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