Zum 24. Dezember 1968

Der Astronaut William Alison „Bill“ Anders liefert bei der vierten Mondumrundung von Apollo 8 die erste von einem Menschen gemachte Aufnahme der Erde („Earthrise“, Erdaufgang): Die Menschheit sieht ihren Planeten zum ersten Mal von außen.

Die Nasa-Mission „Apollo 8“ im Dezember 1968 sollte dazu dienen, die Oberfläche des Mondes zu fotografieren und eine geeignete Landestelle für eine spätere Mondlandung zu finden. Mit heißem Kakao, Zuckerplätzchen, Hühnchen, Maissuppe und Orangensaft feierten drei US-Astronauten Frank Borman, James „Jim“ Lovell und William Anders 1968 als erste Menschen Weihnachten im Weltraum. „Ich hoffe, ihr hattet alle bessere Weihnachtsessen heute als unseres“, gab Anders danach zur Erde ins Kontrollzentrum durch. Doch bei der vierten von insgesamt zehn geplanten Umrundungen des Mondes am 24. Dezember 1968 geschah etwas vollkommen Unerwartetes: „O mein Gott! Schaut euch die Aussicht hier drüben an!“, rief der Astronaut William Anders seinen beiden Kollegen zu, wie Nasa-Aufzeichnungen belegen. „Die Erde geht auf. Wow, ist das schön!“ Die Astronauten sahen plötzlich die Erde, die hinter dem Mond aufging – so ähnlich, wie man den Mond auf der Erde aufgehen sieht. Es folgt eine spontane Fotosession. Bei ihrer letzten Mondumrundung am Weihnachtsmorgen gegen vier Uhr deutscher Zeit übertrugen die drei Astronauten ihren Blick aus der Raumsonde im Fernsehen. Zu den Ansichten der Mondoberfläche und der Erde lasen sie in verteilten Rollen die biblische Schöpfungsgeschichte. Die Fernsehübertragung – es war das Fernsehprogramm mit den bis dato meisten Zuschauern – endete mit den Worten: „Gute Nacht, viel Glück und fröhliche Weihnachten. Gott schütze euch alle auf der guten alten Erde.“

Eines der vielen Bilder, die dabei entstanden, bescherte der Menschheit ein ikonografisches Bild und erlangte Weltruhm. Das „Earthrise“ genannte Foto wurde zuerst auf einer US-Briefmarke gedruckt und 1970 zum Symbol für den ersten Earth Day. „Earthrise“ zeigt die Erde in all ihrer verletzlichen Schönheit und Fragilität. Ein bunter Ball, der in einem schwarzen Nichts zu hängen scheint. „Ich habe immer den Begriff ‚ironisch‘ verwendet“, erzählt Anders in einem Interview mit der „Seattle Times“. „Wir sind den ganzen weiten Weg gereist, um den Mond zu erforschen. Und was wir tatsächlich entdeckt haben, war die Erde.“ „Earthrise“ war ein Foto, das die Perspektive der Menschen veränderte.


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