Zum 23. April 1960

Toyohiko Kagawa (1888–1960), Sohn eines japanischen Samurai und einer Geisha, kam durch einen japanischen Lehrer in der Schule mit dem christlichen Glauben in Berührung und ließ sich taufen, worauf er enterbt und aus der wohlhabenden Familie ausgestoßen wurde. 1905 begann er mit dem Studium der Theologie. 1909 zog er als Pfarrer in ein Armenviertel seiner Heimatstadt Kōbe; erst nach jahrelanger Tätigkeit konnte er erste Früchte ernten. 1914 ging er nach Amerika, um hier durch ein Studium der Soziologie und Wirtschaftswissenschaften in Princeton in New Jersey bessere Grundlagen für seine Arbeit zu erhalten. Nach seiner Rückkehr 1916 verwirklichte er die Idee eines genossenschaftlichen Christentums: er gründete 1921 die „Arbeiter-Union” und die „Japanische Bauern-Union”. Die japanische Regierung berief ihn 1923 nach dem schrecklichen Erdbeben, das drei Viertel aller Menschen in Tokio heimatlos machte und mehr als hunderttausend Menschenleben forderte, in die „Kaiserliche Wirtschaftskommission”. Auf seine Initiative hin wurde die Sozialgesetzgebung in Japan wesentlich reformiert, vor allem durch die Einbeziehung genossenschaftlicher Elemente. 1930 begann er seine Evangelisation als „Reich-Gottes-Bewegung”, in der Laien gleichzeitig für die Evangelisation und die Organisation von Arbeiter- und Bauerngenossenschaften ausgebildet wurden. Im japanisch-chinesischen Krieg kritisierte Kagawa die japanische Aggression, er wurde deshalb jahrelang vom japanischen Geheimdienst streng überwacht und mehrfach eingesperrt. Er gründete die Anti-Kriegs-Liga in Japan und reiste 1941 mit einer Botschaft des japanischen Außenministers nach den USA, um den drohenden Krieg zu verhindern. Nach Kriegsende 1945 lehnte er ihm angebotene Regierungsposten ab und widmete sich dem Wiederaufbau des zerstörten Landes sowie der Evangelisation. Durch das von ihm angeregte neue Bodengesetz konnten 45 Prozent aller japanischen Landwirte zum ersten Mal ein eigenes Stück Land besitzen. Kagawa verfasste mehr als 130 volkswirtschaftliche, soziologische und theologische Büchern sowie Gedichte und Romane, darunter 1920 die autobiographische Novelle „Vor Sonnenaufgang”. Er war einer der bedeutendsten ökumenischen Sozialreformer, der Spiritualität und soziales Engagement in sich vereinigte. (www.heiligenlexikon.de)


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