Zum 21. September 1964

Julius von Jan gehörte zu den wenigen Vertretern des christlichen Widerstands gegen die antisemitische Politik der Nationalsozialisten. In seiner der Predigt am Buß- und Bettag in Oberlenningen (heute ein Ortsteil von Lenningen) am 16. November 1938 eine Woche nach der Reichspogromnacht verurteilte er die Unterdrückung und Verfolgung von Juden und Andersdenkenden. Predigttext war das Wort „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort!“ (Jeremia 22,29). Unter anderem führte er aus:

In diesen Tagen geht durch unser Volk ein Fragen: […] Wo ist der Mann, der im Namen Gottes und der Gerechtigkeit ruft, wie Jeremia gerufen hat: Haltet Recht und Gerechtigkeit, errettet den Beraubten von des Frevlers Hand! Schindet nicht die Fremdlinge, Waisen und Witwen, und tut niemand Gewalt, und vergießt nicht unschuldig Blut! Gott hat uns solche Männer gesandt! Sie sind heute entweder im Konzentrationslager oder mundtot gemacht. Die aber, die in der Fürsten Häuser kommen und dort noch heilige Handlungen vollziehen können, sind Lügenprediger wie die nationalen Schwärmer zu Jeremias Zeiten und können nur „Heil“ und „Sieg“ rufen, aber nicht des Herrn Wort verkündigen. […] Wir haben die Quittung bekommen auf den großen Abfall von Gott und Christus, auf das organisierte Antichristentum. Die Leidenschaften sind entfesselt, die Gebote missachtet, Gotteshäuser, die andern heilig waren, sind ungestraft niedergebrannt worden, das Eigentum der Fremden geraubt oder zerstört. Männer, die unserem deutschen Volk treu gedient haben […], wurden ins KZ geworfen, bloß weil sie einer anderen Rasse angehörten! Mag das Unrecht auch von oben nicht zugegeben werden – das gesunde Volksempfinden fühlt es deutlich, auch wo man darüber nicht zu sprechen wagt. Und wir als Christen sehen, wie dieses Unrecht unser Volk vor Gott belastet und seine Strafen über Deutschland herbeiziehen muss. […] Gott lässt seiner nicht spotten. Was der Mensch säet, wird er auch ernten! … 

In der Folge wurde von Jan selbst misshandelt und inhaftiert.

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