Zum 3. August 1914

„Überzeugt davon, dass ein Krieg bald beginnen würde, kamen 1914 etwa 80 Christen zu einer internationalen Konferenz in Konstanz zusammen, um verzweifelt einen Weg zu finden, den Beginn von Feindseligkeiten zu vermeiden. Die Konferenz scheiterte: Der Erste Weltkrieg begann während der Tagung. Die Teilnehmer beeilten sich, die Züge in ihre jeweiligen Heimatländer zu bekommen. Im Glauben daran, dass die Bindungen der christlichen Liebe alle nationalen Grenzen überwinden, gaben sich zwei der Teilnehmer – Henry Hodgkin, Britischer Quäker, und Friedrich Siegmund-Schultze, vormals Pfarrer an der Potsdamer Friedenskirche – auf dem Kölner Hauptbahnhof das Versprechen, Krieg oder Gewalt nicht zu rechtfertigen und die Saat des Friedens und der Liebe auszusäen, egal was die Zukunft bringen würde. Als sie sich die Hände zum Abschied reichten, stimmten sie darin überein, dass ‚sie eins in Christus sind und niemals im Krieg miteinander sein können‘. (‚We are one in Christ and can never be at war.‘) Dieses Versprechen zwischen einem Engländer und einem Deutschen am 3. August 1914 war der Anlass für die Gründung des Internationalen Versöhnungsbundes, der sich seither in über 40 Länder verzweigt hat in grundlegender Arbeit für Veränderungen von Unrechtsituationen in unserer Welt mit friedlichen Mitteln.“ (Richard Deats anlässlich der 90-Jahr-Feier am 6. und 7. August 2004 in Köln).

Genau genommen wurde in Konstanz nicht der Versöhnungsbund gegründet, sondern der „Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen“ (englisch: „The World Alliance of Churches for Promoting International Friendship“), bis 1948 einer der Vorläufer des Ökumenischen Rates der Kirchen.

Schon im Dezember 1914 gründete sich in Cambridge (England) der erste nationale Zweig des Versöhnungsbundes (englisch: Fellowship of Reconciliation), der bis 1918 auf etwa 7000 Mitglieder anwuchs, von denen etwa 600 als Kriegsdienstverweigerer ins Gefängnis gingen. Andere Zweige kamen noch während des Krieges in den USA, den Niederlanden, Schweden und sechs weiteren Ländern hinzu.

Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde dann im Oktober 1919 in Bilthoven (Niederlande) im Anschluss an eine Tagung des „Weltbundes“ mit mehr als 50 Teilnehmern der Internationale Verband des Versöhnungsbundes (International Fellowship of Reconciliation, IFOR) gegründet, der bis heute für Frieden, zivile Konfliktlösungen und Menschenrechte eintritt. „Dieses Treffen wurde zu einem Erlebnis tiefer Einheit: Menschen aus Ländern, die sich bis vor kurzem bekriegt hatten, arbeiteten die Grundlagen einer internationalen Christlichen Friedensbewegung aus, auf der Basis der göttlichen Liebesbotschaft.“ (Muriel Lester)

Der Versöhnungsbund ist eine Gemeinschaft von Menschen, die sich mit Wort und Tat für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. In diesem Bestreben weiß er sich eins mit den anderen nationalen Zweigen des Internationalen Versöhnungsbundes. Grundlage der Arbeit ist das Vertrauen auf die Kraft der Gewaltfreiheit.“ (Aus der Satzung)

Der Internationale Versöhnungsbund ist weltweit in rund 40 Ländern vertreten.

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