Zum 30. April 2016

Daniel Berrigan, US-amerikanischer Jesuit, hat den religiösen Widerstand gegen den Vietnamkrieg und später gegen die Atomwaffen-Industrie der USA auf vielfältige und radikal-gewaltfreie Weise inspiriert. Bekannt geworden ist er durch spektakuläre Aktionen gegen den Vietnamkrieg. Am 17. Mai 1968 (siehe auch dort) verbrannte er zusammen mit seinem Bruder Philip Einberufungsbescheide für das Militär, am 9. September 1980 (siehe auch dort) drangen Daniel und Philip Berrigan sowie sechs Freunde in Anlagen zur Konstruktion atomarer Waffen in Pennsylvania ein und schlugen mit Hämmern auf Nuklear-Sprengköpfe ein; außerdem hinterließen sie Blutflecken auf Dokumenten und beteten für den Frieden (erste Plugschar-Aktion). Daniel Berrigan war innerhalb der katholischen Kirche in den USA eine der wichtigsten pazifistischen Stimmen.

Wir beanspruchen den Namen Friedensstifter, aber wir sind im Großen und Ganzen nicht willens, einen hohen Preis zu zahlen. Und weil wir den Frieden nur mit halbem Herzen und halbem Leben und Willen wollen, geht der Krieg natürlich weiter, weil Kriegführen seinem Wesen nach total ist, Frieden aber wegen unserer Feigheit nur partiell. …Es gibt keinen Frieden, weil es keine Friedensstifter gibt.
Es gibt keine Friedensstifter, weil Friedenstiften wenigstens ebenso viel kostet wie Kriegführen oder wenigstens so zwingend, wenigstens so zerstörerisch, wenigstens ebenso verantwortlich dafür ist, Schande und Gefängnis und Tod mit sich zu bringen.

Daniel Berrigan – zitiert nach John Dear, Daniel Berrigans Leben und Tod

Zäh waren Daniel Berrigan und sein Bruder Phil zeitlebens. Daniel – berühmt als Friedensaktivist – starb jetzt mit 94 Jahren. Die Berrigans wurden weltbekannt, als sie 1968 Einberufungsakten eines Musterungsbüros der US-Army in Catonsville symbolisch mit Blut übergossen und abfackelten. »Wir setzen bei gewaltfreien Aktionen mit Absicht Zeichen und Symbole unserer katholischen Liturgie und der christlichen Religion ein«, sagte Daniel Berrigan bei einem seiner Besuche in Frankfurt am Main. In Catonsville loderten die Flammen der Akten für die Pressefotografen so teuflisch wie was Kontaktgift Napalm, das die US-Bomber über Vietnam abwarfen. Die Aktion in Catonsville brachte dem freundlichen irisch-stämmigen Dickschädel Daniel achtzehn Monate Haft ein. Mehrfach saßen er und sein Bruder Philipp, der lange dem Josephiten-Orden angehörte, im Knast. Ein paar Mal wurden die Priester für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. »Wir halten den Kirchen Amerikas vor, dass sie als Antwort auf die Verbrechen, die unser Land begeht, nur Schweigen und Feigheit kennen«, erklärte Daniel Berrigan. Die Gewaltfreiheit vertrat er ohne Kompromiss. Als der Dichtertheologe Ernesto Cardenal in Nicaragua zum Abwehrkrieg gegen die rechte, US-finanzierte Contra-Armee aufrief, widersprach Berrigan. Schwerter zu Pflugscharen: Als die Unermüdlichen 1999 auf einen US-Kampfflieger in Maryland einhämmerten, war Daniel Berrigan knapp achtzig. Ein faszinierender Christ. Er hatte Humor und blieb seinem Glauben und der Gewaltfreiheit bis zuletzt treu. (Nachruf von Thomas Seiterich in Publik-Forum Nr. 9 vom 13. Mai 2016)

Weitere Zitate:

Wir sind berufen dazu, gewaltfrei zu leben, auch wenn die Chance einer sozialen oder politischen Veränderung sehr gering oder nahezu unmöglich ist. Es mag oder es mag nicht möglich sein, die USA zu verwandeln durch eine gewaltfeie Revolution. Aber eines spricht für einen solchen Versuch: die völlige Unmöglichkeit, mit Gewalt etwas zu verändern, sei es als gesellschaftliche oder persönliche Methode.

Wir sehnen uns nach Gemeinschaft auf der Erde, nach herzerwärmenden und stärkenden Liturgien, nach unserem eigenen Stück Boden, nach Kunst und Schönheit, nach einem Ort, an dem eine gesunde Umwelt uns alle heilt.

 


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