Zum 24. April 1915

Das Morden beginnt mit einer Razzia. Am 24. April 1915 lässt die Regierung des Osmanischen Reichs im heutigen Istanbul rund 600 armenische Politiker und Intellektuelle verhaften. Im Juni tritt ein Deportationsgesetz in Kraft. Die christlichen Armenier werden zunächst ins östliche Anatolien gebracht, wo ihr Hauptsiedlungsgebiet ist und sie seit Jahrhunderten gelebt haben. Von dort geht es in Todesmärschen nach Süden, in die Wüste Mesopotamiens, ins heutige Syrien. Offiziell ist es eine »Umsiedlungsaktion«, doch die jungtürkische Regierung trifft keinerlei Vorbereitungen, um die ein bis zwei Millionen Armenier im heutigen Syrien aufzunehmen. Sie steckt sie in Lager, gibt ihnen weder Obdach noch Nahrung noch Land. Bis 1917 dauern die Vertreibungen an.

Dieser Genozid und die Shoah, der Völkermord am europäischen Judentum, waren im Bewusstsein, als die Vereinten Nationen am 9. Dezember 1948 zusammen mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte die Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermords verabschiedeten.

Am 29. Oktober 2019 erklärte das US-Repräsentantenhaus mit 405 zu 11 Stimmen die Deportation und Ermordung von 1,5 Millionen Armeniern 1915 zum Völkermord.

Literatur:

  • Rolf Hosfeld, Tod in der Wüste. Der Völkermord an den Armeniern, C. H. Beck Verlag, München 2015
  • Jürgen Gottschlich, Beihilfe zum Völkermord. Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier, Ch. Links Verlag, Berlin 2015
  • Das Deutsche Reich und der Völkermord an den Armeniern, herausgegeben von Rolf Hosfeld und Christin Pschichholz, Wallstein Verlag, Göttingen 2017
  • Arshaluys Mardigian: … meine Seele sterben lassen, damit mein Körper weiterleben kann. Ein Zeitzeugenbericht vom Völkermord an den Armeniern 1915/16. Aus dem Englischen von Walburga Seul. Zu Klampen Verlag, Springe 2020

Film:

  • „The Promise – Die Erinnerung bleibt“, Regisseur: Terry George, Erscheinungsdatum: 17. August 2017 (Deutschland)

RSS