Zum 3. März 2016

Berta Cáceres, prominente honduranische Umweltschützerin und Indio-Aktivistin, wird in ihrem Haus unweit der Hauptstadt Tegucigalpa erschossen.

Berta Cáceres, Gründerin des Zivilrats der Volks- und Indigenenorganisationen von Honduras (Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras, COPINH), war die bekannteste Aktivistin von Honduras. „Authentisch“ ist der Begriff, den viele Menschen in Honduras nennen, um Berta Cáceres zu beschreiben. Ihr Kampf für Demokratie, Umweltschutz und Menschenrechte brachte ihr im Jahr 2012 den Eichstätter Shalompreis ein, drei Jahre später wurde sie mit dem renommierten „Goldman Environmental Prize“ ausgezeichnet, der auch als „Nobelpreis für Umweltschutz“ bekannt ist.

Berta Cáceres setzte sich seit Jahren für die Rechte der Lenca-Indianer ein und kämpfte gegen den Bau von Staudämmen und Bergwerken in deren Siedlungsgebieten, vor allem gegen das Staudammprojekt Agua Zarca am Río Gualcarque. Es bedroht Anbauflächen und die Wasserversorgung der lokalen Bevölkerung. Hinter dem Projekt steht ein internationales Konsortium, Siemens liefert die Turbinen. Wegen ihres Engagements war Cáceres immer wieder bedroht worden.

Bei der Verleihung des Goldman Umweltpreises 2015 erklärte sie ihr Erbe und ihre Berufung: „In unseren Weltanschauungen sind wir Wesen, die aus der Erde, dem Wasser und dem Mais entstanden sind. Als Lenca sind wir seit Generationen Hüter*innen der Flüsse, außerdem beschützt von den Geistern der Mädchen. Sie zeigen uns, was es bedeutet, auf unterschiedliche Weise das eigene Leben der Verteidigung der Flüsse zu widmen, nämlich, das Leben für das Wohl der Menschheit und dieses Planeten zu geben. […] Lasst uns aufwachen! Wach auf Menschheit! Es ist keine Zeit mehr. Wir werden erschüttert sein, wenn wir die Selbstzerstörung durch das kapitalistische System nur betrachten. […] Der Fluss Gualcuarque hat uns gerufen, so wie die anderen Menschen, die bedroht sind, uns rufen. Ihnen müssen wir antworten […]. Lasst uns gemeinsam gerechte Gesellschaften aufbauen und mit Hoffnung die Erde schützen.

Nach dem Mord demonstrierten in der Hauptstadt Tegucigalpa Tausende gegen die Gewalt, der Aktivisten für Umwelt und Menschenrechte in Honduras ausgesetzt sind.

Bei einer Gedenkveranstaltung für Berta Cáceres und andere Ermordete fand der Priester Fausto Milla folgende poetische und religiöse Worte angesichts der großen Verluste: „Diejenigen die sterben, sind nicht tot, weil sie uns ermutigen und unseren Lebensmut wecken, uns, die wir meinen, dass wir leben. Aber wer über nichts nachdenkt, wem alles egal ist, wer nichts tut, ist eher tot als jene, an die wir uns erinnern. Das Leben zu geben, um das Leben zu verteidigen heißt nicht, das Leben zu verlieren, sondern ewig zu leben.

In Honduras ist Berta Cáceres heute eine Ikone des Widerstands gegen die kapitalistische Wirtschaftsweise.

Nach der Ermordung von Berta Cáceres stiegen nach einer Krisensitzung Anfang Mai 2016 der Heidenheimer Turbinenbauer Voith Hydro und Siemens aus dem Staudammprojekt in Honduras aus.

Unter dem Titel „Staudamm der Gewalt – Der Plan, der zum Mord an Berta Cáceres führte“ stellte eine internationale Gruppe unabhängiger Expertinnen und Experten – die GAIPE (Grupo Asesor Internacional de Personas Expertas) – zwanzig Monate nach dem Mord an der honduranischen Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin Berta Cáceres ihren Untersuchungsbericht zu den Ermittlungen in diesem Mordfall vor.

Über dreieinhalb Jahre nach dem Mord an der honduranischen Umweltschützerin Berta Caceres sind vier Täter zu jeweils 50 Jahren und vier Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Drei Mittäter müssen für 30 Jahre und sechs Monate in Haft, wie ein Gericht in Tegucigalpa am 2. Dezember 2019 entschied. Die Männer waren bereits vor einem Jahr für schuldig befunden worden, jetzt wurde das Strafmaß festgesetzt. Zu den Verurteilten zählen auch der ehemalige Geschäftsführer der an dem Staudammprojekt beteiligten Firma Desa sowie zwei Militärs. Eine unabhängige internationale Kommission war 2017 zu dem Schluss gekommen, dass der Mord gemeinsam von dem Unternehmen sowie Sicherheitskräften geplant worden war. Auch gegen David Castillo, den Geschäftsführer des Unternehmens, läuft ein Verfahren. COPINH und internationale Experten gehen davon aus, dass noch weitere Personen an dem Mord beteiligt waren.

Der Auftraggeber für den Mord, Roberto David Castillo, ehemaliger Direktor des honduranischen Energieunternehmens Desarrollos Energéticos (Desa), ist Ende Juni 2022 zu 22 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden.

 

Literatur:


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