Zum 24. Mai 1943
Am 22. Mai 1943 erhalten alle Juden Sofias die Anweisung, die Stadt innerhalb von drei Tagen zu verlassen. 48 Stunden nach diesem Befehl wird der bulgarische Nationalfeiertag, der Tag der Wissenschaft, Bildung und Kultur, der Tag der Erfinder des kyrillischen Alphabets, der Tag der Lehrer Kyrill und Method, festlich begangen. Er wird zu einem Tag der Demonstration gegen die Judenausweisung, bei der 400 Personen verhaftet werden. In einem Aufruf heißt es: „Juden, Brüder, verzweifelt nicht, folgt nicht dem blutigen Befehl. Verlasst die Grenzen des Landes nicht… Denkt daran, dass ihr nicht allein seid, dass das ganze bulgarische Volk euer Leid mitfühlt.“
„Alle Bischöfe, viele Politiker, König Boris III. und mit ihnen die große Mehrheit des bulgarischen Volkes, haben ihre 48.000 jüdischen Mitbürger vor der Todesmaschinerie Hitlers bewahrt.“
„Keine andere Kirche der Welt hat so ausdauernd und so unerschrocken nicht nur für die Judenchristen, sondern für alle Juden ihres Landes gekämpft wie die Orthodoxe Kirche von Bulgarien.“
(Aus dem unten genannten Aufsatz von Ferdinand Schlingensiepen)
Literatur:
- Die Rettung der bulgarischen Juden (Wikipedia)
- Ferdinand Schlingensiepen, Mutige Bischöfe und unbeugsame Demokraten. Wie die Juden Bulgariens vor Hitlers Mordkommandos gerettet wurden, Deutsches Pfarrerblatt 2/2001, S. 68–73
- Lou Marin, Soziale Verteidigung: Fallbeispiel Bulgarien 1943. Direkte gewaltfreie Aktionen für das Überleben bulgarischer Juden und Jüdinnen, in: Graswurzelrevolution Nr. 471 September 2022