Zum 30. April 1975

Die Zahl der Vietnames:innen, die in dem Konflikt ihr Leben verloren haben, wird auf bis zu 3,1 Millionen geschätzt. Die Zahl der getöteten US-Soldaten lässt sich genau beziffern: 58.220 Menschen, hinzu kommen 5.264 Soldaten ihrer Verbündeten. Doch auch heute, 40 Jahre nach dem Fall Saigons, geht das Sterben weiter. Seit 1975 verloren allein in Vietnam über 40.000 Menschen durch spät explodierende Bomben und Granaten ihr Leben. Durchschnittlich 22 meist tief traumatisierte Kriegsveteranen nehmen sich in den USA täglich das Leben. Andere fallen monatelangen Wartezeiten in den für sie zuständigen Hospitälern zum Opfer. Und dann sind da die Langzeitfolgen des gefürchteten Entlaubungsmittels „Agent Orange“, das die US-Armee über einen Zeitraum von fast zehn Jahren – von 1962 bis 1971 – über Vietnams Äcker und Wälder versprüht hatte. Wie viele vietnamesische Familien, deren Kinder verkrüppelt oder mit Gehirnschäden zur Welt kommen, leiden auch US-Veteranen an diesem Gift, das den Dschungel für die Truppen besser einsehbar machen sollte.

„Im Vietnamkrieg versprühten die USA und ihre Verbündeten zehn Jahre lang tonnenweise krankheitserregende Entlaubungsmittel über Wälder, Felder und Dörfer, um den Feind zu erkennen und seine Versorgungswege, Verstecke und Ernährungsgrundlagen zu zerstören. In mehr als 6000 Einsätzen ließen sie mindestens 70 Millionen Liter aus dem Himmel regnen, darunter mehr als 45 Millionen Liter Agent Orange. Der Name stammt von den orangefarbenen Banderolen der Fässer, deren Inhalt TCDD (Tetrachlordibenzodioxin) enthielt. Nach Angaben der VAVA, der Vietnamesischen Vereinigung für Opfer von Agent Orange und Dioxin, leiden aktuell drei Millionen Vietnamesinnen und Vietnamesen an den Folgen des giftigsten Dioxins. Laut vietnamesischem Roten Kreuz sind dadurch mehr als 100.000 Kinder mit Behinderungen zur Welt gekommen, inzwischen auch Urenkel der Kriegsgeneration. Die meisten Opfer gehören zu den Ärmsten des Landes. 70 Prozent leben unter der Armutsgrenze, 90 Prozent sind arbeitslos, 22 Prozent der Familien haben drei oder mehr Betroffene.“ (Aus dem Artikel „Wir haben von dem Gift nichts gewusst“ von Constanze Bandowski, Hinz&Kunzt, 26. März 2025)


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