Zum 27. Oktober 1986

Erstes Weltgebetstreffen für den Frieden in Assisi.

Auf Einladung von Papst Johannes Paul II. trafen sich zum ersten Mal 47 Vertreter verschiedener christlicher Kirchen und 13 Vertreter nichtchristlicher Religionsgemeinschaften, um im gemeinsamen Gebet die Verpflichtung der Religionen für die Bewahrung und Verwirklichung des Friedens zu bezeugen. Trotz aller trennenden Unterschiede mit ihren leidvollen Erinnerungen bekundete das Treffen in Assisi die religiöse Verpflichtung zu einer gesamtmenschheitlichen Solidarität.

Zum ersten Mal in der Geschichte sind wir, christliche Kirchen und kirchliche Gemeinschaften und Weltreligionen, von überall her zusammengekommen an diesem heiligen, dem heiligen Franziskus geweihten Ort, um vor der Welt jeder entsprechend seiner eigenen Überzeugung vom transzendenten Wert des Friedens Zeugnis zu geben. Die Herausforderung des Friedens, wie sie sich gegenwärtig jedem menschlichen Gewissen stellt, geht um das Problem einer angemessenen Qualität des Lebens für alle, um das Problem des Überlebens für die Menschheit, um das Problem von Leben und Tod. (…) Die Tatsache selbst, dass wir von den verschiedenen Erdteilen nach Assisi gekommen sind, ist in sich ein Zeichen für diesen gemeinsamen Weg, den zu beschreiten die Menschheit berufen ist. Entweder lernen wir, in Frieden und Harmonie miteinander zu gehen, oder wir werden vom Wege abgetrieben und zerstören uns selbst und die anderen. Wir hoffen, dass die Pilgerreise nach Assisi uns erneut gelehrt hat, uns des gemeinsamen Ursprungs und des gemeinsamen Schicksals der Menschheit bewusst zu werden. Lasst uns darin eine Vorwegnahme dessen sehen, was Gott von der geschichtlichen Entwicklung der Menschheit gern verwirklicht sehen möchte: eine brüderliche Wanderung, auf der wir uns gegenseitig begleiten zum transzendenten Ziel, das er uns gesetzt hat, Gebet, Fasten, Wallfahrt.“ (Aus der Schlussansprache Papst Johannes Paul II.)

Das Weltfriedenstreffen 1986 in Assisi war der Beginn des sogenannten Geistes von Assisi als Weg der Begegnung und des Dialogs, um die friedensstiftenden Kräfte der Religionen für das Zusammenleben der Völker und Kulturen zu stärken. Seitdem organisiert die Gemeinschaft Sant’Egidio jedes Jahr internationale und interreligiöse Friedenstreffen im Geist von Assisi in verschiedenen Städten Europas, 2017 in Münster und Osnabrück, den Städten, wo 1648 der Westfälische Frieden geschlossen wurde.


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