Zum 3. Dezember 1948

In der Salle de Pleyel in Paris tagt die „Weltbürgerversammlung“, die ein Weltbürgerrecht fordert.

Am 25. Mai 1948 betrat Garry Davis, ehemaliger Bomberpilot der US-Air Force, das US-Konsulat in Paris, um dort seine US-Staatsbürgerschaft zurückzugeben, und erklärte sich zum „Weltbürger Nummer 1”. Nachdem er am 19. November 1948 auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen „im Namen des Weltvolkes, das hier nicht vertreten ist“, das Wort ergriffen hatte und aus dem Saal entfernt worden war, verlasen seine Sympathisanten eine Erklärung, die von den Vereinten Nationen ein einklagbares „Weltbürgerrecht“ forderte. Sie organisierten daraufhin am 3. Dezember 1948 eine „Weltbürgerversammlung“ mit 3000 Teilnehmern. Binnen Jahresfrist hatten sich 223.801 Männer und Frauen aus 73 Ländern dieser Weltbürger-Initiative angeschlossen.

In seinem berühmten Aufsatz „Zum ewigen Frieden“ von 1795 hatte Immanuel Kant im „Dritten Definitivartikel“ eines ewigen Friedens ein „Weltbürgerrecht“ der Bewohner der Erde gefordert „vermöge des Rechts des gemeinschaftlichen Besitzes der Oberfläche der Erde, auf der, als Kugelfläche, sie sich nicht ins Unendliche zerstreuen können, sondern endlich sich doch nebeneinander dulden müssen“.

Eine 2016 von der BBC durchgeführte Studie ergab, dass sich in Ländern wie Nigeria, China, Indien oder Peru mehr als zwei Drittel der befragen Personen eher als Weltbürger:innen denn als Bürgerinnen und Bürger ihres eigenen Landes sahen. Selbst in den USA waren es noch zwei von fünf Befragten. (Aus: Thomas Gebauer, Ein Ausweis für alle, in: Frankfurter Rundschau vom 26. März 2021)


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