Zum 24. Januar 2011

„Am 24. Januar verstarb der katholische Altbischof und Menschenrechtler Samuel Ruiz aus San Cristóbal de las Casas im Alter von 86 Jahren. Ruiz leitete von 1960 bis 2000 das Bistum im mexikanischen Bundesstaat Chiapas und gründete 1989 das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas zum Schutz der indigenen Bevölkerung Chiapas’ vor staatlicher Repression. Bis heute stellt das Zentrum vor allem durch seine Öffentlichkeitsarbeit und die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen eine wichtige Anlaufstelle für die Betroffenen dar.

Durch den Besuch kleiner indigener Gemeinden erzeugte er eine bis dato nicht praktizierte Nähe der kirchlichen Institutionen zu den indigenen Völkern Chiapas’. Ruiz versuchte den marginalisierten indigenen Völkern eine Stimme zu geben, indem er die Befreiungstheologie als eine ‚Indigene Theologie‘ auslegte, deren Ziel die Integration indigener religiöser Bräuche und Rituale in den katholischen Glauben war.

El tatic, ‚Väterchen’, wie der Geistliche in der indigenen Sprache Tzotzil genannt wird, wurde vor allem aufgrund seines Einsatzes für die Rechte indigener Völker bekannt. Außerdem gewann er als Vorsitzender der Kommission, die im Konflikt zwischen der mexikanischen Regierung und der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung im Rahmen von Verhandlungen vermittelte, über die Grenzen Mexikos hinaus Popularität.

Teile der mexikanischen Politik und Presse warfen Ruiz vor, Mitverantwortung für den zapatistischen Aufstand zu tragen. Die Gewalt des Aufstands ablehnend, aber dessen Forderungen nach Gerechtigkeit, Autonomie und Demokratie unterstützend, sah Ruiz sich aber in der Rolle des Verteidigers und Sprechers der Ärmsten der Armen. Dieser Aufgabe widmete er sich trotz kirchlicher und öffentlicher Kritik und Angriffen bis zum Ende seines Lebens.“

Aus dem Nachruf der Christlichen Initiative Oscar Romero (CIR)

Gegner beschimpften den linken Bischof oft als „Comandante Samuel“, die Indios nannten Ruiz dagegen „Tatik“, „unseren Vater“.

Am 16. September 2001 wurde Bischof Samuel Ruiz García der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis verliehen.


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