Zum 3. Januar 1939

Seit Georg Fritze 1919 im Gürzenich einen Vortrag über „Kirche und Sozialdemokratie“ gehalten hatte, trug er den Spitznamen „Der rote Pfarrer von Köln“. Fritze gehörte dem Bund religiöser Sozialisten an und war Anhänger und Mitglied der SPD, was damals für viele mit dem Pfarramt unvereinbar war. Sozial überaus engagiert, setzte er sich besonders für die Arbeiter ein. Außerdem unterstützte er die Ordination von Frauen.

Georg Fritze war Pazifist und ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. In den Kartäuser-Pfarrblättern hatte er bereits 1931 unverblümt zum Thema Kirche und Nationalsozialismus Stellung bezogen: „Die Aufgabe der Kirche ist nicht das Dritte Reich, sondern das letzte Reich, das Reich Gottes!“. In derselben Publikation verurteilte er die Judenpogrome und die Entscheidung des Kölner Presbyteriums, die evangelischen Jugendvereine in Hitlerjugend beziehungsweise Bund Deutscher Mädel einzugliedern.

Der NS-Ideologie ergebene evangelische Gemeindeglieder wollten den „roten Pfarrer“ aus dem Amt drängen, was ihnen schon bald gelingen sollte. 1938 erließ der Präsident des Evangelischen Oberkirchenrates in Berlin – anlässlich des 49. Geburtstags Hitlers – eine Verordnung, die alle Pfarrer unter Androhung der Amtsentlassung verpflichtete, einen Treueeid auf den Führer abzulegen. Hitler selbst hatte diese Eidesleistung nie verlangt. Georg Fritze weigerte sich, den Treueid abzulegen und begründete dies gegenüber dem Evangelischen Konsistorium der Rheinprovinz in einem Schreiben ausführlich. Er lehnte es ab, das Evangelium nationalsozialistischen Zielen unterzuordnen. Der Leiter der Finanzabteilung beim Konsistorium untersagte daraufhin die Auszahlung seiner Dienstbezüge. Am 17. Oktober 1938 wurde Fritze mit sofortiger Wirkung von seinen Amtsgeschäften entbunden und zum 1. August 1939 in den Ruhestand versetzt. Am 3. Januar 1939 starb er infolge eines Schlaganfalls.

 

Zitat:

Wir dürfen und können doch nicht vergessen, daß der Kern des Evangeliums, auf dem unser Dasein beruht, das Reich Gottes ist und daß dies Reich Gottes in allen Völkern aller Weltteile seine Glieder zählt und daß das Reich Gottes und das Reich des Vaterlandes, so sehr wir beide preisen, nicht dasselbe sind und daß nur eines von ihnen das Höchste sein kann.“ (1917)

 

Literatur:

  • Hans Prolingheuer, Der rote Pfarrer. Leben und Kampf des Georg Fritze (1874–1939), Pahl-Rugenstein Verlag, Köln 1989 (2. Auflage)

RSS