Zum 3. Oktober 1226

…volle achtzehn Jahre hatte sein Leib kaum oder niemals Ruhe gehabt, als er in verschiedenen und weit entfernten Gegenden umherzog, damit jener bereitwillige, jener hingebungsvolle, jener glühende Geist, der in seinem Innern wohnte, überall den Samen des Wortes Gottes ausstreuen könne. Er erfüllte die ganze Welt mit dem Evangelium Christi so, dass er öfters an einem einzigen Tag vier bis fünf Flecken oder auch Städte durchzog, indem er überall die frohe Botschaft vom Reiche Gottes verkündete. Dabei hatte er seinen ganzen Leib zur Zunge gemacht, um seine Zuhörer durch das Beispiel nicht weniger als durch das Wort zu erbauen.

Vita prima S. Francisci (Erste Lebensbeschreibung des heiligen Franziskus) des Thomas von Celano, II. Buch, aus Kapitel IV (1228/1229)

 

Einige Schlaglichter:

„Als Franziskus einmal aus Siena zurückkehrte, begegnete ihm ein Bettler, und er sprach zu seinem Begleiter: ‚Wir müssen unsern Mantel diesem Armen geben, dem er gehört; denn wir haben ihn nur für so lange geborgt, bis wir einen finden, der ärmer ist als wir.‘ Da der Begleiter aber an die Not des frommen Vaters dachte, widerstrebte er ihm hartnäckig und meinte, er dürfe nicht für andere sorgen und sich selbst dabei vernachlässigen. Da sprach zu ihm der Heilige: ‚Ich will kein Dieb sein, denn es würde uns als Diebstahl angerechnet, wenn wir nicht unsern Mantel dem gäben, der bedürftiger ist.‘ So schenkte der fromme Vater seinen Mantel dem Armen.“

Das wird in unzähligen Begebenheiten immer wieder geschildert: Wie Franziskus die Würmer vom Wege aufhebt und an geschützten Orten ablegt, damit sie nicht von den Vorübergehenden mit den Füßen zertreten werden; wie ihm ein Fasan geschenkt wird, den er fliegen lässt; wie er mehrmals gefangene Fische ihrem Lebenselement zurückgibt; wie er einen Hasen und ein Kaninchen aus der Schlinge befreit; oder wie er schließlich gegen seinen Mantel zwei Lämmer loskauft, die ein Bauer nach barbarischer Sitte an Stricken zusammengebunden über der Schulter zum Markt bringt.

„Wenn ich mit dem Kaiser sprechen könnte, dann würde ich ihn bitten, aus Liebe zu Gott ein besonderes Gesetz aufzustellen, wonach niemand unsere Schwestern, die Lerchen, fangen, töten oder sonst belästigen dürfte.“

„Das Wasser soll man, wenn man es ausschüttet, stets so weggießen, dass man nicht darauf tritt und damit Schwester Wasser beleidigt.“

 

 

Die Franziskaner in Assisi vergeben unregelmäßig nach Anlass die Lampe des Friedens, eine Nachbildung der gläsernen Öllampe, die ständig am Grab des Franz von Assisi brennt. Sie gilt als „Symbol für Liebe und Versöhnung angesichts der von Konflikten verursachten Leiden“. Mit der Auszeichnung würdigt der Orden den Einsatz politisch Verantwortlicher für das Gemeinwohl und gute Beziehungen zwischen den Völkern. Mit der Übergabe der Lampe erhalten die damit Ausgezeichneten den Titel „Weltfriedensbotschafter/Weltfriedensbotschafterin“.


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