Zum 26. September 1971

Tausende junge Dänen hatte das 34 Hektar große und verlassene Kasernengelände gestürmt, besetzt und seitdem erfolgreich gegen alle Versuche zur Räumung verteidigt. Der Streit um Verbleib oder Räumung des Viertels mit knapp 1000 Bewohnern gehört seit der Besetzung fest zum politischen Alltag in Dänemark. 2004 kündigte die Mitterechts-Regierung das zwischen Behörden und „Christianittern“ ausgehandelte Abkommen über die Nutzungsrechte, die sie im Laufe der Jahre den Behörden für ihr „soziales Experiment“ abgetrotzt hatten – mit Konsensdemokratie, in der nur die Vollversammlung verbindliche Entscheidungen trifft, und Freiraum für jene, die sich schwer anpassen können. Ohne Erfolg machten sie vor Gericht ein „unkündbares Nutzungsrecht“ geltend, weil sie das Gelände unter Duldung der Behörden seit vier Jahrzehnten unterhalten. Jetzt hat der Kopenhagener „Freistaat Christiania“ den juristischen Streit um sein vor 40 Jahren erkämpftes Selbstbestimmungsrecht endgültig verloren. Dänemarks Oberstes Gericht sprach am 18. Februar 2011 dem Staat das volle Nutzungsrecht über das Gelände des legendären Alternativ-Viertels im Zentrum von Kopenhagen zu. Es wies die Berufung der „Christianitter“ gegen ein gleichlautendes Urteil in zweiter Instanz 2009 zurück. Nach einem achtjährigen Tauziehen um die Legalisierung und Normalisierung der selbsternannten Anarchistenrepublik haben die Bewohner von Christiania in der Nacht auf den 21. Juni 2011 dem Kauf ihres Domizils zugestimmt. Die 700 erwachsenen Bewohner richten einen Fonds ein, der einen Teil Christianias für umgerechnet 10,2 Millionen Euro kauft und weitere Gebäude für jährlich rund 800.000 Euro mietet.

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