Zum 22. Februar 1972

Paul Grüninger, Schweizer Polizeihauptmann in St. Gallen, rettete unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg bis zu 3600 Juden das Leben, indem er ihnen durch Vordatierung der Einreisevisa und/oder Fälschung anderer Dokumente die Einreise in die Schweiz ermöglichte. 1939 wurde Grüninger deswegen ohne Anspruch auf Rente vom Dienst suspendiert und 1940 wegen Amtspflichtverletzung zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. 1972 starb Grüninger verarmt in St. Gallen.

1995, 23 Jahre nach seinem Tod, hob das Bezirksgericht St. Gallen das Urteil gegen Paul Grüninger auf und sprach ihn frei. 1998 bezahlte die Regierung des Kantons St. Gallen an die Nachkommen Grüningers eine Entschädigung. Mit dem Geld wurde die Paul-Grüninger-Stiftung gegründet, die sich u.a. für heutige Verteidiger von Menschenrechten einsetzt. Die Stiftung verleiht periodisch einen Preis für besondere Menschlichkeit und besonderen Mut im Sinne Paul Grüningers.

Literatur:

  • Stefan Keller, Grüningers Fall. Geschichten von Flucht und Hilfe. Rotpunktverlag Zürch, Neuausgabe 2014.
  • Pieter Poldervaart, Gewissen vor Gesetz, Publik-Forum Nr. 20/2012, S. 38–40

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