Zum 29. November 1980

„Beim Requiem, der Totenmesse, sah man keine Tränen, man hörte nur ein vielstimmiges Halleluja für ein langes und leuchtendes Leben“, hieß es im amerikanischen Wochenmagazin Newsweek.

„Zwei Themen haben sich in ihrem Leben herauskristallisiert: Armut und Pazifismus, Themen, die auch die wichtigsten Kriterien der ursprünglichen Jesusbewegung sind. Anders gesagt: Sie sieht das Leben miteinander von zwei zerstörerischen Mächten bedroht: Geld und Gewalt. Beide sind eng miteinander verbunden: Je mehr Besitz bestimmte Gruppen in der Gesellschaft anhäufen, umso notwendiger müssen sie diese Privilegien mit Waffengewalt beschützen und verteidigen. Die Ungleichverteilung, die Verelendung immer größerer Massen, die Folgen des Elends wie Prostitution, Alkoholismus, Verrohung hatte Dorothy in vielen Erfahrungen – im Krankenhaus, im Gefängnis, in den Slums – erlebt. Aber erst der Übertritt zum Katholizismus brachte sie dazu, ein altes sozialistisches Ziel zu realisieren, nämlich ‚die neue Gesellschaft in der Schale der alten aufzubauen’, wie die Industrial Workers of the Word (IWW) sagten.“ (Aus: Dorothee Sölle, Die Radikalität des Evangeliums. Dorothy Day (1897–1980), Anarchistin und Pazifistin)

  • Monika Bauer, Dorothy Day (1897–1980). Journalistin – Sozialaktivistin – Mystikerin, Theologischer Verlag Zürich, Zürich 2022

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