Zum 28. Mai 1961

Alles begann mit einer kleinen Zeitungsmeldung. Anfang der sechziger Jahre liest der Londoner Rechtsanwalt Peter Benenson in der U-Bahn einen Bericht über zwei portugiesische Studenten, die zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt worden waren, weil sie einen Toast auf die Freiheit ausgesprochen hatten. Er ist empört und will direkt zur portugiesischen Botschaft fahren, um seinen persönlichen Protest auszudrücken. Doch dann ändert er seine Meinung, steigt am Trafalgar Square aus und geht in die St. Martins Kirche, um nachzudenken. „Ich ging hinein, um mir darüber klar zu werden, was tatsächlich und effektiv getan werden konnte, um die Weltöffentlichkeit zu mobilisieren. Ich wollte mir den Enthusiasmus vieler Menschen zu Nutze machen, um einen größeren Respekt für die Menschenrechte zu erreichen“, erinnert er sich. Als er aus der Kirche kommt, ist seine Idee geboren. Wenig später, am 28. Mai 1961, erscheint sein Aufruf zum Straferlass der jungen Portugiesen und vier weiterer „Gewissensgefangener“ auf der Titelseite des „Observer“. Dieser Aufruf gab den Anstoß zur Gründung von Amnesty International.

Der Artikel beginnt mit den Worten: Schlagen Sie Ihre Zeitung an irgendeinem beliebigen Tag auf, und Sie werden eine Meldung aus irgendeinem Teil der Welt lesen: Ein Mensch ist eingekerkert, gefoltert, hingerichtet worden, weil seine Ansichten oder religiösen Überzeugungen nicht mit denen der Regierung übereinstimmen.

Benensons berühmter „Appeal for Amnesty“ gilt als „Gründungsdokument“ der Menschenrechtsorganisation.

Amnesty International (AI) ist mit mehr als zehn Millionen Mitgliedern sowie Unterstützerinnen und Unterstützern die weltweit größte Menschenrechtsorganisation. Dabei ist AI eine von Regierungen, politischen Parteien, Wirtschaftsinteressen, Ideologien und Religionen unabhängige Bewegung, die sich entschlossen für eine Welt einsetzt, in der die Rechte eines jeden Menschen geachtet werden. AI fördert und verteidigt die fundamentalen Menschenrechte, recherchiert und dokumentiert Verletzungen der Menschenwürde weltweit, klagt Folter und das „Verschwindenlassen“ von Menschen an, kämpft gegen die Todesstrafe und setzt sich besonders für politische Gefangene ein. Die Institution ist rein privat finanziert und akzeptiert keinerlei Regierungshilfe – ihr Renommee ist weltweit anerkannt und wird von etlichen Regierungen gefürchtet. Im Jahr 1977 ist AI mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. In Deutschland gibt es über 600 Gruppen, die gemeinsam die Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V. bilden.

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