Zum 26. Januar 1976

„5. August 1914. Auf dem Kasernenhof der Ostschweizer Garnisonsstadt Frauenfeld stehen 1.263 Rekruten zur Vereidigung bereit. Plötzlich tritt einer von ihnen aus der Reihe und ruft den Kameraden mit lauter Stimme zu: ‚Ich bin gegen den Krieg! Ich werde den Eid nicht leisten!’ Max Daetwyler, der erste Schweizer Kriegsdienstverweigerer zu Beginn des Ersten Weltkrieges, wird auf der Stelle festgenommen und abgeführt. Gegenüber seinen Vorgesetzten erklärt er: ‚Meine Herren, ich weiß, dass die Lehre Christi großartig ist, und ich erinnere mich, dass es in der Schrift heißt, du sollst nicht schwören und du sollst nicht töten. Sie verlangen von mir das Gegenteil, dass ich schwören und dass ich töten soll. Ich berufe mich auf die Lehre Christi. Sie können mit mir machen, was Sie wollen, ich nehme keine Waffe in die Hände.’ Im Rückblick notiert Daetwyler später: ‚Die Eidverweigerung kam ohne weiteres Besinnen… Mich überkam das unangenehme Gefühl, dass wir nun schwören sollten für eben das, was mir im Innersten so zuwider war. Jetzt muss es geschehen, dachte ich auf dem Kasernenplatz.’ (…) Während außerhalb der Schweizer Grenzen die Vernichtungsmaschinerie des Ersten Weltkrieges wütet, entdeckt Daetwyler im Eintreten für Menschenliebe und Weltfrieden die große Berufung seines Lebens.“ (Aus: Friedhelm Schneider, „Die Waffen nieder – das wäre Christentum!“ Max Daetwyler (1886–1976): Vom Kriegsdienstverweigerer zum Schweizer „Friedensapostel“, in: Zivil 3/2008, S. 27–29); vgl. auch Stephan Bosch, Max Daetwyler – Der Friedensapostel. Mit der weißen Fahne um die Welt, rüffer&rub Sachbuchverlag, Zürich 2007.


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